Garde-Korps
Dem Garde-Korps (offiziell so seit 1821 genannt) gehörten von Herbst 1814 bis 1918 sämtliche Gardetruppenteile (die Teilweise geschichtlich bis in das 17. Jahrhundert zurückreichten) der Königlich-Preußischen Armee an, d. h. es beinhaltete die Gesamtheit der Garden. Diese hatten – mit Ausnahme des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4, das zeitweilig in Koblenz stationiert war – grundsätzlich ihre Garnison in der preußischen Haupt- und Residenzstadt Berlin sowie der Residenz Potsdam und den Städten und Gemeinden zwischen Berlin und Potsdam, die erst 1920 zu Groß-Berlin kamen.
Inhaltsverzeichnis
Formationsgeschichte
- 20.9.1814: Der Kommandeur ist Chef sämtlicher Garden
- 7.3.1815: Befehl über die Garde-Grenadier-Brigade
- 1.6.1815: Garde- und Grenadier-Korps (Siebter Koalitionskrieg)
- Den 3. September 1815 nahm das Garde- und Grenadier-Corps an der Fahnenweihe teil, wodurch die Truppenfahnen der neuen Regimenter der Armee eingeweiht wurden; die der alten in der Gegend von Paris stehenden Regimenter aber neue Fahnenspitzen erhielten. Es fand Gottesdienst und Vorbeimarsch auf dem Marsfeld (Champ de Mars) statt.
- 2.12.1816: Gleichstellung mit den Generalkommandos in den Provinzen
- 5.9.1818: Umgliederung in 2 Divisionen
- 13.11.1821: Umbenennung in Garde-Korps
- 14.6.1859: Gliederung in 2 Infanterie-Divisionen und 1 Kavallerie-Division (für die Dauer Mobilmachung)
- 19.11.1859: endgültige Umgliederung
- 17.4.1917 bis 25.6.1917: Das Garde-Korps war an der Aisne eingesetzt, und wurde dort Generalkommando Aisne genannt.
- 23.8.1917 bis 5.9.1917: Das Garde-Korps wurde bei Dixmude auch als Dixmude-Gruppe bezeichnet.
Umbenennung in Garde-Korps 1821
- „Den 1. Mai 1820 verlieh Se. Majestät der König den beiden Grenadier-Regimentern den Garde-Rang und nimmt das Grenadier-Regiment Franz die 11. Rangstufe im Corps ein. Am 13. Mai 1820 erhielten die Grenadier-Regimenter auf den Achselklappen über dem Namenzuge eine Krone, welche bei den Unteroffizieren und Grenadieren aus gelbem Tuch; bei den Offizieren aus geschlagenem, vergoldeten Blech bestand. Unterm 1. Juli 1820 wurde dem Allerhöchsten Chef, Sr. Majestät dem Kaiser Franz ein Paar Epaupletts neuer Art mit der Krone, im Namen des Regiments übersandt. Im November 1820 erhielt das Regiment ein von Ihrer Majestät der Kaiserin von Oestreich eigenhändig mit Höchstdero Namen: Caroline Auguste, Kaiserin von Oesterreich, gesticktes Fahnenband zum Geschenk. Dasselbe besteht aus einem mit Gold auf weifsem Grunde gestickten Bande, welches mittelst einer Schleife dergestalt an dem obern Theil der Fahne befestigt wird, dafs zwei 4 Zoll breite, respective 3 1/2 und 2 1/2 Fufs lange Enden gebildet werden. Se. Majestät der König befahlen, dafs dies Band an der Fahne des ersten Bataillons, bei grofsen Paraden und feierlichen Gelegenheiten, wo die Fahnen ohne Ueberzug erscheinen, befestigt werden könne. Am 30. März 1821, dem Jahrestage der Schlacht von Paris, wurde die feierliche Einweihung des Kriegsdenkmals auf dem Tempelhofer Berge, der von diesem Tage an den Namen Kreuzberg führt, vollzogen. Durch Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 13. November 1821 wurde bestimmt, dafs, da den Grenadieren schon früher der Garde-Rang ertheilt worden, das Corps den Namen: Garde-Corps fuhren sollte. Im Mai 1822 schenkten Se. Majestät den Regimentern des Garde-Corps neue Fahnen-Ueberzüge mit Spitzen. Diese waren, wie-bisher, von Wachsleinwand, hatten aber eine Spitze von Messing, auf deren äufserer Seite sich das eiserne Kreuz befindet.“[1]
Erster Weltkrieg
Die Elitetruppe war zu Beginn des Ersten Weltkrieges der II. Armee-Inspektion unterstellt. Chef der beiden prestigeträchtigsten Garderegimenter, des 1. Garde-Regiments zu Fuß und des Regiments der Gardes du Corps war immer der jeweilige König von Preußen.
Reichswehr
Die repräsentative Aufgaben des Garde-Korps übernahm bei der Reichswehr das Wach-Regiment Berlin.
Gliederung
Das Gardekorps war nach dem letzten Friedensstand von 1914 in zwei Garde-Divisionen mit fünf Garde-Infanterie-Brigaden und zwei Garde-Feldartillerie-Brigaden, eine Garde-Kavallerie-Division mit vier Garde-Kavallerie-Brigaden, mehreren Garde-Regimentern und sonstigen Truppen und Behörden gegliedert:
- 1. Garde-Division in Berlin
- 2. Garde-Division in Berlin
- Garde-Kavallerie-Division in Berlin
- Garde-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 1 in Potsdam
- Garde-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 2 in Berlin
- Garde-Fußartillerie-Regiment in Spandau
- Garde-Pionier-Bataillon in Berlin
- 1. Eisenbahn-Brigade in Berlin
- Eisenbahn-Regiment Nr. 1
- Eisenbahn-Bataillon Nr. 4
- Königlich Preußische Militär-Eisenbahn mit Betriebsabteilung der Eisenbahntruppen und Verkehrsamt
- Depot-Verwaltung der 1. Eisenbahn-Brigade
- Telegraphen-Bataillon Nr. 1 in Treptow
- Telegraphen-Bataillon Nr. 5 in Klausdorf-Sperenberg
- Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 in Tegel
- Luftschiffer-Bataillon Nr. 2 in Tegel, Königsberg und Dresden
- Flieger-Bataillon Nr. 1 der Fliegertruppe in Döberitz
- Kraftfahr-Bataillon in Berlin
- Garde-Train-Abteilung in Berlin
Unterstellung
Außerdem unterstanden dem Gardekorps:
- Feldartillerie-Schießschule mit Lehr-Regiment in Jüterbog
- Fußartillerie-Schießschule mit Lehr-Regiment in Jüterbog
- Versuchs-Abteilung des Militär-Verkehrswesens/Verkehrstechnische Prüfungskommission in Berlin
- Kriegstelegraphenschule in Spandau
- Leibgendarmerie in Berlin bzw. Potsdam
- Schloßgarde-Kompanie in Berlin
- Invalidenhaus in Berlin
Erster Weltkrieg
Mobilmachung
Mit der Mobilmachung im August 1914 wurde das Gardekorps in seine Kriegsgliederung überführt und mit der 1. und 2. Garde-Division der 2. Armee unterstellt, ebenso wie das neugebildete Garde-Reserve-Korps mit der 3. Garde-Division und der 1. Garde-Reserve-Division. Die Garde-Kavallerie-Division kam zum Höheren Kavallerie-Kommando 1 (HKK 1) (bei der 3. Armee), die 2. Garde-Reserve-Division zum X. Reserve-Korps (ebenfalls 2. Armee) und die Garde-Ersatz-Division bildete mit anderen Ersatz-Divisionen den mobilen Ersatz.
Zusätzliche Divisionen
Im weiteren Verlauf des Krieges wurden noch aufgestellt:
- 4. Garde-Division im Mai 1915
- 5. Garde-Division im Januar 1917
Uniform und Abzeichen
Gemeinsames Abzeichen aller Gardetruppen war der sogenannte „Gardestern“ (Stern des Schwarzen Adler-Ordens) als Auflage auf dem Gardeadler bei Helm mit Spitze („Pickelhaube“), Tschako, Tschapka der Ulanen, Husaren usw.; am Waffenrockkragen und an den Ärmelaufschlägen trugen alle Einheiten des Gardekorps besondere Stickereien (meist Kolbenstickerei nach M1842, sogenannte „Gardelitzen“). Letztere wurden nach 1918 allgemein als Kragenverzierung im Deutschen Heer eingeführt. Noch heute sind sie auf den Kragenspiegeln der Heeres-Uniformen der Bundeswehr angebracht. Der sogenannte „Gardestern“ ziert heutzutage die Barette der Feldjägertruppe der Bundeswehr.
Goldene Garde-Litzen am Kragen des grünen Waffenrocks eines preußischen Jägers des Garde-Schützen-Bataillons im Garde-Korps
Kartuschkasten (Patronentasche für Kartuschen oder Patronenhülsen) für Offiziere mit dem Gardestern (Garde-Kavallerie und -Artillerie)
Garde-Helm der Garde-Kavallerie für Offiziere mit Paradeadler
Kommandierende Generäle
Kommandierende Generäle des Garde-Korps:
Name | Beginn bzw. Zeitraum des Kommandos |
---|---|
Karl von Mecklenburg | 20. September 1814 |
Prinz Wilhelm von Preußen | 30. März 1838 bis 22. Mai 1848 |
Karl von Prittwitz | 23. Mai 1848 bis 1. Juni 1853 |
Karl von der Gröben | 2. Juni 1853 bis 2. Juni 1858 |
August von Württemberg | 3. Juni 1858 bis 29. August 1878 |
Wilhelm Graf von Brandenburg[2] | 30. August 1882 bis 20. August 1884 |
Alexander von Pape | 21. August 1884 bis 18. September 1888 |
Oskar von Meerscheidt-Hüllessem | 19. September 1888 bis 5. Mai 1893 |
Hugo von Winterfeld[3] | 6. Mai 1893 bis 17. August 1897 |
Max von Bock und Polach | 18. August 1897 bis 26. Januar 1902 |
Gustav von Kessel | 27. Januar 1902 bis 28. Mai 1909 |
Alfred von Loewenfeld[2] | 29. Mai 1909 bis 28. Februar 1913 |
Karl von Plettenberg | 1. März 1913 bis 5. Februar 1917 |
Ferdinand von Quast | 6. Februar bis 8. September 1917 |
Alfred Graf und Burggraf zu Dohna-Schlobitten | 9. September bis 1. November 1917 |
Alfred von Böckmann | 2. November 1917 bis 11. November 1918 |