Tauben im Gras
Tauben im Gras ist ein Roman von Wolfgang Koeppen der 1951 veröffentlicht wurde. Der Roman ist sowohl von seiner Thematik als auch vom Stil der Nachkriegsliteratur zu zuordnen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der Roman beinhaltet über 30 Figuren mit unterschiedlichen Kurzgeschichten, wovon diese jeweils in Haupt- und Nebengeschichten eingeteilt werden können. Der Roman handelt in der Zeit nach dem Krieg, während der Besetzung durch amerikanische Soldaten. Die namenlose, süddeutsche Stadt ist höchstwahrscheinlich München. Eine von den vielen Kurzgeschichten ist der erfolglose Autor Phillip, getrennt von seiner Frau Emilia, macht er sich auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um ein Buch oder Artikel verfassen zu können. Emilia seine Medikamenten- und Alkoholkranke Exfrau flüchtet vor der Realität. Sie möchte nicht realisieren das der Krieg verloren ist und sie nun um ihre Existenz fürchten muß. Phillip bezeichnet sie als Dr. Jeykll und Mr. Hyde, da sie immer extreme Stimmungsschwankungen hat. Außerdem trifft Phillip auf seinen Lieblingsautoren Edwin. Weitere Kurzgeschichten ist das Verhältnis zwischen der Frau Carla und dem afroamerikanischen Soldaten Washington Price. Washington träumt von einen eigenem Café namens "Washingston's Inn" in Paris. Diesen Traum kann er sich weder im zerstörten Deutschland noch in der VSA ermöglichen. Hinzu kommt noch das Geschichte zwischen dem Dienstmann Josef und dem afroamerikanischen Soldaten Odysseus Cotton. Josef vergleicht Odysseus mit einem Affen aus dem Dschungel. Im Laufe der Reise kommt es zu einer Verwechselung. Die Prostituierte Susanne bestiehlt Odysseus, der verdächtigt allerdings Josef und erschlägt ihn. Susanne und Odysseus Cotton flüchtet gemeinsam. Beide Personen kommen sich im Laufe der Geschichte ebenfalls näher. Eine weitere Figur ist der Schauspieler Alexander und seine "wohllüstige" Frau Messalina. Messalina ist im Großen und Ganzen unzufrieden und ertrinkt ihre Unzufriedenheit im Alkohol. Messalina als auch Alexander haben wechselnene Sexualpartner.
Aufbau
Die Kurzgeschichten sind episodenartig aufgeteilt. Tauben im Gras ist in sehr vielen, sogenannte, Segmente eingeteilt. Kurzgeschichten müssen nicht jeweils durch die Segmente voneinander getrennt sein. Häufig verbindet der Autor die einzelnen Segmenten mit bestimmten Begriffen oder sematischen Feldern. Beispielsweise Segment 15, "Noch wächst die Stadt" und in Segment 16, "Die Stadt wächst".
Der Roman beginnt mit einem Einblick über das derzeitige Weltgeschehen. Der Autor beschreibt androhende Flieger und schiebt auch aktuelle Nachrichten wie die Ölkrise in Nordafrika oder der Intrigen um den persischen Schah. Der Stil ist entsprechend der Nachkriegsliteratur sehr frei und ohne Einschränkungen geschrieben. Koeppen wendet den sogenannten "Bewusstseinsstrom" (engl. stream of consciousness) an. Die Figuren wechseln vom Dialogen auf einen Inneren Monolog, gefolgt von einer erlebten Rede. Ergänzt wird das Bild durch Einblendungen wie Nachrichtenschlagzeilen oder Musiktitel. Nachrichtenschlagzeilen und Musiktitel sind meistens ergänzend zur Geschichte beigefügt. Während Odysseus und Josef zusammen reisen, hören sie im Kofferradio das Lied "Banana-Joe". Der Autor verdichtet sein Roman durch den hohen Informationsfluss und Texteinschüben. Koeppen verwendet außerdem auch antike und mythologische Bezüge im Roman. Es treten die Figuren Odysseus oder Messalina auf, die in ihren Rollen den antiken Vorbildern nachempfunden sind. Im Bezug auf Edwin taucht immer wieder der Vergleich, ein Auto wie ein Leichenwagen, auf. Dieser Vergleich hat eine kataphorische Funktion, denn der Roman lässt es offen, ob Edwin stirbt oder am Leben bleibt. Im Roman übernimmt der Autor in dem Rolle des Auguren, wie er auf der ersten Seite zu lesen ist. Der Augur bestimmt über das Schicksal der Menschen und sagt ihnen eine schlechte Zukunft an. Der Autor übernimmt ebenso die mahnende Rolle. Während die Menschen von Krieg und allgemein Nachrichten nichts hören wollen, gibt er sich als eine politische und aufgeklärte Figur. Der Roman endet sofern als geschlossener Romam, daß das Bild vom Anfang am Ende wiederholt ist. Während aber die Flieger noch am Anfang aus der Ferne zu hören waren, sind sie am Romanende bereits anwesend. Das weitere Schicksal der Figuren ist ungewiss.
Figuren
Die Figuren sind meist in einer stereotypischen Darstellung geschrieben. Einige Figuren haben mit verschiedenen Personen Kontakt, andere treffen sich nur flüchtig. Anders als in üblichen Romanen gibt es keinen Helden oder Antihelden, sondern eine Ansammlung von Kurzgeschichten. Die Figuren sind star, entwickeln sich nicht oder sehr schwerfällig weiter. Außerdem leben alle Figuren, von der alkoholkranken Emilia bis hin zu Washington, der von einem eigenen Café namens Washingston's Inn in Paris träumt, leben alle außerhalb der Gegenwart. Die Realitätsflucht erfolgt durch wechselne Partner und Besäufnissen. Koeppen stellt eine sehr pessimistische Welt dar. Dem Autor kann eine gewisse Weitsichtigkeit angerechnet werden. Er stellt seine Welt als eine fortlaufende und unvollständige Welt dar. Die Ereignisse des Weltkrieges haben so sehr auf den Autor eingewirkt, daß es für ihn nur eine Frage der Zeit ist, bis der nächste Krieg beginnt. Koeppen schiebt Nachrichten aus aller Welt in seinen Roman ein. Er fokussiert insbesondere auf der ersten Seite auf das Erdöl, welches seiner Meinung die Ursachen weiterer Kriege sein wird.
Stil
Koeppen orientiert sich an Romanen aus der Literaturepoche Neue Sachlichkeit wie beispielsweise Alfred Döblin mit seinem Roman Berlin Alexanderplatz, John Dos Passos mit Manhattan Transfer, Marcel Proust und James Joyes mit Odysseus (Roman). Der Autor fasziniert insbesondere die Großstadtthematik.
Titel
Tauben im Gras ist ein Titel der bewusst von Koeppen gewählt wurde. Koeppen verwendet dieses Bild im Laufes seines Romanes. Er vergleicht Menschen mit den Tauben die ziellos auf Plätzen umherirren.
Umkehrung der Literatur
Der Roman kehrt sämtliche Bilder die während der nationalsozialistischen Zeit als gut angesehen waren um. Statt eines Heldens oder Antiheldens, gibt es nur noch eine Vielzahl von Menschen, die sich nicht entwickelt, sondern geistig feststehen. Selbst in den Kurzgeschichten bekommen die Figuren keine besondere Aufgabe zugeteilt, sondern leben eher vor sich hin. Koeppen orientiert sich an Bücher der Neue Sachlichkeit, die mitunter auch "Asphaltliteratur" genannt wurden.
Bewertung
Der Roman wurde beispielsweise von Marcel Reich-Ranicki hoch gelobt. Für die Ausgabe von 1974 schrieb Reich-Ranicki:"Wer diesen Roman nicht gelesen hat, der solle nicht glauben, er kenne die deutsche Literatur nach 1945". Andererseits erhielt der Roman auch häufig durchschnittliche Bewertungen, wie beispielsweise auf amazon.de.