Bamberger, Ludwig
Ludwig Bamberger (geb. 22. Juli 1823 in Mainz; gest. 14. März 1899 in Berlin) war ein jüdischer Bankier in Deutschland, England und Frankreich.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Jurastudium wurde er Mitherausgeber der Mainzer Zeitung und später auch deren Chefredakteur. Während der Februarrevolution 1848 waren seine Leitartikel Meinungsbildend. Darin beschrieb er nicht zuletzt die französische Republik auch als Vorbild für Deutschland und hoffte so, die Pfalz aus Deutschland herauszutrennen und Frankreich anzugliedern. Zudem versuchte er, direkten Einfluß auf die politische Entwicklung in Mainz zu nehmen. Nach der Niederschlagung der Revolte floh Bamberger in die Schweiz. Zwischen 1849 und 1851 wurde er in Abwesenheit dreimal angeklagt und zu Haftstrafen verurteilt. 1852 verurteilte ihn ein Gericht in Zweibrücken zum Tod. Ende 1849 ging er nach London und wurde dort Mitarbeiter im Bankhaus seines Onkels Bischoffsheim. Im Sommer 1850 wechselte er zur Filiale nach Antwerpen. Dort war er an der Finanzierung der Nachrichtenagentur Reuters beteiligt. 1851 ging er nach Rotterdam und machte sich dort mit seinem Bankhaus L. A. Bamberger selbständig. Anschließend in Paris tätig, versuchte Bamberger durch verschiedene Veröffentlichungen auch weiterhin politisch Einfluß auf die Entwicklung in Deutschland zu nehmen. 1867 konnte er aufgrund von Amnestiegesetzen nach Deutschland zurückkehren. 1869/1870 war Bamberger zusammen mit Adelbert Delbrück an der Vorbereitung zur Gründung der „Deutsche Bank AG“ beteiligt. Von 1870 bis 1872 war er dann Mitglied des Verwaltungsrates der „Deutsche Bank AG“. Im Reichstag setzte er sich für eine Währungsreform ein, die dem neugegründeten Reich eine Einheitswährung bringen sollte. Er wandte sich gegen eine Silberwährung und plädierte für eine goldgestützte Währung.
Moses Mordechai Levy schrieb unter seinem damals schon bekannten Pseudonym „Karl Marx“ in einem Pamphlet gegen den deutschen Naturwissenschaftler Karl Vogt unter anderem auch über seinen jüdischen Volksangehörigen Bamberger:
- Der Original Stern Gescheidt ist ein andrer Mitstrolch Vogt's, ein gewisser L. Bamberger, 1848 Redacteur eines Winkelblatts in Mainz, gegenwärtig „auf ganzen Sold“ angeheiratheter loup-garou zu Paris und decembristischer Democrat „im einfachsten Sinne des Worts“. Um diesen „einfachen“ Sinn zu verstehn, muß man die Zigeunersprache der Pariser Börsensynagoge kennen. Stern Gescheidt's „einfache“ Democratie ist dasselbe was Isaak Pereire „la democratisation du credit“, die Democratisirung des Credits nennt, die darin besteht, nicht einzelne Kreise einer Nation, sondern die ganze Nation in eine Spielhölle zu verwandeln, um sie en masse beschwindeln zu können. Während der oligarchische Börsenwolf unter Louis Philipp so engherzig war nur auf den in den Händen der höhern Bourgeoisie angesammelten Nationalreichthum Jagd zu machen, ist unter Louis Bonaparte's Aegide alles fish für den democratischen Börsenwolf, der mit dem römischen Kaiser ausruft: non olet, und mit Stern Gescheidt Bamberger hinzusetzt: „die Masse muß es mache.” Das ist Stern Gescheidt's Democratie in ihrer höchsten „Einfachheit“. Stern Gescheidt Bamberger ist neuerdings bekannt geworden unter dem Namen: „Juchhe nach Italia!“ Während der Reichsverfassungscampagne hörte er dagegen auf den Ruf: „Auweh, von Kirchheimboland!“ Der von Kirchheimboland durchgebrannte und das rheinpfälzische Freicorps an der Nase herumgeführthabende Stern Gescheidt Bamberger, über dessen Heldenthaten mir ein köstliches Manuscript anvertraut worden ist, war viel zu gescheidt, um nicht zu wittern, daß die aufgeschwemmte, blutdurchsickerte Schmutzerde des December gar goldhaltig sei für gescheidte Schatzgräber. Er begab sich also nach Paris, wo, wie sein Freund Isidor Berlinerblau alias H.B. Oppenheim so schön sagt, „wo man sich freier fühlt, als man weiß”.[1]
Schriften (Auswahl)
- Zur Naturgeschichte des französischen Krieges (1871) (PDF-Datei)
- Die Arbeiterfrage unter dem Gesichtspunkte des Vereinsrechtes (1873) (PDF-Datei)
- Die fünf Milliarden (1873) (PDF-Datei)
- Die Zettelbank vor dem Reichstag: Versuch einer gemeinverständlichen Darstellung (1874) (PDF-Datei)
- Reichsgold: Studien über Währung und Wechsel (1876) (PDF-Datei)
- Deutschland und der Socialismus (1878) (PDF-Datei)
- Die Stichworte der Silberleute, 1893 (PDF-Datei)
- Charakteristiken (1894) (PDF-Datei)
- Politische Schriften von 1848 bis 1868 (1895) (PDF-Datei)
- Bismarck Posthumus (1899) (PDF-Datei)
- Erinnerungen (1899) (PDF-Datei)
Literatur
- Otto Hartwig: Ludwig Bamberger - Eine biographische Skizze (1900) (PDF-Datei)