Petrograder Revolutionäre Militärkomitee

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Pawel Jewgenjewitsch Lasimir, 1891-1920
Nikolai Iljitsch Podwoiski, 1880-1948
Befehl des PRMK Oktoberrevolution 1917: Zu den verschiedenen Versionen des Organisationsnamens kommt hier eine weiter Version im Befehlskopf - Exekutivkomitee des Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten
Militärabteilung
(Soldatensektion?)

Das Petrograder Revolutionäre Militärkomitee/Петрогра́дский вое́нно-революцио́нный комите́т/Kriegsrevolutionskomitee (PRMK/ /ПВРК) wurde durch Verfügung/Verordnung am 12. Oktober (25. Oktober) 1917 gegründet und am 5. (18.) Dezember 1917 aufgelöst. Aufgabe war vordergründig die Sicherung Petrograds, hintergründig die Erlangung der bolschewistischen Alleinherrschaft im System der Sowjets. In Rußland existierten noch weiter RMK. Mit Sitz in der damaligen Hauptstadt Rußlands hatte das PRMK aber gesamtrussischen Charakter. Erster Vorsitzender war der Sozialrevolutionär Lasimir (später nur Leiter der Berichtsabteilung des RMK, ab 1918 Bolschewik) gefolgt vom Bolschewisten Podwoiski (einer von drei Stabsführern).

Am 13. (26.) Oktober wurde der Entwurf der Verfügung zur Gründung des PRMK durch die Soldatensektion des Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldatenräte bestätigt, am 16. (29.) Oktober durch das Plenum des Petrograder Sowjets (Die Menschewiki stimmte dagegen). Gemäß einem Buchkapitel Pro Sowjet ist nicht gleich pro Bolschewiki war das PRMK ursprünglich eine Einrichtung des Exekutivkomitees des Petrograder Sowjets, damit nach außen überparteilich. Neben den Militärorganisationen der SDAPR (B), den Wojenkas/Voenkas, waren hier die Soldatensektion (Militärabteilung?) des Petrograder Sowjets, das Zentrobalt (Zentralkomitee der Baltischen Flotte), das Zentroflot (Zentralexekutivkomitee der Kriegsflotte beim Zentralexekutivkomitee der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten), der Stab der Roten Garde, linke Sozialrevolutionäre (SR), das Finnische Gebietskomitee des Eisenbahn- und Telegrafenbundes, Fabrikkomitees und Gewerkschaften vertreten. Die Verbindungsoffiziere des PRMK zu Militäreinheiten/Objekten waren Kommissare.[1] Am 21. Oktober (3. November) wurde das Büro der PRMK mit drei Bolschewisten und zwei Sozialrevolutionären gewählt. Nach der Form dieses Kampfstabes der revolutionären Kräfte wurde am 25. Oktober (7. November) das Moskauer RMK gebildet. Territorial wurden Gouvernements- und Stadt-RMK, in der Armee Front-, Armee-, Korps-, Divisions- und Regiments-RMK gegründet.

Der Bolschewist Leo Trotzki, seit September 1917 Leiter des Petrograder Sowjets, sorgte zwar für eine Bolschewisierung des PRMK als legalem Stab zur Vorbereitung des bewaffneten Aufstandes gegen die Regierung Kerenski, gab das PRMK aber nicht als bolschewistische Parteiorganisation aus um auf vorgetäuschter gesamtrussischer Basis die nichtbolschewistischen Soldatenverbände um Petrograd zu kontrollieren (der Petrograder Militärbezirk, die Waffenlager der Peter-Pauls-Festung, die Offiziersschulen). Die übliche Volksfronttaktik. Man hatte in Stadt und Umland maximal 20 000 Rotgardisten der Bolschewiki gegen rund 200 000 Soldaten des Heeres und der Kriegsmarine der bürgerlichen Regierung Kerenski. Damit folgte er einem Beschluß des ZK der SDAPR (B) vom 10. (23.) Oktober zum Aufstand, das heißt, zur Erringung der Alleinherrschaft der Bolschewiki ohne störende Mitregenten im Sowjet. Am 16. (29.) Oktober soll auf einer erweiterten Sitzung des ZK der SDAPR (B) ein militärisch-revolutionäres Parteizentrum/revolutionäres Militärzentrum u.a. mit Dserschinski, Stalin, Swerdlow und Urizki gewählt worden sein um als leitenden Kern des Aufstandes in das PRMK einzutreten.[2] Im Namen des PRMK als Organ des Petrograder Sowjets wurden im Zuge der Oktoberrevolution das Winterpalais besetzt, bürgerliche Zeitungen verboten und alle wichtigen Orte der Stadt kontrolliert. Nach der Wahl des Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees (an Stelle des zu pluralistischen Zentralexekutivkomitees der Sowjets) und des Rates der Volkskommissare auf dem Zweiten (II.) Gesamtrussischen Sowjetkongreß in Petrograd 25.-27. Oktober (7.-9. November) 1917 wurde das PRMK in Revolutionäres Militärkomitee beim Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitee umbenannt und mit Aufgaben der sich erst bildenden Volkskommissariate betraut. D. h. Zerschlagung des alten Apparates, den Aufbau eines neuen Staatsapparates, die Kerenski-/regierungstreue und boykottierende/arbeitsverweigernde Beamtenschaft (in der Sowjethistorie Sabotage) zur Raison bringen. Dazu wurden am 10. November 1917 allein 184 Kommissare zur Überwachung von Zivileinrichtungen entsandt. Zu den Abteilungen des PRMK zählten ua. der Stab, die Presse- und Informationsa., Waffena., Versorgungs- und Lebensmittela., Agitationsa. (Molotow), Büro der Kommissare (Mārtiņš Lācis), Requirierungs-/Versorgungsa. oder die juristische A. Innerhalb von Wochen wurden viele dieser Abteilungen in die entsprechenden Volkskommissariate (Außenpolitik, Justiz) überführt. Teile des PRMK, wie Lācis vom Büro der Kommissare, gingen nach der Auflösung am 18. Dezember zur am 7. (20.) Dezember gegründeten Tscheka.

Literatur

  • Aschmoneit, Artur: Trotzki, ZK, RMK. Das Revolutionäre Militärkomitee in der Oktoberrevolution - Die Legenden um Leo Trotzki. 1991.
  • Anders/Göschel: Lexikon der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. 1976.

Fußnoten

  1. Kommissare der Revolutionären Militärkomitees: besondere Bevollmächtigte in Petrograd, Moskau und weiterer örtlicher RMK beim Militär, den Rotgardisten, auf Schiffen, in Fabriken und an Eisenbahnknotenpunkten.
  2. Nach anderer Meinung wurde die Rolle der bolschewistischen Militärzentrums in den 1920er Jahren der Sowjetgeschichtsschreibung überbetont. Hier waren schließlich Dserschinski, Stalin und Uritzki Mitglieder, nicht aber Stalins Konkurrent um die Macht nach Lenins Tod, der Vorsitzende des Petrograder Sowjets Leo Trotzki. Weitergehende Interpretationen der Daten gehen so weit, das Ganze als spätere Fälschung Stalins zu deuten, der ansonsten in Petrograd kaum auffiel. Serebrjakowa, Sorja: Stalins Fälschung von Dokumenten des Jahres 1917. 1997.