Kather, Linus
Linus Kather ( 22. September 1893 in Prossitten; 10. März 1983 in Stühlingen) war ein deutscher Rechtswissenschaftler, Heimatvertriebenenfunktionär und Politiker (CDU, ab 1954 GB/BHE, später NPD) sowie von 1949 bis 1957 Mitglied des Deutschen Bundestages in Bonn.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Kather nahm als Freiwillger am Ersten Weltkrieg teil, wurde zweimal verwundet, schied 1916 aus, studierte weiter Rechtswissenschaften, gehörte einer Studenenverbindung an, promovierte 1919 und trat 1920 der Zentrumspartei bei. Ab 1921 war er Rechtsanwalt und ab 1929 Notar in Königsberg. Unter der nationalsozialistischen Regierung vertrat Kather als Strafverteidiger Widerstandskämpfer vor Gericht.
Am 19. Dezember 1941 wurde Kather, nach eigenen Aussagen, in seiner Kanzlei verhaftet und am 21. Januar 1942 wieder aus der Haft entlassen. Bis zu seiner Flucht aus dem umkämpften Ostpreußen übernahm er zudem immer wieder die Verteidigung von Kriegsgefangenen vor dem Gericht der Festungskommandantur Königsberg.
- Seiner Frau Charlotte war die Flucht aus Ostpreußen zusammen mit den beiden neun- und zehnjährigen Kindern schon am 1. Februar 1945 über Pillau und die Ostsee nach Schleswig-Holstein gelungen. Nach kurzer Dienstverpflichtung im Volkssturm gelang es auch Kather, am 15./16. Februar 1945 in den Westen zu fliehen; er siedelte sich mit seiner Familie, die er in Lübeck wiedergefunden hatte, in Hamburg an. Hier wurde er ab Dezember 1945 wieder als Rechtsanwalt tätig und war Mitgründer der örtlichen CDU, für die er 1946 auch in die erste frei gewählte Bürgerschaft einzog. Sofort begann Kather auch seine Lobbyarbeit für die Belange der heimatvertriebenen Deutschen. Schon im Juni 1945 gründete er die „Notgemeinschaft der Ostdeutschen“, deren Vorsitz er auch übernahm. Am 15. Februar 1946 ging die „Notgemeinschaft“ in der neu gegründeten „Arbeitsgemeinschaft deutscher Flüchtlinge e. V.“ auf, deren Vorsitz Kather ebenfalls innehatte. 1949 übernahm er den Vorsitz des in Frankfurt/Main gegründeten „Zentralverbands der vertriebenen Deutschen“ (ZvD), dem Zusammenschluss der auf Länderebene organisierten interessenpolitischen Vertriebenenverbände, welcher sich 1951 in „Bund der vertriebenen Deutschen“ (BvD) umbenannte. Auch hier übernahm Kather den Vorsitz. Sein Verband rivalisierte von Anfang an mit den ebenfalls 1949 gegründeten „Vereinigten Ostdeutschen Landsmannschaften“ (VOL). Diese bildeten als Dachverband 1952 den „Verband der Landsmannschaften“ (VdL). 1957 gelang der Zusammenschluss der beiden bislang konkurrierenden Einrichtungen als „Bund der Vertriebenen – Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände (BdV)“. Gleichberechtigte Vorsitzende wurden Dr. Georg Baron Manteuffel-Szoege, bisheriger Vorsitzender des VdL, und Linus Kather, Vorsitzender des BvD. 1958, nach der endgültigen Konstituierung des „Bundes der Vertriebenen“ (BdV), ging das Doppel-Konstrukt darin auf. Präsident des BdV wurde Hans Krüger.[1]
Von 1947 bis 1950 war er Stellvertreter von Adenauer im Vorsitz der CDU der britischen Besatzungszone. Er wirkte maßgeblich an den BRD-Gesetzen zum Lastenausgleich und zur Frage der Vertriebenen mit. Differenzen mit dem „Kanzler der Alliierten“ führten ihn zur BHE[2].
Von 1949 bis 1958 war er Vorsitzender des Zentralverbands vertriebener Deutscher (ZvD) bzw. des Bundes vertriebener Deutscher (BVD), einer Vorläuferorganisation des Bundes der Vertriebenen (BdV). Als Präsidenten wurden des neuen BdV wurden 1957 zunächst Georg Baron von Manteuffel-Szoege (CSU, VdL) und Linus Kather (CDU, BVD) als gleichberechtigte Vorsitzende (1957–1959) gewählt.
Aus Protest gegen die Fusion mit der DP verließ er den GB/BHE. 1969 kandidierte er als inzwischen Parteiloser für die NPD vergeblich zur Bundestagswahl. Im selben Jahr legte er alle politischen Ämter nieder. Ab 1970 führte Kather die NPD-nahen Organisationen Aktion Deutschland und Aktion Widerstand, die sich gegen die neue Ostpolitik der BRD und somit den Verzicht auf Ostdeutschland richteten.
Tod
Linus Kather verstarb 1983 Stühlingen.
Auszeichnungen (Auszug)
Veröffentlichungen
- Schenkung und Schenkungsversprechen gemäß §§ 516, 518 BGB, Dissertation, 1919
- Ein Recht aller Deutschen, Frankfurt am Main, 1959
- Die Entmachtung der Vertriebenen, 2 Bände, München und Wien, 1964/65
- Halali in Ostpreußen. Erinnerungen an ein geraubtes Land, Vaduz, 1978
- Von Rechts Wegen? Prozesse, Esslingen, 1982
Fußnoten
- Zentrum-Mitglied
- Deutscher Politiker
- BRD-Politiker
- Bundestagsabgeordneter (Schleswig-Holstein)
- Bundestagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen)
- CDU-Mitglied
- GB/BHE-Mitglied
- NPD-Mitglied
- BdV-Mitglied
- Korporierter im CV
- Geboren 1893
- Gestorben 1983
- Rechtsanwalt (Deutsches Reich)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)