Reichspropagandaleitung der NSDAP
Die Reichspropagandaleitung (RPL) war von 1926 bis 1945 die führende Dienststelle der NSDAP für Pressearbeit, Film, Rundfunk und Volksbildung. Als Parteidienststelle bestand sie trotz starker personeller Verflechtungen auch nach dem nationalsozialistischen Machtantritt formal unabhängig vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Der Reichspropagandaleiter war verantwortlich für die Überwachung, Koordination und Vereinheitlichung der Propaganda der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände. Sein besonderer Arbeitsschwerpunkt war der Rundfunk.
Geschichte und Aufbau
Bereits seit 1923 hatte die NSDAP mit Hermann Esser einen Propagandaleiter beschäftigt, nach dem gescheiterten Hitler-Putsch und dem Verbot der NSDAP mußte dessen Geschäftsstelle jedoch schließen.
Die neue Reichspropagandaleitung wurde am 30. Juni 1926 nach der Wiedergründung der NSDAP geschaffen. Bis Anfang 1928 bekleidete Gregor Strasser das Amt, dann fungierte Hitler vorübergehend selbst als Reichspropagandaleiter, und im April 1930 folgte Joseph Goebbels.
Sitz der Reichspropagandaleitung war zunächst München, nach dem nationalsozialistischen Machtantritt wurde jedoch auch eine Verbindungsstelle in Berlin eingerichtet, die einen wachsenden Anteil der Arbeit übernahm.
Dem Reichspropagandaleiter unterstanden ein Stabsleiter (1937 Hugo Fischer, 1942 Eugen Hadamovsky) und ein Adjutant (1926 Heinrich Himmler, 1937 Karl Hanke). Untergeordnet waren dem Reichspropagandaleiter die Gau-Propagandaführer, diesen wiederum die Kreis-Propagandaleiter und diesen schließlich die Ortsgruppen-Propagandaleiter.
Die Reichspropagandaleitung besaß folgende Ämter mit je einer „Amtsleitung“:
- Kultur (Leiter: ab 1937 Franz Moraller)
- Aktive Propaganda
- Film
- Rundfunk
Ab 1940 wurde die Dienststelle schrittweise umstrukturiert; 1941 umfaßte sie sechs „Hauptämter“:
- Hauptamt für Propaganda
- Hauptamt für Rundfunk
- Hauptamt für Ausrichtung der Organisationen
- Hauptamt Film
- Hauptamt Reichsautozug „Deutschland“
- Hauptamt Kultur (Leiter: ab 1941 Hannes Kremer, ab 1942 Karl Cerff)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet 93 Medien der RPL, wobei fälschlich auch Medien anderer NS-Gliederungen darunter verzeichnet sind.
Amt Film
Das Amt Film, das ab 1937 Karl Neumann und ab 1941 Arnold Raether unterstand, befaßte sich vor allem mit der Durchführung propagandistischer Filmvorführungen. Das Amt gliederte sich in die Bereiche Organisation, Kassenführung, Herstellung und Technik, Dramaturgie, Kulturfilm und Filmpressebearbeitung.
Das Amt verfügte über ein umfangreiches Netz aus Gau-, Kreis- und Ortsgruppenfilmstellen, das parallel neben dem bereits in der Weimarer Republik geschaffenen Netz von Landes- und Stadtbildstellen bestand. Um auch ländliche Gegenden, in denen keine Kinos vorhanden waren, mit Filmpropaganda versorgen zu können, standen den Gaufilmstellen im Jahre 1936 300 Tonfilmwagen zur Verfügung, die mit modernsten Projektionseinrichtungen ausgestattet waren. Für solche Wanderschauen konnten auch zwei Spezialzüge eingesetzt werden. Mit der HJ wurden die Jugendfilmstunden organisiert.
Die Reichspropagandaleitung und ihre Gaufilmstellen produzierten auch eigene Kurz- und Dokumentarfilme. Einige Beispiele für Filme der Reichspropagandaleitung:
- Aus der Tiefe empor (Regisseur unbekannt, 1934)
- Gestern und heute (Hans Weidenmann, 1938)
- Jahre der Entscheidung (Hans Weidenmann, Carl Junghans, Lothar Bühle, 1937-39)
- Juden ohne Maske (Walter Böttcher, Leo von der Schmiede, 1937)
- Sowjet-Paradies (Friedrich Albat, 1942)