Kindermord von Postelberg

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das Gelände des Vernichtungslagers im September 2020. Die Kaserne war bereits abgerissen worden. Mitten vorne die Stelle der Latrine, rechts die nördliche Häuserzeile mit den Obstbäumen und die Hinrichtungsstelle der Saazer Hitlerjungen. Links im Hintergrund die Schule, unter deren Spielplatz 1947 ein Massengrab aufgedeckt wurde. Das ganze Gelände ist dabei als ein Massengrab anzusehen
Die Schule in Postelberg

Als Kindermord von Postelberg wird die Hinrichtung fünf Saazer Hitlerjungen am Mittwoch, den 6. Juni 1945 im Vernichtungslager Postelberg bezeichnet. Nach deutschen Quellen war der Lagerleiter Bohuslav Marek für die Erschießungen verantwortlich, nach tschechischen Quellen wurde der Befehl durch den Kommandanten Vojtech Cerný gegeben, der auch selber an der Erschießung beteiligt gewesen sein soll.

Die Bluttat

Zu dem Kindermord von Postelberg gibt es unterschiedliche Augenzeugenberichte, die richtigen Namen und Geburtsdaten sind in der Saazer Todesliste sowie auf gerichtlichen tschechischen Dokumenten erhalten, welche im Film Töten auf Tschechisch gezeigt werden. Die Namen der fünf Saazer Hitlerjungen auf Deutsch, mit Geburtsdatum:

  • Friedrich Körner (Lebensrune.png 14. April 1930) (15 Jahre)
  • Heinz Körner (Lebensrune.png 3. Mai 1932) (13 Jahre) [1]
  • Eduard Pachmann (Lebensrune.png 19. Juli 1930) (14 Jahre)
  • Anton Lanka (Lebensrune.png 22. Oktober 1930) (14 Jahre)[2]
  • Walter Junker (Lebensrune.png 23. April 1933) (12 Jahre)

Der Augenzeuge Engelbert Kopetzky aus Wischkowa dürfte mit seinem Bericht recht haben; der stimmt inhaltlich mit der auf der Lagerskizze der Weltnetzseite Horst Helmers, eines Überlebenden aus Saaz, eingezeichneten Stelle der erschossenen Burschen überein. Noch im März 2021 befand sich auf der Nordseite des Kasernengelandes eine Häuserzeile mit Hintergärten und Obstbäumen.

Bei Franz Seidler werden zum Teil andere Namen erwähnt. Nicht auszuschließen ist ein weiterer Kindermord, bei dem aus einer Gruppe von etwa 120 Buben beim östlichen Haupteingangstor einige sich unauffällig einem abmarschierenden Arbeitstrupp anzuschließen versuchten, dann jedoch erfaßt und erschossen wurden. Was aus diesen 120 Jungen geworden ist, bleibt ebenfalls unklar. Sie dürften mit den Erwachsenen Männern während der nächtlichen Massenerschießungen ums Leben gekommen sein, oder wurden ins Lager nach Oberleutensdorf abtransportiert. Der Augenzeuge Ernst Misof berichtet zu diesem Lager, daß der Lagerleiter Karel Vlasak nach Prügelszenen hier ebenfalls zahlreiche Erschießungen von Minderjährigen vollstrecken ließ.

Augenzeugenberichte


Achtung 2.png Warnung: Der nachfolgende Text könnte aufgrund der Abhandlung von hochgradig gewalt- und/oder kriminellgeprägten Inhalten für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sein, weshalb ihnen von der Lektüre abgeraten wird.

Bei Emil Franzl

  • „Dieser Bericht stammt aus dem Protokoll des Engelbert Kopetzky.
‚Eines der scheußlichsten Verbrechen war die Erschießung oder richtiger gesagt der Mord an fünf Hitlerjungen, darunter zwei Brüder im Alter von 13 und 15 Jahren. Diese Jungen waren schon einige Tage im Lager und hatten ebenso wie alle anderen Tausende Insassen Hunger und Durst. Der Stacheldrahtzaun verlief bei einem Graben. Unter dem Draht versuchten sie gefallenes Obst oder Gemüse vom Feld zu erreichen, um ihren Hunger zu stillen. Dies wurde ihnen als Fluchtversuch ausgelegt. Erst bekamen sie 25 Hiebe mit der Hundepeitsche, dann nochmals ca. 50 Hiebe auf den nackten Leib, bis die Fetzen herunterhingen. Dies war noch nicht genug, das Urteil lautete auf Todesstrafe. Die Buben schrieen und baten mit aufgehobenen Händen, man möge sie leben lassen, sie werden arbeiten und lieber hungern, bevor sie wieder so etwas machen, doch herzlos wurden sie an die Wand gestellt. Der Vater eines dieser Jungen kniete nieder vor dieser Bestie in Menschengestalt und hob die Hände und bot sein Leben für das des Jungen, doch nichts hatten sie für ihn übrig als Hiebe mit der Hundepeitsche. Zusehen mußte er und all die anderen Männer, wie die Buben an die Wand gestellt und mit 31 Schüssen liquidiert wurden. Deutsche mußten dann eine Grube graben, und sie dort hineinlegen. Männer, die an den Fronten Trommelfeuer erlebten, und dem Tod ungezählte Male ins Auge sahen, wurden bei dieser Tragödie schwach, und heute noch kommen ihnen die Tränen, wenn sie an dieses Erlebnis denken.‘[3]
  • „Franz Freyer gehörte zu jenen, die das tschechische Konzentrationslager Postelberg füllten. Er schrieb in seinem Bericht über den 6.6.1945, jenen Tag, den er als den ‚Tag des Kindermordes‘ bezeichnet.
‚Zunächst wieder endloses Einteilen und Aufstellen von Arbeitergruppen. Wieder erfüllten Kommandos, Schreie und Schüsse den Hof. In der Nähe des Tores saßen, wie alle Tage vorher, an die 120 Knaben und Burschen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Auch sie hatten ihren Platz nicht verlassen dürfen und die ganze Zeit in quälendem Sitzen auf ebener Erde zubringen müssen. Auch sie hatten drei Tage lang kein Essen erhalten. Die Fünf dieser Knaben, die sich unauffällig einer Arbeitsgruppe anschlossen, um auf diese Weise der Gefangenschaft zu entrinnen, waren gewiß nicht die Untüchtigsten. Aber schon in Postelberg wurden sie aufgegriffen und dann dem Kapitän Marek vorgeführt. Zitternd vor Erregung verfolgen die Männer und Knaben die entsetzliche Szene, die ihnen vorgeführt wurde und auf die sie durch den Ruf, ‚Eine Äußerung des Mißfallens, und es wird geschossen!‘ vorbereitet wurden. Die fünf Knaben wurden zur Reitschule geführt, der Hosen entblößt, und die Züchtigung begann. Ein widerlicher Anblick, wie sich die Tschechen hindrängen, um nur einige Schläge anbringen zu können. Die erbarmungslosen Schläge mit Stöcken und Peitschen entreißen den Knaben ein herzerweichendes Wimmern. Blut rinnt an ihren Schenkeln herunter, dann verlaufen sich die tschechischen ´Soldaten´. Die Knaben bleiben mit dem Gesicht zur Wand stehen, neben ihnen nimmt ein Posten Platz. Allmählich beruhen sich die Nerven der aufgeregten Zuschauer. Jeder glaubt, daß mit dieser Züchtigung die Bestrafung der Knaben zu Ende sei.
Nach einer halben Stunde nehmen einige Tschechen, die Gewehre im Arm, bei den Kindern Aufstellung. Ein Posten ruft: ‚Wer einen Fluchtversuch unternimmt, wird erschossen, so wie jetzt diese Knaben erschossen werden sollen.‘ Er konnte es also selbst nicht glauben, daß es mit dem Erschießen Ernst sei. Die Knaben wenden ängstlich die Köpfe, dann drehen sie sich um. Zwei der Tschechen legen auf kurze Distanz auf den ersten Knaben in der Reihe an, schon krachen ihre Schüsse, und der Knabe sinkt zur Boden. Sein Blut rötet die Wand. Da rufen die anderen Knaben ‚Herr Kapitän, wir werden es nicht mehr tun.‘ Der zweite Knabe in der Reihen läuft den Henkern entgegen, will ihnen die Gewehre in die Höhe schlagen. Die Mörder hatten schon repetiert, und der zweite Knabe stürzt im Feuer zu Boden. Mörtel stäubt auf, wieder rötet Blut die Wand. Die anderen Knaben fügen sich heldenhaft dem Schicksal. Der Dritte ruft nach seiner Mutter, ehe er zusammenbricht. Der vierte bleibt nach der Salve stehen, schaut stumm in die neuerlich erhobenen Läufe und sinkt erst nach den zweiten Schüssen zu Boden. Auch der Fünfte wird niedergeschossen. Die Knaben waren vielleicht 15 Jahre alt. Die Erwachsenen schauten den Morden wehrlos zu. Widerstand hätte zu einem wahren Gemetzel geführt, beim Tore waren Maschinengewehre aufgestellt.‘[4][5]

Bei Franz W. Seidler

  • „Am 6. Juni begannen die planmäßigen Erschießungen. In der Nähe des Kasernentors saßen wie alle Tage etwa 120 Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Als ein Arbeitstrupp die Kaserne verließ, schlossen sich fünf Jugendliche unauffällig an. Sie hießen Horst, Eduard, Hans, Walter und Heinz. Der jüngste war gerade einmal 12 Jahre alt. Sie wurden jedoch aufgegriffen und zurückgebracht. Die Knaben mußten sich vor den Augen der versammelten Gefangenen entkleiden. Dann wurden sie so gepeitscht, daß das Blut in Strömen floß und sie schließlich in einer großen Blutlache kauerten oder lagen. Nach einer halben Stunde wurden die Geschundenen der Reihe nach erschossen. Der jüngste taumelte auf seinen Mörder zu und bettelte, zu seiner Mutter zu dürfen, doch der Schütze hatte kein Erbarmen mit dem Kind und drückte nochmals ab. Nach der Exekution der fünf begannen die Erschießungen der anderen.“[6]

Amtliche tschechische Quellen

  • „Fünf junge Männer im Alter von 15 bis 16 Jahren wurden fast totgeschlagen und am Ende an der Wand erschossen.[7] Den Befehl zum Erschießen gab Kapitän Vojtech Cerný.“[8]

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Emil Franzel, Die Vertreibung Sudetenland 1945-1946, Aufstieg Verlag, Landshut 1979, ISBN 3-7612-0149-4
  • Ingomar Pust, Schreie aus der Hölle, ungehört, Hartmann Verlag, Sersheim 2009, ISBN 978-3-946037-03-3
  • Franz W. Seidler, Deutsche Opfer, alliierte Täter 1945, Pour le Mérite, Selent 2015, ISBN 978-3-932381-66-9
  • Jiri Padevet, Blutiger Sommer 1945, Nachkriegsgewalt in den böhmischen Ländern, Verlag Tschirner und Kosová, Leipzig 2020

Verweise

Fußnoten

  1. Manche Quellen halten ihn für einen Bruder Friedrich Körners.
  2. Sein Name erscheint auf der Saazer Totenliste im Film Töten auf Tschechisch (0m 29s).
  3. Franzel, Seite 376-377
  4. Franzel, Seite 319-320
  5. Ingomar Pust ergänzt diesen Bericht: „Die seelischen Qualen sollten an diesem Tag kein Ende nehmen. In den Ställen an der hinteren Schmallseite des Hofes waren die Todgeweihten untergebracht. Jede Stunde, pünktlich nach dem Glockenschlag, begab sich eine Gruppe Tschechen, mit Stöcken und Peitschen bewaffnet, in die Ställe, dann hörte man wohl zehn Minuten lang das Schreien und Wimmern der Getroffenen. Dies dauerte bis zum Abend fort. Die Erschießungen zerrten nicht so an den Nerven wie dieses Foltern der Menschen, die zur Erschießung bestimmt waren und vorher noch auf grauenhafte Weise gequält wurden. Täglich wurden Haftlinge erschossen und in die Splittergräben geworfen, die von uns dann als Latrine benützt werden mußten.“ In Schreie aus der Hölle, ungehört.
  6. Seidler, Seite 238-241
  7. In den Fußnoten dieses Buches wird unter Verweisung auf Tomás Stanek erwähnt, die Jungen sollen angeblich einen Aufstand vorbereitet haben. Als Geburtsjahr vier der Jungen wird 1930 erwähnt. Anton Lanka wird als Anton Lank aufgeführt, möglich ist hier das letzte A für einen tschechischen Wesfall gehalten und entfernt, siehe dazu den tschechisierten Namenslisten der ermordeten Burschen im Film Töten auf Tschechisch (42m 42s).
  8. Padevet, Seite 314-318