Little, Malcolm
Malcolm Little ( 19. Mai 1925 in Omaha, Nebraska; 21. Februar 1965 in Neu York Stadt); „Künstlername“ Malcolm X, nannte sich nach seiner Pilgerreise nach Mekka im Jahre 1964 auch El Hajj Malik el-Shabazz. Little war ein VS-amerikanischer krimineller Neger und zeitweise Mitglied in der militanten islamistischen Negerbewegung „Nation of Islam”.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Kindheit
Nach dem Umzug der Familie 1931 nach Lansing im amerikanischen Bundesstaat Michigan wurde sein Vater angeblich von Weißen umgebracht und das Haus niedergebrannt (so zumindest seine eigene Version in der später von Alex Haley veröffentlichten fragwürdigen Autobiographie). Die Mutter zog daraufhin mit ihren acht Kindern nach Detroit, landete aber schließlich überfordert in einer Irrenanstalt. Die verwaisten Kinder kamen in Heime oder zu Pflegeeltern.
Kriminalität, Haft und Bildung
Little bewegte sich im kriminellen Milieu und wurde als „Red” und später als „Detroit Red“ bekannt. Durch einen Job als Kellner in Harlem erwarb er sich Kontakte, fungierte als Drogendealer und Vermittler weißer Kundschaft für Bordelle und begann mit Einbrüchen. Der Einberufung zum Kriegsdienst entging er, weil er einem Psychiater erfolgreich eine psychische Untauglichkeit für den Kriegsdienst vortäuschte. In dieser Zeit begann er, Marihuana zu rauchen. 1944 kam er das erste Mal vor Gericht, weil er einen Pelzmantel gestohlen und diesen verkauft hatte. Danach betätigte er sich weiter als Einbrecher.
Anfang 1946 wurde er verhaftet und im Jahr darauf zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Der Grund dafür waren Einbrüche, die er zusammen mit einem Jugendfreund aus Bostoner Zeit, einer verheirateten weißen Frau (Sophia, mit der er auch eine Affäre hatte), deren Schwester und einem weiteren Bekannten beging. Malcolm und sein Freund wurden zu je zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Sophia bekam fünf Jahre und wurde nach sieben Monaten auf Bewährung entlassen.
Malcolm kam zunächst ins Charlestown-Gefängnis, wo die hygienischen Zustände katastrophal waren, wurde aber 1948 verlegt. Bereits in Charlestown hatte er sich mit einem schwarzen Redner angefreundet, der ihn zum Lesen ermutigte. Malcolm bildete sich als Autodidakt weiter, vor allem in den Bereichen Philosophie und Geschichte. Bei Debattiergruppen im Gefängnis schulte er seine Rhetorik. Die Zeit im Gefängnis nutzte er sehr intensiv für das Studium.
Nation of Islam
Er fand im Laufe seiner Haftstrafe seine Bekehrung zu den „Black Muslims“, einer Anfang der 1930er Jahre gegründeten islamischen Sekte, deren führender Prediger er wurde und die eine antieuropäische, antiweiße Ideologie verfolgte. Dann trat er der „Nation of Islam” bei und änderte seinen Nachnamen auf „X“. Seinen ursprünglichen Familiennamen legte er mit der Begründung ab, er sei seinen Vorfahren von weißen Sklavenhaltern gegeben worden.
Ende 1952 wurde er vorzeitig entlassen und verweigerte erneut den Militärdienst. Er wurde jedoch aufgrund seiner „Religion“ offiziell als Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Den Ersatzdienst konnte er wieder mit dem Attest eines Psychiaters umgehen. 1963 gründete er die schwarze nationalistische Vereinigung „Organization of Afro-American Unity“ (OAAU). 1964 pilgerte er nach Mekka und schloß sich dem sunnitischen Islam an. Von nun an nannte er sich „El Hajj Malik el-Shabbaz“ und trat aus der „Nation of Islam” wieder aus.
Tod
Am 21. Februar 1965 wurde Little von dem Neger und Mitglied des Nation of Islam Thomas Hagan[2] ( 16. März 1941) erschossen, als er im Audubon Ballroom in Washington Heights einen Vortrag hielt. Seine Leibwächter mußten eine Schlägerei im Saal schlichten, als Hagan, unterstützt von Muhammad Abdul Aziz und Kahlil Islam, mit einer abgesägten Schrotflinte auf Little schoß, anschließend dann die beiden anderen mit Revolver. Insgesamt wurde Little 21mal getroffen. Thomas Hagan (er nannte sich zeitweise auch Talmadge Hayer und Mujahid Abdul Halim) wurde festgehalten, seine Mittäter entkamen nach dem Wurf einer Rauchgranate.
Alle drei Täter erhielten eine Haftstrafe von 20 Jahren bis lebenslang. Noch 2010 verkündete Thomas Hagan, der nach 45 Jahren Haft auf Bewährung entlassen wurde:
- „Ich bedaure meine Beteiligung zutiefst [...] Das hätte alles nie passieren dürfen.“
Nach Hagan geschah die Blutat als Rache für Littles heuchlerische Kritik an dem „Botschafter Allahs“ Elijah Muhammad, weil dieser korrupt und sexistisch war und die „Nation of Islam“ mißbrauchte, um großen Reichtum anzusammeln und unzählige Affären trotz Ehe hatte. Nach seinem Bruch mit der Nation of Islam erklärte Little im Juni 1964 wiederholt öffentlich, daß Elijah Muhammad nicht weniger als sechs außereheliche Kinder habe. Littles Abkehr und die Gründung einer neuen Organisation, die „Muslim Mosque Inc.“, wurde von anderen Anhängern der Bewegung als Verrat gesehen.
Linke Theorien
Vereinzelte linke Gutmenschen halten die CIA (angeblich unterstützt von FBI und den New Yorker Polizeibehörden)[3] für den wahren Attentäter, da Malcolm X einen schlechten Einfluß auf die negride Bevölkerung gehabt habe und seine terroristischen Tendenzen immer größer geworden seien.[4]
Literatur
- Manning Marable: Malcolm X: A Life of Reinvention (deutsch: „Malcolm X: Ein Leben der Neuerfindung“, bislang nur auf Englisch erhältlich), Allen Lane Verlag, ISBN 978-0713998955
- Alex Haley (Hg.): Malcolm X. Die Autobiographie (Rezension)
Verweise
- Biographie
- FBI-Akten zu Malcolm Little
- Kurt Bracharz: Der schwarze Hadschi X, Kultur Online, 23. März 2009