Lange Kerls

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Illustration von Richard Knötel

Die Langen Kerls waren die Angehörigen der Potsdamer Grenadiergarde, der Leibgarde des Preußischen Königs, die 1675 als „Regiment Kurprinz“ in der Preußischen Armee gegründet wurde.

Entwicklung

Ab 1701 wurde sie in „Kronprinzenregiment“ umbenannt. Ab 1710 formierte Kronprinz Friedrich Wilhelm dieses Korps aus möglichst hochgewachsenen jungen Männern. Die Größe hatte durchaus einen praktischen Grund, da die Vorderlader nur stehend geladen werden konnten und somit möglichst großgewachsene Soldaten von Vorteil waren.

Erläuterung

Unser Bild zeigte den größten Mann der Reichswehr (2,10 m) neben einen Kameraden aus der friederizinischen Zeit, dem er - wie man sieht - auf jeden Fall gewachsen ist.

Die Angehörigen „Seiner Königlichen Majestät Regiment“ bestanden aus 60 Offizieren, 165 Unteroffizieren, 53 Trommlern, 15 Pfeifern, 15 Feldschern (Wundärzte) und 2160 Musketieren, von denen keiner weniger als sechs preußische Fuß, knapp 1,90 Meter, messen durfte. Als „Rothes Bataillon Grenadiers“ marschierte es erstmals bei den Beisetzungsfeierlichkeiten für Friedrich I., vor dem Berliner Dom auf. Eine Stellung in der Elitetruppe war begehrt, aber nicht alle hochgewachsenen Männer Preußens mochten sich für den Militärdienst zu begeistern, so daß auch auf Ausländer zurückgegriffen werden mußte. Für die Schenkung des deutschen Bernsteinzimmers an Rußland erhielt Preußen zum Beispiel als Gegengeschenk 55 Lange Kerls vom russischen Zaren Peter dem Großen.[1] Die preußischen Werber waren in den anderen deutschen Staaten zumeist wegen ihrer rabiaten Methoden nicht gern gesehen.

Tradition

Ab 1740 wurden die Männer von Friedrich dem Großen aus Kostengründen auch auf andere Regimenter aufgeteilt. Unter der letzten Bezeichnung „Altpreußisches Infanterieregiment No. 6“ mußte es 1806, als Folge der preußischen Niederlage im Krieg gegen Frankreich, aufgelöst werden. Die Tradition wurde später vom „1. Garde-Regiment zu Fuß“ des Garde-Korps wieder aufgenommen.

Beschreibung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Es ist die Vorliebe Friedrich Wilhelms für große Soldaten viel getadelt worden. Man hat dies als sein „Steckenpferd“, eine nur ihm angehörende Passion bezeichnet. Es ist endlich Zeit, daß dieser Irrtum aus den Schullesebüchern und Geschichtswerken beseitigt wird. Auch andere Fürsten und Staaten seiner Zeit hatten ihre Werber, die nach großen Rekruten Jagd machten. Ebenso ist es unrichtig, wenn erzählt wird, sein Nachfolger Friedrich II., habe keine Vorliebe für lange Soldaten gehabt. Auch er sah auf die Einstellung möglichst großer Leute. Um Mißverständnissen vorzubeugen, erließ er gleich nach seiner Thronbesteigung den Befehl: „daß Ihr Euch nicht untersteht, die großen Leute zu entlassen oder kleine Rekruten einzustellen.“ Ja er will, daß nach wie vor „lange Kerls“ außer Landes angeworben werden und setzt auch diejenigen Preise fest, die je nach der Größe des langen Kerls zu entrichten sind.

Die Ordre Friedrichs II. ist datiert: Charlottenburg, den 24. Juni 1740, und lautet:

„Mein lieber Obrister von Wedell! Ich habe resolvieret, Ihr sollet das Regiment jederzeit mit 7, 8, 9 und 10zölligen Leuten unterhalten, insbesondere aber sehr wohl darauf sehen, damit in das dritte Glied keine kleineren Leute wie jetzt angeworben, sondern dieses eher vergrößert als verkleinert werde. Ich setze hierdurch zugleich eine Taxe fest, nach welcher ein vor allemal hinführo die Rekruten, so vor Euer Regiment außer Landes angeworben werden, bezahlet werden sollen, nehmlich: vor einen Kerl von 10 Zoll 200 Thaler, 9 120, 8 80 und 7 30 bis höchstens 40 Thaler, nach welcher Taxe sich die Capitains strickte achten sollen. Da ich gewillt bin, einige neue Bataillons zu errichten, wozu auch Euer Regiment 170 Mann anwerben soll, so ist es mein Wille, daß diese Leute nicht kleiner wie 5/2 Zoll sein sollen. 10 Offiziere von Eurem Regiment sollen auf Werbung gehen. Da ich bei diesen neuen Bataillons einige tüchtige Offiziers nach meinem Gefallen avancieren werde, welche mir noch von meinem Vater vor seinem Ableben zur besonderen Vorsorge rekommandiert worden, so habt Ihr Euren Offiziers zu deklarieren, daß jeder persuadiert sein soll, daß ihrem Rang kein Tort geschehen wird. Niemand soll mich mit Beschwerden behelligen.“

Also nicht nur Friedrich Wilhelm I., sondern auch sein großer Nachfolger, Friedrich II., empfand eine so große Vorliebe für lange Kerls, daß er für einen 10zölligen Soldaten einen sechsmal höheren Kaufpreis zahlte, als für einen 7zölligen. Will man jenen dieserhalb tadeln, so darf man diesen nicht loben.

Quelle: Friedrich R. Paulig: „Friedrich Wilhelm I., König von Preussen. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens, seines Hofes und seiner Zeit“, 1889, S. 105f. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Literatur

  • Herrmann Vogt: Das Buch vom Deutschen Heere - Dem deutschen Volke gewidmet (1886) (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. in anderen Quellen ist auch von 150 Soldaten die Rede. vgl.: Ludwig Ernst Hahn: „Geschichte des preussischen Vaterlandes“, 1900, S. 220 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!