Reichskommissariat Ukraine
Das Reichskommissariat Ukraine bestand von September 1941 bis Mitte 1944 und war eine Verwaltungseinheit des Deutschen Reiches. Es unterstand der deutschen Herrschaft, war jedoch kein Teil des Reiches.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem Präventivschlag gegen Sowjet-Rußland am 22. Juni 1941 wurde am 1. September 1941 das Reichskommissariat Ukraine gebildet. Es ging aus Teilen des rückwärtigen Heeresgebietes Süd bzw. Mitte und dem Sicherungsbereich Brest, der bereits seit dem 18. Juli 1941 dem Militärbefehlshaber im Generalgouvernement unterstellt worden war, hervor.
Die vorläufigen Grenzen:
- Westen: Ostgrenze des Generalgouvernements,
- Süden: Verlauf des Dnjestr in ostwärtiger Richtung bis Mogilew Podolskij am Dnjestr,
- Osten: Bar/Letitschew/Ljubar am Slutsch/Verlauf des Slutsch bis zur Einmündung in den Horyn/Verlauf des Horyn bis zu seiner Einmündung in den Pripjet/Senkewitschi (20 km nördlich Dawid-Gorodoks) (Orte und Orte an den Flüssen einschließlich),
- Norden: Grenze zum Reichskommissariat Ostland.
Sitz der Verwaltung war vorläufig die Stadt Rowno.
Zum Reichskommissar wurde der Oberpräsident und Gauleiter der NSDAP Erich Koch aus Königsberg (Preußen) ernannt. Da er seit dem 1. August 1941 auch die Stellung eines Chefs der Zivilverwaltung im Bezirk Bialystok bekleidete, herrschte er nunmehr von der Ostsee bis in die Ukraine.
Zum 20. Oktober 1941, 12.00 Uhr, wurde das Reichskommissariat Ukraine räumlich nach Osten erweitert.
Seine neuen Grenzen verliefen vorläufig wie folgt:
- Westen: Bisherige Ostgrenze des Reichskommissariat Ukraine,
- Süden: Verlauf von Row nach Bar bis zu seiner Einmündung in den Bug/Verlauf des Bug bis Perwomajsk/Nowo Ukrainka/Nowomirgorod/Smela/Tscherkassy (Orte und Bahnlinie Perwomajsk-Tscherkassy ausschließlich),
des Dnjestr in ostwärtiger Richtung bis Mogilew Podolskij am Dnjestr,
- Osten: Verlauf des Dnjepr bis Retschiza (Kiew, Retschiza und Dnjepr-Brücken einschließlich.),
- Norden: Bahnlinie Retschiza-Luniniec (Bahnlinie Retschiza-Luniniec einschließlich) bis zur bisherigen Ostgrenze des Reichskommissariats Ukraine.
Die nächste Änderung folgte entsprechend dem Fortgang der Kampfhandlungen zum 15. November. 1941, 12.00 Uhr.
Zu diesem Zeitpunkt wurde das Reichskommissariat Ukraine aus dem rückwärtigen Heeresgebiet Süd erweitert, soweit innerhalb der folgenden Grenzen gelegen:
- Nordwesten: Bisherige Ostgrenze des Reichskommissariat Ukraine;
- Südwesten: Verlauf des Bug von Perwomajsk bis zur Einmündung in das Schwarze Meer/Küste des Schwarzen Meeres bis zur Mündung des Dnjepr;
- Süden, Osten und Nordosten: Verlauf des Dnjepr bis Tscherkassy (Ort einschließlich).
Die letzte Erweiterung galt vom 1. September 1942 ab 12.00 Uhr. Danach traten aus dem rückwärtigen Heeresgebiet Süd folgende Teile der Ukraine östlich des Dnjepr hinzu:
- zum Generalbezirk Kiew: der ostwärts des Dnjepr gelegene Teil des ehemaligen Gebiets Kiew und der ehemalige Oblast Poltawa,
- zum Generalbezirk Dnjepropetrowsk: der ostwärts des Dnjepr gelegene Teil des ehemaligen Oblastes Dnjepropetrowsk und vom ehemaligen Oblast Saporoshje der Teil, der nicht zum Generalbezirk Krim fällt,
- zum Generalbezirk Krim (Teilbezirk Taurien): der südlich des unteren Dnjepr gelegene Teil des ehemaligen Oblastes Nikolajew und vom ehemaligen Oblast Saporoshje die Rayons Melitopol, Nischnije Sjegorosy, Nowowassilewka, Priasowskoje, Weseloje und die südlich davon gelegenen Rayons.
Damit war die weiteste Ausdehnung erreicht.
Im Laufe des Jahres 1943 wurde das Reichskommissariat Zug um Zug von der Roten Armee zurückerobert.
Anfang 1944, als die allein noch nicht von der Roten Armee zurückeroberten Kreisgebiete Brest, Kobryn und Pinsk eine eigenständige Verwaltung nicht mehr zuließen, wurde dieser Randstreifen des Reichskommissariats Ukraine der Verwaltung des Generalbezirks Weißruthenien im Reichskommissariat Ostland unterstellt.
Verwaltungsgliederung
Das Reichskommissariat Ukraine teilte sich in sechs Generalbezirke mit der entsprechenden Anzahl von deutschen Kreisgebieten, denen die ukrainischen Rayons unterstellt waren.
Die deutschen Aufteilungen folgten größtenteils den früheren ukrainischen Abgrenzungen.
Die Generalbezirke fassten mehrere Oblasts, die Kreisbezirke mehrere Rayons zusammen.
Zum Sitz des Generalkommissars für Wolhynien-Podolien (zuvor Brest-Litowsk) wurde die Stadt Luzk bestimmt. Der Generalkommissar für den Generalbezirk Krim (Teilbezirk Taurien) hatte seinen Sitz in Melitopol.
Das Reichskommissariat Ukraine unterstand formell dem Reichsminister für die besetzten Ostgebiete Alfred Rosenberg in Berlin. Faktisch handelte der Reichskommissar Erich Koch unbeeindruckt von dieser formellen Unterstellung nahezu selbstständig.
Man plante das Reichskommissariat Ukraine bis zur Wolga zu erweitern. Der Kriegsverlauf verhinderte dies.
Ortsnamen
Es blieb im Allgemeinen bei den bisher geläufigen (russischen) Ortsnamen, die nach einheitlichen Grundsätzen in die Lateinschrift transskribiert wurden. Orte mit bolschewistischen Namen, die keine Tradition in der osteuropäischen Geschichte hatten, erhielten allerdings ihre früheren Bezeichnungen zurück. Einige Städte erhielten zudem deutsche Namen, wie Alexanderstadt, Halbstadt und Hegewald.
Persönlichkeiten
- Alfred Eduard Frauenfeld, Generalkommissar für den Generalbezirk Krim (Teilbezirk Taurien)
- Kurt Klemm, Generalkommissar für den Generalbezirk Shitomir
- Erich Koch, Reichskommissar für die Ukraine
- Waldemar Magunia, Generalkommissar für den Generalbezirk Kiew
- Ewald Oppermann, Generalkommissar für den Generalbezirk Nikolajew
- Alfred Rosenberg, Reichsminister für die besetzten Ostgebiete
- Heinrich Schoene, Generalkommissar für den Generalbezirk Wolhynien-Podolien
- Nikolaus Selzner, Generalkommissar für den Generalbezirk Dnjepropetrowsk