Möser, Justus
Justus Möser (* 14. Dezember 1720 in Osnabrück; † 8. Januar 1794 ebenda) war ein deutscher Jurist, Staatsmann, Literat und Historiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Möser wuchs in Osnabrück auf, wo sein Vater Kanzleidirektor war und studierte in Jena seit 1740 und in Göttingen seit 1742 die Rechte und die Schönen Wissenschaften. 1743 wurde er in Osnabrück Sekretär der Landstände und ließ sich 1744 als Rechtsanwalt nieder. 1768 wurde er Geheimer Referendar. Aufgrund dieser Stellung hatte er bis zu seinem Lebensende hohen Einfluß auf alle Angelegenheiten des Fürstbistums Osnabrück. 1743 wurde er Geheimer Justizrat. Ab 1763 führte er die Regentschaft für den zunächst minderjährigen, später sich laufend im Ausland aufhaltenden Fürstbischof von Osnabrück, Friedrich Herzog von York.
Mösers wichtigste Tat ist seine juristische Arbeit: Nachdem sich im zeitgenössischen kleinen Osnabrücker Land Reste altgermanischen Lebens in Verfassung und Volkssitte deutlicher als anderswo erhalten hatten, führte er das germanische Recht in das römische Recht über. Das derzeitige deutsche Rechtssystem baut auf seinen Ideen auf.
Er leistete einen wichtigen Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte. Als „ständischer Dichter“ ist er vor allem durch seine „Patriotischen Phantasien“ in Erinnerung. Lessing, Herder und Goethe fanden lobende Worte für die Arbeiten des Publizisten, zu dessen politischen Idealen ein freier, in seinem Eigentum gesicherter und durch Selbstverwaltung am politischen Leben mitwirkender Bauern- und Bürgerstand zählte. So bezeichnete ihn Goethe als den „Patriarchen von Osnabrück“.
Als Publizist erhielt Möser den Beinamen „Vater der Volkskunde“, weil er unzählige Beiträge über Volkskunde und Brauchtum verfasst hatte. 1766 gründete er die „Wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter“, die er bis 1782 leitete und bis 1792 mit Beiträgen versorgte. Aus den für diese Zeitschrift verfassten Abhandlungen stellte er 1774 eine Auswahl unter dem Gesamttitel „Patriotische Phantasien“ zusammen.
Als Historiker vertrat er eine organische Geschichtsauffassung und wandte sich gegen die Tendenzen der Aufklärung, später auch der Französischen Revolution. Möser beeinflußte damit entscheidend die Entwicklung des deutschen Nationalbewußtseins.
Zu seinem Wirken heißt es:
- Pestalozzi fand die Seele des Volks in den darbenden Massen; Justus Möser entdeckt im Volk ein lebendiges, unzerstörbares Gebilde der Geschichte. In Osnabrück, einem der kleinen Staaten auf westfälischen Boden, hat er als kluger Politiker für das Wohl seiner Heimat gewirkt. Tiefer noch gräbt er sich in das Bewußtsein der Nation durch seine Ideen über Volk und Geschichte und gesundes völkisches Leben ein. Während im sterbenden Reich nur das einzige Preußen zu neuer Bedeutung steigt, sucht Möser die Quellen, aus denen seit alters jede gesunde völkische Leistung kommt. Was er sagt, ist eine Verkündung, die nur wenige hören und die dennoch zutiefst das Wesen aller Gemeinschaft erfaßt: nicht abgezogene Lehrsätze über Vernunft und Staatszweck bringen das Heil, sondern nur die Besinnung auf die natürlichen und geschichtlichgewordene Kräfte im Volk; der ewige Wurzelgrund aller völkischen Kraft ist das Bauerntum; das altgesessene Bürgertum, womit er die Schicht all derer meint, die dem Volk durch Arbeit und Leisztung Werte schenken, müssen dem Bauern als schaffenden und bewahrenden Stand gleichwertig zur Seite treten.[1]
Sein Grab befindet sich in der Marienkirche im südlichen Chorumgang. 1836 wurde sein von Friedrich Drake geschaffenes Denkmal auf dem Domhof zu Osnabrück aufgestellt. Mösers Geburtshaus steht am Markt, es wurde im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland zerstört und anschließend nachgebaut. Mösers Wohnhaus, in dem er die letzten 19 Jahre seines Lebens verbrachte, stand auf einem Teil des Grundstückes, auf dem 1902 die Möser-Realschule (ehemals Bürgerschule) errichtet wurde.
Nachleben
Die „Justus-Möser-Gesellschaft“ wurde 1987/88 mit dem Ziel gegründet, Leben und Werk Mösers einer breiten, nicht nur literarisch interessierten Öffentlichkeit im In- und Ausland zugänglich zu machen. Die Gesellschaft ist eine Sektion im Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück.
Seit 1988 hat es die „Justus-Möser-Dokumentationsstelle“ übernommen, das Leben dieser bedeutenden Persönlichkeit nachzuzeichnen.
Im Gedenken an die Verdienste Justus Mösers verleiht die Stadt Osnabrück die Justus-Möser-Medaille an Personen, die sich um Osnabrück oder die Region verdient gemacht haben.
Werke
- Schreiben an Herrn Aaron Mendetz da Costa, Oberrabinern zu Uetricht, über den leichten Uebergang von der pharisäischen Sekte zur christlichen Religion, 1777 (PDF-Datei)
- Schreiben an den Herrn Vicar in Savoyen, abzugeben bey dem Herrn Johann Jacob Rousseau, 1777 (PDF-Datei)
- Der Werth wohlgewogner Neigungen und Leidenschaften, 1777 (PDF-Datei)
- Unterthänigste Vorstellung und Bitte Mein Joseph Patridgen Generalentrepreneur der Winterquartierslustbarkeiten bey der hohen alliirten Armee, 1777 (PDF-Datei)
- Über die deutsche Sprache und Litteratur (1781) (1902) (PDF-Datei)
- Harlekin oder Vertheidigung des Groteske-Komischen (1777) (PDF-Datei)
- Osnabrückische Geschichte (1. Auflage 1768, 2. Auflage 1780-1824)
- Patriotische Phantasien (1.1774 - 4.1778) (Alle Bände in einem PDF-Datei)
- Die Tugend auf der Schaubühne oder Harlekins Heurath (1798) (PDF-Datei)
- Vermischte Schriften 1798 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2) Band 1 in minderer Qualität
- Sämtliche Werke, 1798 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3, Band 4, Band 5, Band 6, Band 7, Band 8)
- Gesellschaft und Staat; eine Auswahl aus seinen Schriften (1921) (PDF-Datei)
Literatur
- Werner Pleister: Justus Möser, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Zweiter Band, S. 262–276
- Hans Boehm: Neues Staatsdenken: Justus Möser, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. II, S. 171–192
- Friedrich Alexander Theodor Kreyßig: Justus Möser (1857) (PDF-Datei)
- Bernhard Rudolf Abeken: Reliquien von Justus Möser und in Bezug auf ihn (1837) (PDF-Datei)