Scott Nearing, John

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John Scott Nearing (Lebensrune.png 26. März 1912; Todesrune.png 1. Dezember 1976) war ein US-amerikanischer Autor, zunächst überzeugter Bolschewist, Informant des Office of Strategic Services und späterer Kritiker des Bolschewismus. Von 1932 bis 1941 verbrachte er nahezu ein Jahrzehnt in der Sowjetunion. Sein bekanntestes Buch ist Hinter dem Ural: Ein amerikanischer Arbeiter in der russischen Stadt des Stahls. Es schildert die Arbeitsbedingungen im selbsternannten Arbeiterparadies und die Hochrüstung der Sowjetunion unter Josef Stalin, um Europa überfallen zu können und die Weltrevolution umzusetzen. Seine nahezu totgeschwiegenen Schilderungen zeigen einmal mehr die Richtigkeit und Notwendigkeit des reichdeutschen Präventivschlages gegen die aggressive Expansionspolitik Stalins.

Leben und Wirken

John Scott Nearing war der Sohn des Linksextremisten Scott Nearing und dessen erster Frau Nellie Marguerite Seeds Nearing. Sein Vater war Mitglied der Kommunistischen Partei der Vereinigten Staaten. Im Alter von siebzehn Jahren änderte John seinen Namen in „John Scott“. Scott studierte zunächst an der University of Wisconsin, verließ diese aber 1931. Betroffen von der Wirtschaftsdepression, die die Vereinigten Staaten erfaßt hatte, idealisierte er den Bolschewismus, absolvierte einen Kurs zum Schweißer und begab sich nach Rußland, um Josef Stalin beim Bau eines Stahlwerks in Magnitogorsk zu helfen. Seine Motivation war, „beim Aufbau einer Gesellschaft mitzuwirken, die den Amerikanern mindestens einen Schritt voraus zu sein schien“.[1]

„Als Scott im September 1932 Magnitogorsk erreichte, hatte Stalin gerade die erzwungene Kollektivierung der Bauern des Landes abgeschlossen, Lenins Experiment mit einer gemischten Wirtschaft war zerschlagen worden, und eine hungernde Landschaft war grausam in Dienst gestellt worden, um die Arbeiter zu ernähren, die eine neue Industrie aufbauen würden. „Wir sind fünfzig bis hundert Jahre hinter den entwickelten Ländern zurück“, erklärte Stalin 1931 in einer nationalistischen Ermahnung an die Betriebsleiter. „Wir müssen diese Strecke in zehn Jahren zurücklegen. Entweder wir tun das, oder sie werden uns vernichten“. Hinter dem Ural, 1.000 Meilen von der nächsten feindlichen Grenze entfernt, machten sich die Lumpenmenschen von Magnitogorsk daran, eine verteidigungsfähige Industriefestung zu bauen. Die Belegschaft bestand aus baschkirischen Schäfern und vertriebenen Bauern, Pionieren der Jungen Kommunistischen Liga, Kleinkriminellen und einer großen Zahl ausländischer Söldner und Idealisten. Stalin, kein Ökonom, verließ sich auf eine rücksichtslose Verwaltung, um seine Transformation des rückständigen Russland durchzuführen. Die zentrale Planung, die andere Länder im Ersten Weltkrieg als Hilfsmittel genutzt hatten, wurde als Grundlage für die gesamte Wirtschaft übernommen. Scott berechnete, daß etwa ein Drittel der Arbeiter Zwangsarbeiter war, viele von ihnen wurden von ehemaligen Kulaken ihrer Farmen beraubt, weil sie erfolgreicher waren als ihre Nachbarn. Methodisch nahm Scott die groteske Mißwirtschaft und Grausamkeit auf und stellte fest, daß die Manager in Magnitogorsk etwa die Hälfte ihrer Zeit damit verbrachten, die Nieten zu schleifen, um die von Moskau verordneten unmöglichen Pläne zu erfüllen, während die andere Hälfte versuchte, ideologisch korrekte Ausreden für die Nichteinhaltung zu finden. Die Arbeiter stürzten aus den Hochöfen, weil das Gerüst für Brennholz entfernt worden war. Und als sich Stalins Paranoia in gnadenlosen Säuberungen durchsetzte, verschwanden die wenigen erfinderischen Manager in Begleitung der Geheimpolizei. Die Opfer politischer Repressionen wurden auf die Opfer von Kälte und Entbehrung gestapelt. Ich würde wetten, daß Rußlands Kampf der Eisenmetallurgie allein mehr Opfer forderte als der Kampf an der Marne, schreibt Scott. Anderswo sagt er, daß das Geld wie Wasser ausgegeben wurde, die Menschen erstarrten, hungerten und litten, aber die Bauarbeiten gingen mit einer Mißachtung des Einzelnen weiter, und ein Massenheldentum, das in der Geschichte selten vergleichbar ist.“[1]

Als Ausländer und überzeugter Kommunist einer ausländischen Macht wurde Scott zunächst gut behandelt. Ihm wurde die Reise tief nach Rußland hinein gestattet, um einen Einblick in die Zustände im Innern Rußlands zu gewinnen. Scott erlernte die russische Sprache, studierte an der Parteiuniversität und heiratete eine Russin (Masha).[2] Er arbeitete als Schweißer, Chemiker und Polier in der neuen Stadt Magnitogorsk und wurde Vater von zwei Kindern.

Laut Scott entschied sich Stalin aus mehreren Gründen für die Industrialisierung von Magnitogorsk und integrierte den Bau von Magnitogorsk in einen fünfjährigen Wirtschaftsplan. Zunächst begann Stalin Mitte der 1930er Jahre, die industrielle Modernisierung zugunsten der Landwirtschaft zu beschleunigen. Zweitens war Magnitogorsk reich an Eisenerz und anderen Mineralien. Schließlich liegt Magnitogorsk weit weg von allen Grenzen und war weniger anfällig für feindliche Angriffe (!). Das bedeutet, daß Stalin bereits bei der Gründung der Siedlung 1929 die Kriegstauglichkeit des Ortes auf Grundlage seiner Entfernung vom westlichen Kriegsschauplatz mit berücksichtigte.

Erste Risse bekam sein Weltbild nicht aufgrund der erbärmlichen Zustände, in denen die Arbeiter ihr Werk verrichten mußten, sondern als er selber Gefahr lief, im Zuge der Stalinistischen Säuberungen als Ausländer liquidiert zu werden. Viele seiner russischen Arbeitskollegen verschwanden spurlos. Dennoch äußerte Scott immer wieder, wie stolz er auf seine Beiträge als Schweißer zur industriellen Revolution in Sowjetrußland war.[1] Es sollte einige Jahre dauern, bis Scott später offen antibolschewistisch wurde. Die Lektüre seines Buches von 1942 und der Botschaften in seinem Nachtrag, die von 1938 stammen, aber erst Jahrzehnte später veröffentlicht wurden, macht deutlich, daß zwischen der Zeit, in der er sich für die sowjetische Zukunft sehr begeisterte (d.h. Anfang der 1930er Jahre) und der Zeit, in der er antibolschewistisch wurde, ein Übergang stattfand, der 1937 auf dem Höhepunkt der Säuberungen begann.

In einer Atmosphäre, in der jeder jedem mißtraute, mußte Scott Magnitogorsk verlassen. Er ging nach Moskau, wo er von der US-amerikanischen Botschaft vernommen und später als Agent des OSS angeworben wurde. Vier Jahre verharrte er, um die Ausreisegenehmigung für seine Frau und Kinder zu erhalten und verdiente mit Übersetzungen und Berichten an die Botschaft seinen Lebensunterhalt. Er zog mit seiner Familie zurück in die Vereinigten Staaten und veröffentlichte sein Buch über seine sowjetische Erfahrung. Im Zweiten Weltkrieg wurde er für den OSS aktiv. Nach diesem Krieg war er mehrere Jahrzehnte lang Journalist beim Time Magazine und wurde Gegner des Bolschewismus. Seine stetig wiederholte Botschaft war, daß sich hinter den scheinbaren Reizen des Kommunismus nur ein gefährlich unmenschliches System verbirgt. Die Erklärung für Scotts Selbstversklavung und die dazu nötige Naivität wird möglicherweise am deutlichsten durch seinen Kommentar, daß er sich darauf freute, einer von jenen zu sein, „die sich nicht darum kümmerten, ein zweites Paar Schuhe zu besitzen, sondern Hochöfen bauten, die ihre eigenen waren.“[1][2]

Literatur

  • John Scott: Behind the Urals: An American Worker in Russia's City of Steel, Paperback 22. August 1989, Indiana University Press; Enlarged edition, ISBN 978-0253205360

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 How one Russian dream went awry, New York Times, 24. September 1989
  2. 2,0 2,1 Behind the Urals, Kavita Bhavsar, College of DuPage, 1. April 2008