Laconia-Befehl

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U-156 und U-506 mit Schiffbrüchigen bei der Rettung

Der Laconia-Befehl wurde vom Befehlshaber der Marine Admiral Dönitz als Folge der Beschießung rettender deutscher U-Boote durch alliierte Flugzeuge erlassen.

Am 12. September 1942 versenkte U 156 unter dem Kommandanten Korvettenkapitän Werner Hartenstein den britischen Passagierdampfer „Laconia“, der von der englischen Admiralität als Truppentransporter verwandt wurde und nach dem britischen Handbuch der bewaffneten Schiffe mit 14 Geschützen armiert war. Die spätere Aussage des Artillerieoffiziers der „Laconia“ ergab eine Bewaffnung von acht Geschützen, darunter zwei 15-cm-Geschützen zur Verwendung gegen Schiffsziele und außerdem von Flak-Waffen, sowie Wasserbomben und Asdicgeräten.

Karl Dönitz ordnete daraufhin die Rettung der Schiffbrüchigen an, bei der von den 811 an Bord befindlichen Engländern etwa 800, von den 1.800 kriegsgefangenen Italienern 450 durch U 156 und die ebenfalls hinzugezogenen deutschen U-Boote U 506 und U 507 gerettet wurden. Nach späterer englischer Angabe befanden sich 436 Mann britische Besatzung und 268 britische Urlauber mit 80 Frauen und Kindern, 1.800 italienische Kriegsgefangene mit 160 polnischen Kriegsgefangenen aus Rußland als Gefangenenwärter an Bord. Nach italienischen Aussagen hatten die Briten nach dem Torpedotreffer auf der „Laconia“ die Schotten zu den Wohnräumen der Gefangenen geschlossen und den Versuch der Italiener, in die Boote zu gehen, mit der Waffe abgewehrt. Dies hatte zur Folge, daß die Zahl der geretteten Italiener so gering war.

Am Morgen des 13. September um 6:00 Uhr gab dann sogar der deutsche Kommandant von U 156 folgenden offenen Funkspruch auf der 25 m Welle ab:

„If any ship will assist the ship-wrecked „Laconia“-crew, I will not attack her providing I am not being attacked by ship or airforces. I picked up 193 men, 4° 52’, South 11° 26’ West, German submarine.“ („Wenn irgend ein Schiff der schiffbrüchigen Besatzung der „Laconia“ helfen will, werde ich es nicht angreifen, vorausgesetzt, daß ich nicht von Schiffen oder Flugzeugen angegriffen werde; ich rettete 193 Mann, 4° 52’ Süd, 11 ° 26’ West, Deutsches U-Boot.“)

Da spielte sich am 16. September mittags ein Ereignis ab, das der Kommandant von U 156 in seinem Kriegstagebuch folgendermaßen schildert:

„1125 Uhr kurz vor Erreichen der beiden übrigen Boote aus rw 70° viermotoriges Flugzeug mit amerikanischen Abzeichen. Zum Zeigen meiner friedlichen Absichten große Rotkreuzflagge 2x2 m auf Brücke quer zur Anflugrichtung gezeigt. Flugzeug überfliegt uns einmal und kreist längere Zeit in der Nähe. Morseverkehr mit „Woher?“ und ob Dampfer in der Nähe gesehen, mißlingt. Fliegt nach SW ab und kommt nach halber Stunde kurz wieder.“
„1232 Anflug von Maschine gleichen Typs. Passiert in 80 m Höhe kurz vor Bug, wirft zwei Bomben mit etwa 3 sec. Verzögerung. Während noch achtere Schleppleine mit vier Booten losgeworfen wird, wirft Flugzeug eine Bombe mitten in die Boote. Ein Boot kentert. Flugzeug kreist in der Nähe und, wirft nach einiger Zeit seine vierte Bombe 2000—3000 m weit ab. Erkenne Bombenschacht leer. Erneuter Anflug, 2 Bomben, eine detoniert mit Sekunden Verzögerung direkt unter Zentrale. Turm verschwindet in schwarzer Wasserglocke. Zentrale und Bugraum melden Wassereinbruch. Klar bei Schwimmwesten. Befehl: Alle Briten von Bord. Danach (...) Italiener ebenfalls von Bord. (Habe keine Tauchretter für sie.)“

Daraufhin gab Dönitz per Funk den Befehl:

„0019 Uhr, 17.9. Sicherheit des Bootes darf unter keinen Umständen gefährdet werden. Alle Maßnahmen, auch Abbrechen der Bergungstätigkeit, rücksichtslos ergreifen. Annahme irgendwelcher Schonung durch den Gegner ist völlig abwegig ...“

Der Gegner hatte durch die SOS-Meldungen der „Laconia“ und den offenen Funkspruch von U 156 in englischer Sprache genaue Kenntnis von der Versenkung des Schiffes und der schwierigen Lage der Überlebenden. Er hatte trotzdem in den vier Tagen, die die Rettungsaktion bereits dauerte, nicht nur nichts getan, um den Schiffbrüchigen, unter denen sich ja auch etwa 1000 Briten und Polen befanden, zu helfen, sondern nur die Gelegenheit benutzt, die U-Boote zu bekämpfen.

Deshalb folgte der weitere Befehl von Dönitz:

„An U 506 und U 507: Boote müssen jederzeit alarmtauchklar und unter Wasser voll verwendungsbereit sein. Gerettete, die an Bord sind, entsprechend an Rettungsboote abgeben. Nur italienische Menschen an Bord behalten. Zum Treffpunkt gehen und dort an Franzosen abgeben. Vorsicht vor feindlicher Einwirkung, Fliegern und U-Booten. Keine Rotkreuzflagge setzen, da ihr Zeigen 1.) international nicht vorgesehen, 2.) auf keinen Fall und am wenigsten beim Engländer Gewähr für Schonung bietet.“

Am 17.9. um 12.22 Uhr wurde U 506 mit 142 Schiffbrüchigen an Bord, darunter Frauen und Kindern, von einer schweren Seemaschine mit Bomben angegriffen. Die drei Bomben explodierten jedoch erst, als es bereits auf 60 m Tiefe war.

Die Kommandanten erhielten aus diesen Gründen am 17.9. folgendes Verbot:

„Jegliche Rettungsversuche von Angehörigen versenkter Schiffe, also auch Auffischen von Schwimmenden und Anbordgabe auf Rettungsboote, Aufrichten gekenterter Rettungsboote, Abgabe von Nahrungsmitteln und Wasser haben zu unterbleiben, Rettung widerspricht den primitivsten Forderungen der Kriegführung nach Vernichtung feindlicher Schiffe und Besatzungen.“

Karl Dönitz wurde wegen dieses nur folgerichtigen Befehls vor dem späteren Nürnberger Siegertribunal angeklagt.

Im völligen Gegensatz zur deutschen Hilfsbereitschaft stand die Haltung der Alliierten. Zwei Jahrzehnte später erklärte US-General Robert C. Richardson, mittlerweile Brigadier im NATO-Hauptquartier in Paris: „Ich gab den Befehl, die Überlebenden der "Laconia" zu bombardieren. Wir wußten nicht, daß sich Briten unter ihnen befanden. Aber selbst wenn wir es gewußt hätten, würde es keinen Unterschied gemacht haben. Ich würde den Befehl auf jeden Fall gegeben haben… Es war Krieg, und das U-Boot mußte vernichtet werden.

Siehe auch

Verweise

Literatur