Roter Adlerorden
Der Rote Adlerorden wurde am 17. November 1705 durch Erbprinz Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth gestiftet. Er trug ursprünglich die Bezeichnung „Ordre de la sincérité“ (Orden der Aufrichtigkeit) und wurde 1792, nach dem Übergang der Fränkischen Hohenzollerngebiete an Preußen, vom Königreich Preußen übernommen, zeitweise war er der zweithöchste preußische Orden für besondere Verdienste.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der letzte Markgraf zu Brandenburg-Ansbach und Bayreuth, Christian Friedrich Karl Alexander, gab dem Orden 1776 neue Statuten und den Namen „Hochfürstlicher Brandenburgischer Roter-Adler-Orden“. Als er die Fürstentümer am 2. Dezember 1791 an Preußen abtrat, ging auch der Orden an Preußen über und wurde am 12. Juni 1792 von Friedrich Wilhelm II. zum zweiten Ritterorden der Monarchie erhoben. Ursprünglich bestand der Orden aus nur einer Klasse.
- „Ursprünglich 1705 von Erbprinz Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth als einklassiger ‚Orden de la Sincerité‘ gestiftet, wurde er nach Übernahme der Markgrafschaft durch Preußen 1792 übernommen und im Folgenden sukzessive durch zahlreiche Änderungen, Ergänzungen und Erweiterungen erheblich ausgebaut. Er verfügte am Schluß über sechs Klassen (Kette, Großkreuz, 1. bis 4. Klasse – von denen die zweite in zwei Stufen unterteilt war), von denen die Insignien mit zahlreichen ‚Beizeichen‘ (Schwerter, Schwerter am Ring, Brillanten, Krone, Eichenlaub, Jubiläumszahl, Johanniterkreuz, Schwert und Szepter, Emaille-Band des Kronenordens; Kombinationen möglich) verliehen werden konnten, was zu einer ziemlich unübersichtlichen ‚Artenvielfalt‘ führte. Mit dem Ende der Monarchie 1918 ging auch der Orden unter.“[1]
Am 18. Januar 1810 wurde eine zweite (seit 1818 um einen Stern ergänzt) und dritte, am 18. Januar 1830 eine vierte Klasse und am 18. Oktober 1861 als oberste Klasse das Großkreuz hinzugefügt. Ordenszeichen der ersten drei Klassen war ein goldenes, weiß emailliertes Kreuz, auf dessen weißem Mittelschild sich vorn der gekrönte rote Adler, auf der Kehrseite der Namenszug FW. mit darüber gesetzter Krone befand; die vierte Klasse hatte ein silbernes Kreuz, bei dem auf der Vorderseite das weiß emaillierte Mittelschild gleichfalls den roten Adler, die Rückseite den Namenszug in Silber zeigte. Das Zeichen wird an weißgewässertem Bande mit zwei orangefarbigen Streifen und schmalen, weißen Rändern getragen.
Die Ritter der ersten Klasse tragen auf der linken Brust einen silbernen, achtspitzigen Stern mit dem roten Adler, auf dessen Brust sich das hohenzollernsche Wappen mit der Umschrift „Sincere et constanter“ (aufrichtig und standhaft) befindet. Einen ähnlichen Bruststern haben die ältesten Ritter der zweiten Klasse.
Wer schon die zweite und dritte Klasse hatte, erhielt den Orden mit Eichenlaub, d. h. drei goldene Eichenblätter am Kreuze und an der oberen Spitze des Sterns.
Ritter der dritten Klasse, die die vierte hatten, erhielten eine Schleife von der Farbe des Ordensbandes am Ringe über dem Kreuze. Die Ritter erster Klasse trugen das Ordenszeichen an einem breiten Bande von der linken Schulter zur rechten Hüfte, die zweiter um den Hals, die dritter und vierter im Knopfloch.
Der Rote Adlerorden wurde am Bande der Rettungsmedaille anstelle einer zweiten Rettungsmedaille, seit 1848 für Kriegsverdienst auch mit zwei gekreuzten Schwertern am Bande des Eisernen Kreuzes verliehen; seit 1892 konnten alle Klassen mit der königlichen Krone ausgestattet werden.
Die Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler sind auch zugleich Mitglieder des Roten Adlerordens. Sie trugen ab 1861 stets auch das Großkreuz des Roten Adlerordens als Halsdekoration an einem etwas schmaleren Bande. Die Prinzen des Königlichen Hauses, Souverains und regierende alte Reichsfürsten waren von dieser Regelung allein ausgenommen.
Das Großkreuz
Das am 18. Oktober 1861 von König Wilhelm I. anläßlich seiner Krönung in Königsberg gestiftete Großkreuz trug rote Adler in den Kreuzwinkeln, das Medaillon im Avers zeigte das Monogramm WR (Wilhelmus Rex), von der Ordensdevise SINCERE ET CONSTANTER (ehrlich und beständig bzw. aufrecht und standhaft) umwoben. Im Reversmedaillon befand sich innerhalb eines Eichenkranzes das Datum Den 18. Octb. 1861.
- Das Großkreuz wurde an einer orangen Schärpe mit weißen Streifen getragen. Bei besonderen Verdiensten wurde die Kette zum Großkreuz verliehen.
- „Da nach dem Zusatz zu § 25 der Statuten des Schwarzen Adler-Ordens vom Jahre 1848, unter Bezugnahme auf die Bestätigungs-Urkunde des Brandenburgischen Rothen Adler-Ordens vom 12. Juni 1792, jeder Ritter des Schwarzen Adler-Ordens, wenn er nicht schon zuvor den Rothen Adler-Orden erhalten hat, mit dem Schwarzen Adler-Orden zugleich Ritter des Rothen Adler-Ordens wird, so soll auch in Zukunft jeder Ritter des ersteren Ordens berechtigt; sein, das hierdurch gestiftete Großkreuz des Rothen Adler-Ordens, am Bande desselben statt des Rothen Adler-Ordens erster Klasse um den Hals zu tragen. Die Abzeichen des Rothen Adler-Ordens, als Eichenlaub und Schwerter, gehen in den vorgeschriebenen Fällen auch auf das Großkreuz desselben über. Wer den Rothen Adler-Orden erster Klasse in Brillanten besitzt, trägt nur das Kreuz desselben bei Verleihung des Großkreuzes am Halse.“ — Urkundlich unter Unserer Allerhöchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Königsberg, den 18. Oktober 1861.
- Das Kreuz der I. Klasse wurde an einer weißen Schärpe mit orangen Seitenstreifen von der linken Schulter zur rechten Hüfte getragen.
- Die II. Klasse wurde um den Hals und die
- III. und IV. Klasse an der linken Brust (Brustorden) getragen.
Die Kriegsdekoration hing ab 1864 am schwarz-weißen Band. Nichtchristliche Ordensritter bekamen seit 1851 manchmal statt eines Kreuzes ein silbernes sternförmiges oder rundes Medaillon mit dem Roten Adler in der Mitte verliehen.
Großkreuz der Prinzen
Die Königlichen Prinzen erhielten stets zum 10. Geburtstag den Schwarzen Adlerorden und das Großkreuz des Roten Adlerordens. 1892 wurde festgelegt, daß die Prinzen, ggf. aus Gründen der Bescheidenheit, statt dem Großkreuz, dessen Inhaber sie blieben, die III. Klasse mit der Krone anzulegen bzw. an der Großen Ordensschnalle zu tragen hatten:
- „Die Königlichen Prinzen haben auch den Rothen Adler-Orden 3. Klasse mit der Krone anzulegen.“ — Allerhöchste Kabinetts-Ordre vom 10. Oktober 1892[2]
Ordensklassen
Der Rote Adlerorden wurde in vier Klassen (I. bis IV.), seit 1861 auch als Großkreuz verliehen.
- Großkreuz
- I. Klasse
- II. Klasse (Komtur als Halsorden)
- III. Klasse
- IV. Klasse
Ergänzungen
Darüber hinaus gab es eine große Anzahl von teilweise kombinierbaren Ergänzungen zu den einzelnen Stufen:
- Schwerter (seit 1848 für Kriegsverdienst)
- Eichenlaub (für Inhaber der I. und II. Klasse, die vorher im Besitz der II. oder III. Klasse waren)
- mit oder ohne Krone (alle Klassen seit 1892)
- Brillanten (Großkreuz, I. und II. Klasse)
- Emailleband des Königlichen Kronenordens, um das Kreuz und den Stern geschlungen (für Inhaber beider Orden in der I. Klasse)
- Johanniterkreuz
- Schwerter am Ring (für Inhaber auf Grund militärischer Verdienste, die eine darunterliegende Stufe mit Schwertern besaßen)
- Dienstjubiläumszahlen (50 und 60)
- Schleife (für Inhaber der III. Klasse, die zuvor bereits im Besitz der IV. Klasse waren).
Der Rote Adlerorden war der deutsche Orden mit den vielfältigsten Abstufungen. Im Jahre 1861 wurde ihm ein neuer Orden, der Königlich Preußische Kronenorden, der wie das Großkreuz des Roten Adlerordens bei der Krönung Wilhelm I. gestiftet worden war, gleichgestellt.
Am 18. Mai 1842 verfügte König Friedrich Wilhelm IV. die Anfertigung einer silbernen Roter-Adlerorden-Medaille, die nur an nichtpreußische Truppenangehörige verliehen wurde. Kaiser Wilhelm I. ordnete 1871 eine neue Ausführung der Medaille an.
Stern
Der Stern des Großkreuzes war ein goldener achtstrahliger Stern, in dessen Mitte der gekrönte rote Adler mit einem Schwert und einem Szepter in den Fängen auf einem Medaillon aufgemalt ist. Der Adler trägt das hohenzollernsche Wappenschild, und um das Medaillon des Adlers steht die Ordensdevise auf blauer Emaille. Der Stern der ersten Klasse ist silbern und gleicht dem Stern des Großkreuzes bis auf wenige Änderungen. Der Adler trägt statt Schwert und Szepter einen Lorbeerkranz, und die Ordensdevise steht auf weißer Emaille. Die II. Klasse wurde mit einem silbernen vierstrahligen Stern mit dem Medaillon des Sternes der I. Klasse verliehen. Alle drei Sterne konnten in Brillanten verliehen werden.
Kette
Die Kette wurde am 18. Januar 1861 mit dem Großkreuz gestiftet. Sie wurde nur bei besonderen Verdiensten verliehen. Sie hatte drei Arten von Gliedern: die erste war ein blauer Reif, auf dem die Ordensdevise stand, mit Krone und im Inneren des Reifes das Monogramm des Stifters WR (Wilhelminus Rex); die zweite Gliedart bestand aus einem Eichenkranz, in dessen Mitte sich zwei gekreuzte Schwerter befanden; die dritte war mit der ersten Art identisch, das Monogramm wurde durch einen schwarzen Adler ersetzt.
Auswahl von Trägern
- Johannes Voigt, III. Klasse
- Generalmajor Anatolij Michailowitsch Stößel, 1900 (II. Klasse mit Stern)
- General der Kavallerie Ferdinand Graf von Zeppelin
- Generalmajor Wilhelm von Groddeck, II. Klasse mit Schwertern und Eichenlaub am 9. Februar 1917
- General der Infanterie Karl Litzmann, III. bis I. Klasse mit Eichenlaub und Bruststern
- General der Infanterie Friedrich Sixt von Armin, Großkreuz 1917
Siehe auch
Literatur
- Ordens-Liste von den Rittern und Besitzern der Königlich Preußischen Orden und Ehrenzeichen im Jahre 1817
- Ordens-Liste von den Rittern und Besitzern der Königlich Preußischen Orden und Ehrenzeichen im Jahre 1845
- F. W. Höftmann: Der preußische Rote Adlerorden und der königliche Kronenorden (Berlin, 1878) (PDF-Datei)