Ostpolen

Unter dem fälschlichen Begriff Ostpolen versteht man das 1921 annektierte sowjetische Staatsgebiet, welches durch einen Gelegenheitsüberfall Polens auf die im Bürgerkrieg stehende Sowjetunion und nach Ende des hierauf folgenden Polnisch-Sowjetischen Krieges (1919–1921) zum östlichen Teil des von 1921 bis 1939 bestehenden polnischen Staatsgebietes wurde. Das Gebiet wurde, obwohl es mehrheitlich nicht-polnisch besiedelt war[1], im Rigaer Frieden (18. März 1921) der Zweiten Polnischen Republik zugesprochen, hinzu kam die Zahlung von 30 Millionen Goldrubel „Kriegsentschädigung“ an Warschau.
- Bis 1944 wurde der Rigaer Vertrag von offizieller sowjetischer Seile positiv beurteilt (z. B. in der sowjetischen Enzyklopädie von 1940). Erst nachdem auf der Teheraner Konferenz Stalin die Anerkennung der Curzon-Linie [...] von den Westalliierten erreichte, wurde der Vertrag von Riga in einer Erklärung vom 11. Januar 1944 als aufgezwungen bezeichnet.[2]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam das Gebiet wieder an die Ukraine und Weißruthenien bzw. damit an die Sowjetunion zurück. Der Begriff wird meist propagandistisch verwendet und spielt eine wichtige Rolle für die immer wieder angeführte polnische Kompensationslüge. Er ist im Vergleich etwa so falsch wie wenn man die von den Deutschen während des Zweiten Weltkrieges eroberten, mehrheitlich fremdvölkisch besiedelten Reichskommissariate als Ostdeutschland bezeichnen würde.
Zitate
- „Eine polnische Armee marschierte in die junge Sowjetunion hinein und bemächtigte sich 1920/21 weiter Gebiete der Ukraine, Weißrußlands und Litauens… Das, was man später als ‚Ostpolen‘ bezeichnete, hat es im Grunde nie gegeben; es war samt und sonders in den Jahren 1920/21 geraubtes Gebiet.“ - In: Kein Dogma, kein Verbot, kein Tabu, Verlag Pour le Mérite 2008
Verweise
- Wolfgang Kaufmann: Wie »Ostpolen« zu Polen kam, Preußische Allgemeine Zeitung, 18. Februar 2019