Polen unter deutscher Besatzung
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Bis 1938 beabsichtigte Adolf Hitler ein Bündnis zwischen Deutschland und Polen. Seine diesbezüglichen Vorschläge zur Lösung der durch den Versailler Diktat verursachten deutsch-polnischen Probleme waren aus polnischer Sicht als sehr großzügig zu betrachten. Und obwohl sich Polen noch an der Aufteilung der Tschechoslowakei beteiligt hatte, war es bereits kurze Zeit später nicht mehr bereit, ernsthaft auf die deutschen Vorschläge zur Zusammenarbeit einzugehen.
Stattdessen suchte es Unterstützung von England und Frankreich gegen das Deutsche Reich. Erst im Zuge dieser politischen Verschiebungen entschied sich Hitler zu einem Feldzug gegen das Nachbarland, und erst nach diesem Krieg und der Ablehnung deutscher Friedensangebote durch Großbritannien und Frankreich und dem Desinteresse Stalins am Erhalt eines polnischen Reststaates beschloß Hitler die Besetzung Polens.[1]
Gegen die gängige Behauptung, Polen sollte in einem Vernichtungskrieg unterworfen und dem angeblich erstrebten Lebensraum im Osten hinzugefügt werden, spricht nicht nur das deutsch-polnische Verhältnis der Vorkriegszeit – dieses gute Verhältnis Hitlers zum polnischen Marschall Pilsudski stieß in vielen deutschen Kreisen, gerade auch des Militärs, aufgrund des deutsch-polnischen Verhältnisses seit 1918 auf Kritik und Unverständnis –, sondern eben auch der noch ungeklärte Status Polens bis zum Jahresende 1939. Auf Hitlers Anordnung wurde in allen amtlichen Verlautbarungen vorerst die Bezeichnung „das von deutschen Truppen besetzte Gebiet der Republik Polen“ verwendet. [2]
Inhaltsverzeichnis
Das Generalgouvernement
Im Zuge der Besetzung Polens wurde das Generalgouvernement geschaffen, ein Teil-autonomes polnisches Territorium unter deutscher Verwaltung. Allerdings konnten sich die Polen im Gouvernement kulturell vergleichsweise frei entfalten, auch weil Hans Frank spätestens seit 1942/43 aus verschiedenen Gründen für einen Wandel in der Polenpolitik eintrat, was Hitler allerdings ablehnte.
Die Beibehaltung der Unterdrückungspolitik insgesamt ließ auch alle Versuche scheitern, polnische Freiwillige in die antibolschewistische Front einzufügen, obwohl es auf polnischer Seite durchaus Gruppierungen gab, die dieses Ansinnen formulierten. So wurden Polen Ende 1944 lediglich als Hilfswillige der Wehrmacht zugelassen.[3]
Kollaboration
Es gab in Polen ein nicht geringes Ausmaß an Kollaboration. So gab es einige tausend polnischer Agenten und Informanten in deutschen Diensten. Zudem taten im Generalgouvernement 25.000 polnische Polizisten Dienst. Die polnische Polizei war zwar vom Widerstand durchsetzt, wurde aber dennoch gegen Banden eingesetzt, und mehrere Hundert von ihnen waren auch an der Bekämpfung des Warschauer Aufstandes beteiligt. Weiterhin gab es polnische KL-Wachen und sogenannte Trawniki. Das waren Freiwillige aus Polen, der Ukraine und dem Baltikum, die bewaffnet und für Hilfsausgaben herangezogen wurden. Interessant ist auch, daß etwa 1.500 Polen gegen die Russen kämpfend mit den deutschen Truppen zurückgingen.[4]
Verwaltung
Nach Kriegsausbruch am 1. September 1939 stellte sich die Frage nach der Verwaltung des besetzten Gebietes. Bereits nach wenigen Tagen des Feldzuges wurde entschieden, daß der deutschen Militärverwaltung in Polen ein Oberbefehlshaber Ost vorstand, der im Auftrage des Oberbefehlshabers des Heeres die vollziehende Gewalt ausübte und diese Befugnis auf die Befehlshaber der Militärbezirke übertrug.[5]
Nach Beendigung des Feldzuges ging es darum, eine dauerhafte Besatzungslösung zu finden. Vorerst ging das Oberkommando des Heeres davon aus, dass der Führererlaß zur „Organisation der Militärverwaltung in den besetzten ehemals polnischen Gebieten“ längere Gültigkeit haben werde.[6]
Verbrechen der Wehrmacht?
Heute wird von Historikern vermehrt behauptet, der Polenfeldzug sei der Beginn des Vernichtungskrieges im Osten gewesen. Faktum ist aber, daß die Wehrmacht einen herkömmlichen Feldzug plante – sofern es so etwas geben mag – aber keinen Vernichtungskrieg. Die deutschen Soldaten wurden zu notwendiger Härte erzogen, aber auch zu Disziplin. Das Kriegsvölkerrecht war zu beachten und die Zivilbevölkerung sollte anständig behandelt werden. Vorwürfe, die Wehrmacht habe nichts gegen Ausschreitungen unternommen und die Soldaten gegen die Polen aufgehetzt, ist falsch. Wer die Befehle und Merkblätter zum Polenfeldzug ohne Vorurteile liest, bemerkt die durchaus sachliche Sprache. Dazu sei aus einem Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht zitieren. Der erste Absatz dieses Berichts wird z.B. in der Ausstellung „Größte Härte – Verbrechen der Wehrmacht in Polen September/Oktober 1939“ als Beleg für eine verhetzende Erziehung der deutschen Soldaten angeführt. Der zweite Absatz, aus demselben Dokument, allerdings im Ausstellungskatalog weggelassen, revidiert diesen Eindruck: „[Der polnische Mensch] ist willkürlich und rücksichtslos gegen andere. Grausamkeiten und Brutalität, Hinterlist und Lüge sind Kampfmittel, die er an Stelle der ruhigen Kraft in der Erregung gebraucht.“ Damit wurde vor Partisanen gewarnt. Weiter heißt es aber: „Die große Mehrzahl der polnischen Bevölkerung lebt in kleinbäuerlichen Verhältnissen. Der polnische Bauer liebt seine Scholle über alles, nur die Not kann ihn bewegen, sie zu verlassen. [...] Er ist willig und arbeitsam, an geringe Lebensansprüche gewöhnt und kommt in dürftigen Verhältnissen aus.“ Und: „Der bildungsmäßig höherstehende Pole, der Städter und Beamte, ist geschmeidig in seiner Haltung, geistig beweglich, vielseitig interessiert, jedoch oberflächlich und leichtsinnig. Im friedlichen Verkehr legt er Wert auf übergroße Höflichkeit, ist zuvorkommend und selbstbewußt.“[7] Diese Beschreibung kann nicht als Hetze bezeichnen.
Partisanenkampf und völkerrechtlich legitime Vergeltungsmaßnahmen
Die größte Sorge der militärischen Führung bestand in einem Heckenschützenkrieg. Zwar wird gerne darauf verwiesen, daß es während des Polenfeldzuges noch keine Widerstandsorganisation gegeben habe, doch ist dies nur z.T. richtig. Zwar ist die organisierte Sammlung polnischer Widerständler erst um die Zeit der Belagerung Warschaus festzustellen, doch bereits zuvor kam es an vielen Stellen zu unrechtmäßigen und hinterhältigen Überfällen seitens Zivilisten und versprengten Soldaten. Übrigens war es auch die polnische Regierung, die – sich der Konsequenzen bewußt gewesen sein müssend – Zivilisten zum Kampf gegen deutsche Soldaten aufforderte. Die in diesem Zusammenhang vorgenommenen Sühnemaßnahmen waren daher auch juristisch rechtmäßig und hatten nichts mit der Liquidierung von Teilen der polnischen Oberschicht durch die Einsatzgruppen zu tun, die zwar der Wehrmacht zur Versorgung zugeteilt waren, deren eigenständige Maßnahmen den Truppen aber zunächst kaum bekannt wurden.[8]
Wie die deutschen Soldaten diese Art des Krieges und die damit verbundenen Vergeltungsaktionen wahrnahmen, zeigt beispielhaft ein Auszug aus einem persönlichen Kriegstagebuch, das im Bundesarchiv-Militärarchiv liegt: „Gestern rief die polnische Regierung die Bevölkerung zum Bandenkrieg auf; hoffentlich werden sie dem Ruf nicht allzusehr Folge leisten, denn die Maßnahmen unsererseits sind zwar gerechtfertigt, aber grausam. Wo man Kameraden von uns aus dem Hinterhalt erschießt, bleibt kein Stein auf dem andern.“ Und: „Die Stadt Szcekociny war durch Brand vollkommen vernichtet, auch auf Dörfern sah man einige abgebrannte Häuser. Es sind alles Vergeltungsmaßnahmen für Soldaten, die von Franktireurs erschossen wurden. Die Polen sitzen auf den Stufen der abgebrannten Häuser und jammern.
Oft frage ich mich, ob dies alles nötig ist, aber es ist Krieg und der ist grausam.“ Er beschreibt aber auch ein anderes Bild, z.B. am 18. September 1939: „Einige km landeinwärts sehen wir ein ungewohntes Bild. Friedlich schaffen viele Leute draußen auf den Feldern und bringen, als ob Ruhe und Frieden wäre, die Erzeugnisse ihrer Felder ein. [...] Die Leute kommen in hellen Scharen an unsere Kolonne und geben uns Eier für Zigaretten...“ Von einem anderen Tag, dem 5. September 1939, berichtete er: „Abends sind wir mit geladener Pistole ausgegangen. Dabei sind wir in ein polnisches Haus geraten und haben uns mit einer netten Polin, 18 Jahr, Hela, mit Mutter und Bruder lustig unterhalten.“[9]
Ein anderer Soldat schrieb in seinem Tagebuch nieder, z.B. am 1. September 1939: „Nachts sieht man weithin brennende Dörfer, Häuser und Scheuern. Da und dort wilde Schießereien, angeblich Freischärler. Überall Nervosität.“ Einen Tag später: „Die Truppe meldet immer wieder, daß sie von Freischärlern aufgehalten wird. Erschießungen... Deutsche Bewohner der Dörfer, verängstigt, zeigen doch rührende Freude bei unserem Erscheinen.“ Ein Eintrag vom 12. September 1939 lautet: „In der Stadt versucht die Bevölkerung da und dort zu plündern, leider auch einige Soldaten. Ich setze unsere Feldgendarmerie ein.“[10]
Die Tagebücher, aus welchen diese Zitate stammen, wurden willkürlich aus dem großen Bestand des Militärarchivs ausgewählt.
Sämtliche Einträge zeugen von keinerlei Vernichtungswillen, sondern von Anteilnahme gegenüber der Bevölkerung, aber auch der Anerkennung der besonderen Situation dieses Krieges.
Diese niedergeschriebenen Eindrücke bestätigen auch die Umsetzung des Aufrufs des Oberbefehlshabers des Heeres vom 1. September 1939, in dem er die Wehrmacht aufrief, in der polnischen Bevölkerung „nicht ihren Feind“ zu sehen und „alle völkerrechtlichen Bestimmungen“ zu beachten. Andererseits sollte jede Form des Widerstandes hart bekämpft werden, wobei großen Wert auf Disziplin gelegt wurde.
Dazu auch ein Befehl der Panzerdivision Kempf vom 19. September 1939: „Die bekannt gewordenen Greueltaten der polnischen Soldaten und der polnischen Bevölkerung zwingen zu folgenden Maßnahmen: 1.) Freischärler sind im Kampf zu erschießen. Nach beendetem Kampf dürfen sie nicht ohne gerichtliches Verfahren bestraft werden. Falls der Gerichtsherr nicht sofort erreichbar ist und die Eile geboten ist, können die Befugnisse nach §13 KSTVO. (HDv 3/13) auch von dem nächsterreichbaren Kommandeur eines Regiments oder einem mit derselben Disziplinarstrafgewalt versehenem Befehlshaber wahrgenommen werden. [...]
3.) Übergriffe einzelner Soldaten gegen die Bevölkerung sind mir sofort zu melden und werden kriegsgerichtlich abgeurteilt. [...] Die in Frage kommenden Soldaten sind möglichst schnell mit den Fahrzeugen dem Kriegsgerichtsrat der Division vorzuführen, damit sofortige Aburteilung erfolgen kann. [...] Ich erwarte, daß jeder Vorgesetzte den Schutz der wehrlosen Bevölkerung gewährleistet.“
Auch der Vorwurf, die Wehrmacht habe willkürlich Dörfer niedergebrannt – z.B. behauptet in der Anti-Wehrmacht-Ausstellung „Größte Härte... – Verbrechen der Wehrmacht in Polen September / Oktober 1939“ – ist falsch. Doch wie manipulativ vorgegangen wird, um derartige Behauptungen am Leben zu halten und eine Generation nach der anderen „gleichzuschalten“, zeigt die eben genannte Ausstellung. Um die angebliche deutsche Willkür zu belegen, zitiert der Verantwortliche für die Ausstellung, Jochen Böhler, eine Passage aus einem Befehl der Heeresgruppe Nord vom 10. Oktober 1939, und zwar Punkt 2 des Befehls: „Wird hinter der Front geschossen und ist das Haus, aus dem Feuer kam, nicht festzustellen, so wird das ganze Dorf niedergebrannt, sofern es zur Unterbringung der Truppe nicht gebraucht wird.“
Laut Böhler eine Einladung zum „Brandschatzen“. Dabei läßt er einfach wichtige Teile des Befehls weg, die seine These entkräften. Unter Punkt 5 des Befehls ist nämlich zu lesen: „Die Truppenvorgesetzten sind dafür verantwortlich, daß bei Durchführung dieser Maßnahmen, besonders der unter Ziffer 2.) angeführten, jede Willkür ausgeschlossen wird und schärfste Manneszucht gewahrt bleibt.“ Tatsächlich gab es aufgrund des Neben- und Durcheinanders von Wehrmacht, Parteidienststellen und SS Maßnahmen, die von Willkür geprägt waren.
In einem Erlaß des Oberbefehlshabers Ost vom 10. Oktober 1939 wurden denn auch „gewisse sogenannte bevölkerungspolitische Maßnahmen, mit denen die Wehrmacht nichts zu tun hat“ als Ursache für die noch nicht stattgefundene Befriedung des polnischen Gebietes genannt. In diesem Zusammenhang wuchs übrigens auch die Bereitschaft der Wehrmacht, sich aus der Verwaltung in Polen herauszuziehen, was durchaus im Sinne Hitlers war.[11]
Im Nachhinein wurde der Wehrmachtführung immer wieder vorgeworfen, sie habe sich durch passives Verhalten und das Nichteinschreiten gegen das Mordprogramm von Einsatzgruppen und anderen Organisationen an den – tatsächlichen und vermeintlichen – Verbrechen in Polen mitschuldig gemacht.[12]
Dies ist so nicht haltbar: Die Mehrheit der Soldaten verhielt sich korrekt und deutsche Soldaten wurden wegen Vergehen verurteilt, soweit diese nicht unter die Generalamnestie fielen – die übrigens keinen Freischein für Verbrechen in Polen darstellte, wie fälschlicherweise immer wieder behauptet. Die Wehrmachtführung hatte kein Interesse an irgendwelchen Vernichtungsmaßnahmen gegen die polnische Bevölkerung. Zudem wurde von zahlreichen Wehrmachtoffizieren Kritik an einigen Vorkommnissen in Polen geübt, z.T. direkt an die Führung gerichtet. Wenn die Wehrmacht nicht aktiv eine Änderung der Besatzungspolitik in Polen förderte, ist dies sicherlich mit der politischen und militärischen Situation jener Tage und dem Erinnern an polnische Untaten der vorherigen zwei Jahrzehnte und während des Krieges zu erklären.[13]
Nach dem Abzug des Großteils der Wehrmacht verschärfte sich die Lage in Polen, vor allem aber im Generalgouvernement. Dort gab es nach Schätzungen bereits 1940 100.000 Untergrundkämpfer. Die Polen nutzten es aus, daß ihnen dort vergleichsweise viele Freiräume gegeben wurden. Der Angriff auf die Sowjetunion verschlechterte die Lage im Generalgouvernement nochmals, Streiks und Anschläge breiteten sich aus.[14]
Aufzeichnungen der Rückkämpfer
Interessante Hinweise zum deutsch-polnischen Verhältnis findet man bei den Aufzeichnungen der sogenannten Rückkämpfer: Diese Soldaten, die sich nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944 hinter den feindlichen Linien befanden und zu den deutschen Linien zurück marschierten, profitierten häufig von polnischen Zivilisten, die sie versorgten, die ihnen halfen, z.T. unter eigener Lebensgefahr. Natürlich gab es auch Polen, die die deutschen Rückkämpfer bei den Russen verraten haben, aber es gibt zahlreiche gegenteilig lautende Berichte. Stellvertretend möchte ich einen Auszug aus dem Erlebnisbericht von Oberst Bleckwenn anführen, der letztlich auch die anderen Berichte zusammenfaßt, wenn er schreibt: „Die Haltung der Bevölkerung war zum weitaus größten Teil nicht deutschfeindlich, ganz gleich, ob es sich um Weißrussen, Litauer oder Polen handelte. Die gegen die Bevölkerung von Seiten der Roten Armee und Verwaltung einsetzenden Maßnahmen waren im Vergleich zu denen von der deutschen Militär- und Zivilverwaltung ergriffenen Maßnahmen derart einschneidend und schwer, daß die Bevölkerung durchweg die loyale Behandlung seitens der Deutschen anerkannte.“[15] Den Höhepunkt des deutsch-polnischen Konfl ikts nach Beendigung des Feldzuges 1939 stellte der Warschauer Aufstand ab August 1944 dar, in welchem die polnische Heimatarmee kurz vor dem Anrücken der Russen versuchte, selbst die Stadt zu erobern. Über diesen Aufstand wurde schon viel berichtet, gerade auch über die Tatsache, daß die polnischen Aufständischen ehrenvoll kapitulieren durften und als Kriegsgefangene behandelt wurden. Ein Zeitzeuge, Untersturmführer – ausgezeichnet mit dem Deutschen Kreuz in Gold, der Nahkampfspange in Gold und dem Verwundetenabzeichen in Gold, was belegt, daß dieser Mann den Krieg in seiner härtesten Weise kennengelernt hatte – sei zitiert: „In der ganzen Stadt Warschau überfi elen sie Kasernen, schossen alles über den Haufen, stürmten die Krankenhäuser, warfen die verwundeten deutschen Soldaten aus den Fenstern, vergewaltigten die Krankenschwestern, um sie danach zu ermorden. [...] Wie sollte man diesen Menschen noch soldatisch anständig gegenüberstehen? [...] Ich staune über die Bekleidung der Partisanen, denn viele haben deutsche Uniformen an. [...] Dies ist nur eine der zahlreichen Verletzungen des Kriegsrechts durch die polnischen Partisanen. Nicht ein einziges Mal habe ich in den Kämpfen gegen russische Soldaten, an der vordersten Front, solche Greueltaten erlebt oder gesehen, wie hier in Warschau.“[16]
Polnische Zeugen
Trotz der von den Polen begangenen Grausamkeiten, zeigten viele deutsche Soldaten, daß sie ihre Menschlichkeit gewahrt hatten. So beschreibt der polnische Literaturkritiker und Teilnehmer am polnischen Aufstand Jan Jozef Lipski folgende Situation, als er schwerverletzt war: „Ich möchte jetzt erzählen, wie ich aus dem Kanalsystem hinaufstieg, denn dabei gab es ein denkwürdiges Ereignis. Nachdem wir zu dem Schluß gekommen waren, daß wir nicht in die Innenstadt vorstoßen würden, weil die Deutschen überall mit Granatengarben warteten, beschlossen wir, mit einer nach dem Zufallsprinzip zusammengestellten Gruppe beim nächsten Gully hinaufzusteigen. Meine Kameraden halfen mir, an die Oberfläche zu gelangen. Dort erblickte ich zwei SS-Männer, vermutlich Altersgenossen von mir, deren Pistolen direkt auf mich gerichtet waren. Ich hatte schon sehr lange nichts mehr gegessen, war verletzt und litt an einer Vergiftung, so daß ich, hätten sie auf mich geschossen, einen leichten Tod gehabt hätte. Ich empfand keine Angst und war nicht traurig. Und was taten die SS-Männer in diesem Moment? Statt auf mich zu schießen, nahm mich einer bei der Hand, wickelte vorsichtig meinen Verband auf, zog eine Feldflasche heraus, wusch meine Wunde und verband sie wieder mit seinem eigenen sterilen Verband. Sie führten mich zu einer Sammelstelle, brachten mir noch einen Anzug und halfen mir, mich umzuziehen.“ [17] Betrachtet man das Verhalten der überwiegenden Mehrheit der deutschen Soldaten, so war dies keine besondere Begebenheit.
Kein Vernichtungskrieg
Abschließend ist festzustellen, daß die immer wieder hervorgebrachten Vorwürfe gegen die Wehrmacht in Polen – Geiselerschießungen über das Erlaubte hinaus, willkürliches Niederbrennen, gezielte Bombardierung von Zivilisten – schon mehrfach widerlegt worden sind, ohne dabei tatsächlich vorgekommene Verbrechen in Abrede zu stellen. Daß die deutsche Wehrmacht in Polen keinen Vernichtungskrieg führte, zeigt auch eine traurige Zahl: In Polen wurden etwa 16.000 Sühneopfer erschossen. So bedauerlich auch jedes individuelle Leid ist, so ist es Aufgabe des Historikers, derartige Zahlen in einen Gesamtzusammenhang zu bringen. 16.000 Erschossene während des Feldzuges bei über 20 Millionen Einwohnern ist kein Beleg für einen Vernichtungskrieg, eher das Gegenteil. So kritikwürdig auch einige Vorgänge in Polen sein mochten, zu keinem Zeitpunkt wurde ernsthaft eine Ausrottung oder Vernichtung der Polen betrieben, auch nicht in den Kriegsjahren nach 1939.[18]
Verweise
- Polnischer Senat segnet umstrittenes "Holocaust-Gesetz" ab, RT Deutsch, 1. Februar 2018