Exorzismus

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Darstellung einer Dämonenaustreibung durch Jesus Christus, auf einem Fastentuch im Gurker Dom aus dem Jahre 1458, von Meister Konrad von Friesach

Ein Exorzismus (lat. exorcismus von altgr. ἐξορκισμός exorkismós „das Hinausbeschwören“), oder auch Teufelsaustreibung, ist ein religiöses Ritual, um den Teufel, Satan oder böse Geister aus einem „besessenen“ Menschen, einem Ort oder einem Gegenstand zu treiben, üblicherweise unter Anrufung Gottes oder göttlicher Mächte. Bereits in der Antike sind solche Rituale bei vielen Kulturen belegt.

Christentum

Ebenso wie in den Evangelien berichtet wird, daß von Jesus selbst solche Beschwörungen durchgeführt wurden, so war es in der christlichen Kirche von Anfang an Sitte, durch Anrufung des Namens Christi die bösen Geister aus den Kranken bzw. „Besessenen“ auszutreiben.

Aus den Überlieferungen von Tertullian und Origenes ist zu entnehmen, daß in der christlichen Kirche jahrhundertelang die Gabe, Teufel austreiben zu können, zu den Privilegien jedes Christen gerechnet wurde. Bereits seit Mitte des 3. Jahrhunderts gab es hierfür auch ein eigenes Kirchenamt, welches zu den vier ordines minores gezählt wurde und in der Fiktion der katholischen Kirche noch heute besteht. Die Exorzisten oder Teufelsbanner bildeten daher bald eine eigene Klasse von Kirchenbeamten (Exorcista). Bis in die neueste Zeit sind solche Teufelsbeschwörungen nicht bloß an Personen, sondern auch an verzauberten Dingen ausgeübt worden.

Taufe und Abrenunziation

Eine besondere Bedeutung hat der Exorzismus noch bei der Taufe erhalten. Nach der altkirchlichen Lehre waren alle Heiden in des Teufels Gewalt, mußten also bei der Taufe exorzisiert werden. Seit dem 4. Jahrhundert kam der Exorzismus auch bei der Kindertaufe in Gebrauch. Mit dem Exorzismus in Verbindung steht die sogenannte Abrenunziation (lat. Abrenuntiatio diaboli), das heißt das auf die Frage des Geistlichen von dem Täufling oder in seinem Namen von den Paten geleistete Gelöbnis, dem Teufel und allen seinen Werken zu entsagen. Von der römischen Kirche übernahm Luther (in seinem Kleinen Katechismus) den Exorzismus samt Abrenunziation, wogegen ihn die schweizerischen Reformatoren (→ Reformierten Kirchen) abschafften. Die Beseitigung des Exorzismus erschien daher den strengen Lutheranern als Kryptocalvinismus und erregte zum Beispiel in Sachsen heftigsten Aufruhr. Jedoch hatte ihn auch Luther selbst nicht geradezu als unerläßlich bezeichnet, und selbst streng orthodoxe lutherische Theologen hatten ihn für entbehrlich erklärt und in ihm lediglich eine nützliche Mahnung an die geistige Herrschaft des Satans und an die heilsame Wirksamkeit der Taufe gesehen, so daß der Exorzismus im 18. Jahrhundert fast überall außer Gebrauch kam.

21. Jahrhundert

Die katholische Kirche glaubt an die Möglichkeit einer teuflischen Besessenheit, und sie berechtigt ihre Priester, den sogenannten „echten Exorzismus“ durchzuführen, wobei diese heiliges Wasser, Anrufungen, zahlreiche Gebete, Weihrauch, Reliquien oder christliche Symbole wie das Kreuz verwenden, um die bösen Geister zu bannen. Die meisten protestantischen Sekten glauben ebenfalls an satanische Besessenheit und Exorzismus oder bestehen wenigstens auf der Abrenunziation, die, wenn sie auch eine weniger anstößige Deutung zuläßt, doch die dogmatische Grundanschauung des Exorzismus aufrechterhält.

Im Jahre 2013 veranstaltete die katholische Kirche in Polen eine Teufelsaustreibung für 58.000 Gläubige mit dem Exorzisten „Bashobora“ aus Uganda.[1]

Literatur

  • Gerhard Zacharias: Satanskult und Schwarze Messe. Ein Beitrag zur Phänomenologie der Religion. Limes-Verlag, Wiesbaden ²1970 [keine ISBN zugewiesen, Erstausgabe: 1964]
  • Karin A. Rainer: Literatur des Bösen. Satan, Teufelskult und Schwarze Messen in der Literatur, Tectum Verlag, Marburg 2007, ISBN 978-3-8288-9342-9

Verweise

Fußnoten

  1. Jesus im Stadion, 6. Juni 13 (Jezus na stadionie)