Oertzen, Klaus von
Klaus Detlof von Oertzen ( 13. April 1894 in Hohensalza; 25. Juli 1991 in Pully bei Losanen (Schweiz)) war ein deutscher Kaufmann und Vorstandsmitglied der Auto Union A.-G. in Chemnitz.
Leben
Nach dem Einsatz als Artillerist und Flieger im Ersten Weltkrieg begann von Oertzen seine Industrielaufbahn durch Beteiligung an der Bergedorfer Maschinenfabrik von Albert Lüdtke und in der Firma seines Schwiegervaters. 1928 wurde er kaufmännischer Direktor und Vorstand der „Wanderer-Werke AG Siegmar-Schönau“, die Automobile, Fräs- und Schreibmaschinen baute. Während der Wirtschaftskrise entstanden Fusionspläne in der europäischen Automobilindustrie. Von Oertzen besuchte schon 1929 die englischen Hersteller Austin, Morris und Singer, die er – erfolglos – zu einer verstärkten Zusammenarbeit gegen die großen amerikanischen Hersteller zu bewegen suchte. 1931 verhandelte von Oertzen mit Richard Bruhn, der von der sächsischen Staatsbank für eine Unternehmenssanierung in die Aufsichtsräte der „Zschopauer Motorenwerke AG“ und der „Audi Automobilwerke GmbH“ (Rasmussen-Gruppe) geschickt worden war, über seinen Vorschlag eines sächsischen Automobilkonzerns. In derselben Angelegenheit beauftragte ihn der Aufsichtsrat von Wanderer (Dresdner Bank, Commerzbank), mit dem Besitzer der „Horchwerke AG Zwickau“, Moritz Straus, zu verhandeln. Zum Jahresende 1931 legten von Oertzen, Bruhn und Jörgen Skafte Rasmussen der Regierung des Freistaates Sachsen den Plan vor, DKW und Horch zu vereinigen, um 1,25 Mio. RM einzusparen. Das neue Aktienkapital unter Führung der Sächsischen Staatsbank sollten die Stammgesellschaften, Wanderer und freie Aktionäre zeichnen, der Freistaat Sachsen dafür bürgen. Nach der Genehmigung des sächsischen Landtags im Februar 1932 beschlossen die Generalversammlungen von DKW, Audi und Horch am 29. Juni 1932 die von von Oertzen und Bruhn erstellten Fusionsverträge zur „Auto Union AG“ Chemnitz, die die Automobilabteilung von Wanderer kaufte. Von Oertzen wurde Vorstand für den Gesamtverkauf, die Öffentlichkeitsarbeit und den Behördenverkehr; als solcher erreichte er, begleitet von Ferdinand Porsche, am 11. Mai 1933 von Adolf Hitler einen Reichszuschuß für den Bau eines Rennwagens der Auto Union. 1935 ging von Oertzen ins Ausland, um dort die Auto Union zu vertreten: Zuerst betreute er die 1935 gegründete „Auto Union Brasil Ltda.“ in Rio de Janeiro, 1936 ein Verteilungslager in Südafrika, 1937 in Asien und Australien. 1940 bis 45 war er in Lagern auf Java und in Britisch Indien interniert. Danach vertrat er zunächst die Autofirmen „Büssing“ und „Hanomag“ bis 1954 im südlichen Afrika. Da sich die neu gebildete Vertriebsorganisation des Volkswagenwerks stark auf frühere Geschäftsleute der Auto Union stützte, zog Heinrich Nordhoff von Oertzen 1950 zum Aufbau des Vertriebs in Übersee heran und übertrug ihm 1952 auch die südlichen Länder Asiens, die Philippinen und Südafrika, später auch Nigeria und Java, wo bereits VW-Käfer montiert wurden. Während von Oertzen 1953 die Montage und den Kundendienst in Australien vorbereitete, veranstaltete er in Melbourne eine VW-Ausstellung. 1956 erwarb von Oertzen 56% des Kapitals der „South African Assemblers & Distributions“ (SAMAD) und fungierte bis Ende 1963 als ihr Aufsichtsrats-Vorsitzender. Außerdom hielt er 51% des Montagewerks bei Melbourne, das zu einer Fabrik mit Preßwerk und Lackiererei ausgebaut wurde. In dieser Zeit arbeitete von Oertzen als Managing Direktor für den Export nach Afrika, Australien und Asien und repräsentierte VW dort uneingeschränkt bis Ende 1963. Von Oertzens Verdienste um die deutsche Automobilindustrie sind beachtlich, weil er in ihren beiden Aufstiegsphasen unternehmerisch erfolgreich war und entscheidende Impulse gab.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
- Verdienstkreuz (Mecklenburg) II. und I. Klasse
- Fliegerabzeichen
- Verwundetenabzeichen (1918) in Silber
Literatur
- Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934