Peschel, Oskar Ferdinand
Oskar Ferdinand Peschel (* 17. März 1826 in Dresden; † 31. August 1875 in Leipzig) war ein deutscher Geograph und Völkerkundler.
Zu seinem Wirken heißt es:[1]
- Hervorragendster deutscher Geograph nächst Alexander von Humboldt und Karl Ritter; ursprünglich für den Kaufmannsstand bestimmt, nach eifrigen Privatstudien zum Universitätsbesuch berechtigt, studirte in Heidelberg und Leipzig Jurisprudenz, bestand das Examen als Advokat und Notar, promovirte als Doktor der Philosophie, wandte sich dann der Publicistik zu, trat in die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ zu Augsburg und übernahm 1854 die Leitung des „Ausland“, der damals einzigen Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. Damit kam Peschel in sein eigentliches Fahrwasser, in das der Geographie, die zu einer besonderen wissenschaftlichen Disciplin zu erheben er berufen war. Seit 1870 bekleidete er eine Professur für Geographie an der Universität Leipzig. Seine „Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen“ eröffnete die Reihe ebenso gelehrter wie grundlegender Werke auf seinem Specialgebiet; es folgten „Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde als Versuch einer Morphologie der Erdoberfläche“, „Völkerkunde“ u. s. w. Sein bedeutendstes Buch ist „Geschichte der Erdkunde bis auf Alexander von Humboldt und Karl Ritter“.
In einem Nekrolog anläßlich seines Todes heißt es:
Der Tod des am 31. Angust dieses Jahres zu Leipzig im besten Mannesalter verstorbenen Professor Dr. Oscar Ferdinand Peschel ist für die Wissenschaft und ganz speciell für die Ethnologie ein schwerer, kaum zu ersetzender Verlust. Peschel war am 17. März 1826 zu Dresden geboren und widmete sich zunächst dem Kaufmannsstande. Doch vermochte er diesem Berufe keinen Geschmack abzugewinnen, weshalb er zu studiren begann und 1848 in Leipzig zum Dr. juria promovirte. Nach einem kurzen Aufenthalte in Berlin erhielt er einen Ruf nach Augsburg, um in die Redaction der dortigen „Allgemeinen Zeitung“ einzutreten; er nahm die ihm angebotene Stelle an und behielt dieselbe bis Ende 1854, wo ihm die durch den Tod des früheren Redacteurs erledigte Redaction des „ Ausland“ übertragen ward.
Am Ausland wirkte Peschel volle sechzehn Jahre und in dieser Stellung gelang es ihm, seinem Namen einen weit verbreiteten, wohlverdienten Klang in der gelehrten Welt zu verschaffen. Nicht nur, dass er das Ausland selbst bedeutend in Aufschwung brachte und zu einem angesehenen wissenschaftlichen Organe erhob, widmete er seine Müsse historischen, geographischen und ethnographischen Forschungen, deren Resultate er in einer Reihe von Werken niederlegte. Sein erstes Buch (Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen. Augsburg und Stuttgart 1858, 8°) lenkte die Aufmerksamkeit Leopold von Ranke's auf den jungen Gelehrten, welcher nunmehr von König Maximilian II. von Bayern den Auftrag erhielt, für die von diesem Fürsten ins Leben gerufene „Geschichte der Wissenschaften in Deutschland“ die Geschichte der Erdkunde zu verfassen. Das Werk erschien 1865 und sicherte seinem Autor sofort eine hervorragende Stelle unter den Koryphäen der Wissenschaft. Es ist bis zur Stunde in deutscher Sprache wenigstens unübertroffen. Im Jahre 1870 trat Peschel mit seinen „Neuen Problemen der vergleichenden Erdkunde als Versuch einer Morphologie der Erdoberfläche“ (Leipzig, Duncker und Humblot, 1870, 8°) hervor, eine Schrift, deren einzelne Capitel schon früher bei ihrem Erscheinen im Ausland das höchste Aufsehen erregt hatten.
Familienverhältnisse bewogen Peschel im Frühjahre 1871 seine bisherige Stellung in Augsburg aufzugeben und als Professor der Erdkunde nach Leipzig zu übersiedeln. Hier war es, dass er sein letztes grosses Werk, die „Völkerkunde“ (Leipzig 1874, 8°) ausarbeitete, wozu er gleichfalls schon in Augsburg die Grundsteine gelegt hatte. Die Bedeutung dieses epochemachenden Buches, man darf wohl sagen des ersten streng wissenschaftlichen Versuches einer Ethnologie in Deutschland, ist allerseits sofort gewürdigt worden und war schon nach wenigen Wochen die Veranstaltung einer zweiten Auflage nothwendig. Leider ging die Vollendung dieses Buches nur auf Kosten der Gesundheit des schon seit längerer Zeit leidenden Gelehrten vor sich. Eine Nervenkrankheit zwang ihn in mehreren Bädern Heilung zu suchen, allein vergeblich; ein sanfter, lange vorhergesehener Tod nahm den grossen Forscher aus unserer Mitte in einem Alter, welches noch eine reiche Ausbeute an Wissensschätzen von ihm zu erwarten gestattet hätte.
Nachruf in der Zeitschrift „Aus der Natur“:[2]
Werke (Auswahl)
- Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (PDF-Datei)
- Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3)
- Geschichte der Erdkunde bis auf A. v. Humboldt und Carl Ritter (PDF-Datei)
- Physische Erdkunde (PDF-Dateien: 1, Band 2)
- Europäische Staatenkunde (Band 1 PDF-Datei)
- Völkerkunde (PDF-Datei)
- Die Theilung der Erde unter Papst Alexander VI. Und Julius II. (PDF-Datei)
- Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde als Versuch einer Morphologie der Erdoberfläche (PDF-Datei)
Literatur
- Friedrich Anton Heller von Hellwald: „Oscar Peschel, sein Leben und Schaffen“ (1881) (PDF-Datei)