Marktbrunnen (Zeil am Main)

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Das Brunnendenkmal am Zeiler Marktplatz

Der Marktbrunnen im unterfränkischen Zeil am Main war ein Brunnendenkmal, das dem Hause Wittelsbach gewidmet war.

Geschichte

Es kann davon ausgegangen werden, dass es bereits im 15. Jahrhundert einen Brunnen auf dem Zeiler Marktplatz gegeben hat. In einem Ratsprotokoll aus dem Jahre 1715 wird vermerkt: „Auf beschehene Umbfrag solle Herr Bürgermeister fortfahren undt den Marktbronn bauen lassen, so guth es sein kann.“ In den Rechnungen des Bürgermeisteramtes wird ersichtlich, welche Reperaturen angefallen sind.

Im Jahre 1824 entschloß sich ein Komitee, einen Brunnen in Form eines 14 Meter hohen Steinobelisken zu setzen. Bei der Frage der Verwendungsart, entschied die Stadt Zeil, ein Denkmal zu errichten, „welches uns und unsere Nachkommen an den Freudentage des 25jährigen Regierungsjubiläums unseres allergnädigsten Königs (Maximilian I. Joseph) erinnern soll.“ Vermutlich wurde der Obelisk vom Steinmetzen Ignatz Niebling geschaffen. Niebling stellte zunächst 122 Gulden für das Monument in Rechnung, mußte sich dann aber durch einen Vergleich mit der Hälfte zufrieden geben. Noch im selben Jahre soll das Marktbrunnen-Denkmal feierlich eingeweiht worden sein.

An der Vorderseite des Brunnens waren die Worte „REGI Maxim. Josefo Die Jubilae 16. Feb. MDCCCXXIV (1824)“ eingehauen. Jahrzehnte später fügte man dem Obelisken noch zwei weitere Steintafeln an. Auf der Seite zur Stadtpfarrkirche hin lautete die Inschrift: „Zur dankbaren Erinnerung an die 700-jährige glorreiche Regierung des Hauses Wittelsbach 1880“. Die Tafel auf der gegenüberliegenden Seite besagte: „Zur Erinnerung der Feier des 70. Geburtsfestes Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Luitpold. 1891“.

Der „Wittelsbacher-Brunnen“ diente zum einen als Wasserspender für Mensch und Tier, zum anderen war er dafür geeignet, bei Brandfällen die Wasserfässer für die Feuerspritzen zu füllen. Während des Winters war der Nachtwächter sogar verpflichtet, bei seinen Rundgängen die Pumpschwengel zu betätigen, damit bei Notfällen die Pumpe gängig war.

Im Oktober 1933 fragte die Stadtverwaltung beim Bezirksamt in Haßfurt an, inwieweit der Stadtbrunnen am mittlerweile in Ritter von Epp-Platz umbenannten Marktplatz dem Denkmalschutz unterliege. Mit dem Bau der Wasserleitung im selben Jahr hatte der Brunnen eigentlich seine Funktion verloren. Weiterhin hob Zeil hervor, daß der Brunnen von der Bevölkerung und einer großen Zahl von Fremden als störend empfunden wird. Das Landesamt für Denkmalpflege wollte einer Beseitigung nur unter den Umständen zustimmen, dass „etwas Besseres“ an seine Stelle käme. Aus dieser Situation heraus wurde die Idee eines Brunnenhäuschens geboren. Im September 1934 versagte das Landesdenkmalamt aber die Zustimmung zum Abbruch des Brunnens.

Eine RAD-Kapelle vor dem Brunnen-Obelisken

Am 26. März 1936 nahm der Reichsstatthalter Ritter von Epp anläßlich einer Fahrt durch Zeil den nach ihn benannten Marktplatz in Augenschein. Er ließ dem Bürgermeister mitteilen, man möge ihm Vorschläge machen, an welchem Platz das zu entfernende Denkmal „in würdiger Weise“ aufgestellt werden könnte. Die Stadtverwaltung machte sich noch einmal für einen Abriß des Brunnens stark, versprach jedoch, die angebrachten Steintafeln im Sockel „eines kleinen fränkischen Brunnenhäuschens“ einzumauern und damit künftigen Generationen zu erhalten.

Eine Tafel des ehemaligen Marktbrunnens

Für den Entwurf eines Brunnenhäuschens gewann man den Würzburger Regierungsbaumeister Niedermeier. Niedermeiers Pläne fanden von Seiten der Denkmalpflege „restlose Zustimmung“. 1937 schrieb die Behörde: „Wir haben das allergrößte Interesse daran, daß für den schönen Platz eine künstlerisch einwandfreie Sache entsteht.“ Der Abbruch des Brunnen-Denkmals wurde genehmigt und sofort vollzogen. Die Tafeln wurden auf den Dachboden des Rathauses verbracht und Jahrzehnte später in der Mauer des Kirchplatzes verankert. Von der freien Sicht auf Kirche und Rathaus war man schon bald so angetan, daß der stellvertretende Bürgermeister Bergmann in einem Schreiben an das Landesplanungsamtes in Bad Kissingen bat, „von der Neuerstellung eines Brunnens Abstand“ zu nehmen. Der Streit um ein Brunnenhäuschen zog sich noch bis in das Jahr 1939 hin. Erst der Beginn des Krieges machte alle Pläne und Einwände zunichte.

Noch Jahrzehnte nach Kriegsende gab es immer wieder Stimmen, die sich für den Bau eines neuen Marktbrunnens aussprachen. Ein Brunnenhäuschen kam nie zustande.

Literatur

  • Ludwig Leisentritt: Der Zeiler Marktbrunnen, 23. Juni 1992 (nicht publiziert)