Kertész, Imre
Imre Kertész ( 9. November 1929 in Budapest;
31. März 2016 ebenda) war ein jüdischer Schriftsteller und „Holocaust-Überlebender“.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Imre Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren. Er stammt aus einer kleinbürgerlichen jüdischen Familie. 1944 wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau umgesiedelt, später nach Buchenwald, wo er 1945 „befreit“ wurde. Er kehrte nach Budapest zurück.
1948 machte Kertész die Reifeprüfung und begann eine journalistische Tätigkeit bei der Tageszeitung „Világosság“, die bald umbenannt und zum Parteiorgan der Kommunisten wurde. Nach seiner Entlassung im Jahre 1951 leistete er den Militärdienst (1951–1953) ab und ließ sich erneut in Budapest nieder und begann, als freier Schriftsteller und Übersetzer zu arbeiten.
Wirken
Ab 1953 wurde Kertész in Ungarn als freier Schriftsteller tätig, obwohl seine persönlichen und schriftstellerischen Freiheiten durch die kommunistische Diktatur in Ungarn nach dem Aufstand von 1956 stark eingeschränkt waren. Seinen Broterwerb sicherte sich Kertész zunächst mit Musicals[1] und Unterhaltungsstücken für das Theater.[2] 1960 begann er mit seiner 13-jährigen Arbeit an seinem „Holocaust“-Roman „Sorstalanság“ (Schicksallosigkeit), der zunächst abgelehnt, 1975 dann aber von einem staatlichen Verlag in Ungarn veröffentlicht wurde.
Seine um das Thema „Holocaust“ kreisenden Schriften wurden erst in den 1990er Jahren insbesondere in der Bundesrepublik zu Verkaufsschlagern gemacht.[3]
2002 erhielt er den Literatur-Nobelpreis. Er lebt und arbeitet in Berlin. Die Berliner Akademie der Künste hatte rund 35.000 Blatt Manuskripte, Tagebücher, Briefe und Rezensionen von Kertész erhalten und zum Imre-Kertész-Archiv erklärt.[4]
Wahrnehmung
Die „Mitteldeutsche Zeitung“ notierte 1998 über den großen Erfolg, von Kertész seit dem Niederbruch des Kommunismus vor allem im Westen, speziell aber in Deutschland, verzeichnete Preise (Brandenburgischer Literaturpreis, Leipziger Buchpreis, Gundolf-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung usw.): „Plötzlich ereilte den Schriftsteller der Ruhm, wechselte er die Länder wie seine vom Wende-Schock erwischten Kollegen die Taschentücher“.[3]
Kritik
Ein Interview Kertész löste im November 2009 in Ungarn heftige Reaktionen aus, als er im Gespräch mit der „Zeit“ sagte, in Ungarn hätten Rechtsextreme und Antisemiten das Sagen. Die Tageszeitung „Magyar Hirlap“ bezeichnete Kertész daraufhin als „wurzellos“. Der Sekretär des ungarischen Schriftstellerverbandes kritisierte im selben Blatt, Kertész verunglimpfe das Land andauernd. Die Zeitung steht dem damals oppositionellen Bund Junger Demokraten (FIDESZ) nahe.[5][6]
Auszeichnungen
- 2000: WELT-Literaturpreis
- 2007: Marion-Samuel-Preis (15.000 Euro dotiert)
- 2008: Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin
- 2009: Jean-Améry-Preis für Essayistik, „den hat der Verlag Klett-Cotta ins Leben gerufen. Die 12.000 Euro Preisgeld zahlt die Erste Bank“.
- 2012: Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (7.000 Euro dotiert)
Siehe auch: Jean Améry
Zitate
- Auschwitz ist tief in unsere Phantasie eingedrungen.[7]
Fußnoten
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