Ritus

Ein Ritus (lat. ritus) ist ein hergebrachtes Brauchtum und festgelegtes Zeremoniell (Ordnung) bei religiösen, meist feierlichen Veranstaltungen und Handlungen.

Römische Antike

Bei den alten Römern war der Ritus die Gesamtbezeichnung aller Gebräuche, welche im politischen und religiösen sowie auch im häuslichen Leben, insoweit dasselbe eine religiöse Beziehung und Weise hatte, zu beobachten und in den Libri rituales (ritischen Büchern) der Salier, Vestalinnen, Flamines, Pontifices und Auguren aufgezeichnet waren. Religion war in der römischen Antike eng mit staatlichen und kaiserlichen Ansprüchen verwoben. Allerdings ließ die polytheistische Orientierung der antiklen Gläubigkeit weite rituelle Freiheiten zu.

Christliche Kirche

In der christlichen Kirche bezeichnet Ritus die Liturgie einer größeren Kirchengemeinschaft; man unterscheidet unter anderen den ambrosianischen, mozarabischen und römischen Ritus. Zum rituellen Geschehen gehört das formelle Handeln, das feierliche Handeln, ganz ebenso wie die rituelle Vermeidung von Handlungen. Das Zölibat ist deshalb nicht lediglich ein Vorschlag oder eine Forderung, sondern eine strikte Handlungsanleitung von ritueller Qualität.

Zitate

• „Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft definiert sich über die Riten. Entscheidend ist, ob man die heiligen Handlungen vollzieht oder nicht vollzieht, ob man das Opfer auf die vorgeschriebene Weise zu den vorgeschriebenen Zeiten darbringt oder nicht darbringt, ob man die Menge an festgelegten Gebeten auf die richtige Art spricht oder nicht spricht.“ — Karlheinz Weißmann, Der Wert der Riten

• „In der Feststellung der Teilnahme an rituellen Abläufen hat die Führung ein sicheres Mittel zur Kontrolle der Gemeinde.“ — Karlheinz Weißmann, Der Wert der Riten

Siehe auch

• Agnihotra
• Genitalverstümmelung
• Jüdisches Ritual
• Initiation
• Anschlag auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ (Abschnitt: „Je suis Charlie!“ – Zur Analyse des Mega-Rituals)

Literatur

• Annette Bruhns / Peter Wensierski: Gottes heimliche Kinder. Töchter und Söhne von Priestern erzählen ihr Schicksal. dtv, München 2006, ISBN 3-423-34274-9
• Geoffrey Parrinder: Sexualität in den Religionen der Welt. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-69114-1 [englische Originalausgabe: London 1980]
• Hans Christian Meiser (Hg.): Schöpfungsmythen. Ausgewählte Texte. Goldmann-Verlag, München 1988, ISBN 3-442-11034-3
• Jan Assmann: Das Paar, die Liebe und der Tod: Der Mythos von Isis und Osiris (2005) (Netzbuch)
• Louise Gestermann: Das Ritual des Dramatischen Ramesseumspapyrus (2008) (Netzbuch)