Reichswerke AG. „Hermann Göring“

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Reichsmarschall Hermann Göring – beim Spatenstich zugegen
Die „Hermann–Göring–Werke“ in Salzgitter nach einjähriger Bauzeit[1]

Die Reichswerke AG. „Hermann Göring“ wurden im Jahr 1937 gegründet und bildeten die Zusammenfassung der Beteiligungen des Reichs an den eisenschaffenden Werken und den von der Reichswerke AG. für Erzbergbau und Eisenhütten „Hermann Göring“ verwalteten Beteiligungen und Gesellschaften der eisenverarbeitenden Industrie sowie der Schiffahrtsgesellschaft. Der Sitz war in Berlin. Das Aktienkapital belief sich auf ca. 100 Millionen RM.

Umfeld

Deutschland hatte Fertigwaren zu bieten, aber wenig Rohstoffe. Diese waren oft nur gegen Devisen statt Fertigwaren im Verrechnungsverkehr zu erhalten. Schon 1936 drohte mit der Rheinlandbefreiung ein Krieg mit England, das zu diesem Zeitpunkt aber mit dem Abessinienkrieg und dem damit verbundenen Wirtschaftskrieg gegen Italien beschäftigt war.[2] 1937 wurde wegen Mangels kurzzeitig die Eisenkontingentierung unter einem Eisenkommissar eingeführt. Die Reichswerke dienten der Ausbeutung von minderwertigem Eisenerz im Harzvorland und überwanden als Staatsbetriebe die mangelnde Bereitschaft der Privatindustrie bei der Ausbeutung einheimischer Erze im nationalwirtschaftlichem Maße.[3]

Gründung

Die Gründung der Reichswerke AG. für Erzbergbau und Eisenhütten „Hermann Göring“ wurde am 23. Juli 1937 vor Vertretern der Bau- und Eisenwirtschaft bekanntgegeben. Im Aufsichtsrat waren als Vorsitzender Staatssekretär Körner, stellvertretender Vorsitzender Direktor Dr. Voß von der Deutschen Revisions- und Treuhand AG. und als Generalsachverständige Ing. W. Keppler, Ministerialdirigent Nasse Reichsfinanzministerium, Ministerpräsident Dietrich Klagges, Braunschweig, Präsident Lange, Berlin, Generaldirektor Röhnert, Lüdenscheid.[4] Zuvor wurden die Hermann-Göring-Werke Salzgitter am 15. Juli 1937 gegründet. Der Bau des ersten Hüttenwerks begann in Salzgitter-Bleckenstedt am 1. Oktober 1937.[5] Beim Bau wirkten 25.000 Arbeiter mit, darunter Tausende Italiener.[6] Die Landbeschaffung wurde durch Verordnungen vom 20. Dezember 1937 (RGBl. I, S. 1409) und 9. Juli 1938 (RGBl. I, S. 850) geregelt.

Am 30. Oktober 1938 wurde das Schiffshebewerk Magdeburg-Rothensee für den Mittellandkanal/Ems-Weser-Elbe-Kanal eingeweiht. An diesen Kanal wurden die Reichswerke und VW angeschlossen.[7] Erze konnten darüber in das Ruhrgebiet und auf dem Rückweg Kohle in die Hüttenwerke transportiert werden.

Ostmark

Hermann Göring zum Baubeginn in Linz, 13. Mai 1938

Die Arbeitslosigkeit im Altreich war schon im Herbst 1936 überwunden. Es fehlte die industrielle Reservearmee.[8] Diese fand man aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit 1938 mit dem Beitritt Österreichs. Nach der Sonderaktion zur Arbeitsbeschaffung vom 15. März 1938, der Verordnung zur Einführung des Vierjahresplans im Lande Österreich vom 19. März und der Verordnung zur wirtschaftlichen Wiederbelebung Österreichs vom 23. März[9] wurden in der Rede des Generalfeldmarschalls Göring über den Aufbau der deutschen Ostmark auf einer Massenkundgebung in der Nordwestbahnhalle zu Wien vom 26. März 1938 Maßnahmen des Wirtschaftsprogramms erläutert. Mit Punkt 7, zur Hebung der österreichischen Bodenschätze, wurde ein zweites Hüttenwerk nicht wie zuvor in Franken, sondern in Linz am 4. Mai 1938 gegründet.[10] Baubeginn war am 13. Mai. Im Juli wurden dem Werk mehrere andere Betriebe der Schwerindustrie, wie z. B. die Steyr-Werke, eingegliedert.

Filmbeiträge

„Die Hermann-Göring-Werke“ (1941, Kulturfilm)

Siehe auch

Literatur

  • Lars Amenda: Arbeitsmigration vs. „Volksgemeinschaft“? – Die Reichswerke „Hermann Göring“ in Salzgittergebiet, In: „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis, 2013, S. 293–308
  • Gerhard Mollin: Montankonzerne und „Drittes Reich“ – Der Gegensatz zwischen Monopolindustrie und Befehlswirtschaft in der deutschen Rüstung und Expansion 1936–1944, 1988
  • Matthias Riedel: Gründung und Entwicklung der Reichswerke „Hermann Göring“ und deren Position in der Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches 1935–1945, In: Salzgitter – Geschichte und Gegenwart einer deutschen Stadt 1942–1992, 1992, S. 41–77
  • Vier Jahre Hermann-Göring-Werke Salzgitter 1938–1941, 1941, Nachdruck 2009

Fußnoten

  1. Quelle: Archiv für Zeitgeschichte und Publizistik
  2. Reichswerke Hermann Göring A.G., In: Ernst Samhaber: Die neuen Wirtschaftsformen 1914–1940, 1941, S. 294–299, S. 285
  3. Paul Meier-Benneckenstein (Hg.): Dokumente der deutschen Politik. Band 5, 1937, S. 323
  4. Gerd Rühle: Das Dritte Reich – Das fünfte Jahr 1937, 1938, S. 190
  5. Dokumente. Band 5, S. 313
  6. Dokumente. Band 6/2, 1938, S. 518
  7. Dokumente. Band 6/2, S. 520
  8. Samhaber: Wirtschaftsformen, S. 286
  9. Gerd Rühle: Das Dritte Reich – Die österreichischen Kampfjahre 1918–1938, 1940, S. 279
  10. Dokumente. Band 6/1, S. 180–199. Hier S. 190