Krüger, Thomas (1959)
Thomas Krüger (geb. 20. Juni 1959 in Buttstädt, Thüringen) ist ein deutscher Politiker (SPD) und Theologe. Seit Juni 2000 ist Krüger Präsident der „Bundeszentrale für politische Bildung“ (bpb).
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Thomas Krüger, evangelisch, wurde als ältester Sohn des Pfarrers Siegfried Krüger und dessen Ehefrau Christa in Buttstädt (Thüringen) geboren. Er besuchte die 10klassige Polytechnische Oberschule in Neuenhagen bei Berlin (bis 1976) und absolvierte in Fürstenwalde eine Berufsausbildung mit Abitur (1979). Er machte dort im Reifenwerk „Pneumant“ eine Lehre als Facharbeiter für Plast- und Elastverarbeitung. Nach seinem Wehrdienst, den er von 1979 bis 1981 in Brandenburg ableistete, studierte er bis 1987 Evangelische Theologie in Berlin und legte 1989 das zweite theologische Examen ab. Während des Studiums arbeitete er u. a. bei der staatlichen Versicherung der DDR und als Friedhofsgärtner.
Wirken
Krüger studierte nach einer Ausbildung zum Facharbeiter für Plast- und Elastverarbeitung in Fürstenwalde ab 1981 Theologie und arbeitete in Berlin und Eisenach als Vikar. Er engagierte sich in der Kirche von Unten und gehörte 1989 zu den Gründungsmitgliedern der SDP in der DDR, in der er bis 1990 Geschäftsführer der SDP in Ost-Berlin war. Er gehörte bis zu diesem Zeitraum der Volkskammer der DDR an. Im Januar 1991 war Krüger letzter (kommissarischer) Oberbürgermeister von Ost-Berlin; von 1991 bis 1994 gehörte er als Senator für Familie und Jugend dem Senat des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU) an. Von 1994 bis 1998 war Krüger Mitglied des Deutschen Bundestages. Zuvor war er in Berlin-Lichtenberg für den Wahlkampf mit dem Motto „eine ehrliche Haut“ auf Plakaten nackt zu sehen, was für bundesweites Aufsehen sorgte. Bei der Bundestagswahl im September 1998 kandidierte Krüger nicht erneut, sondern legte nach der Geburt seines ersten Kindes eine Pause ein. Er ist seit 1997 mit der Tochter des CSU-Politikers und früheren Bundestagsabgeordneten Wolfgang Zeitlmann verheiratet. Ihre Hochzeit erfolgte im Bahai-Ritus. Seit Juni 2000 ist Thomas Krüger Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
Kritik und Kontroversen
2008 geriet Krüger in heftige Kritik von Evangelikalen aufgrund seines Begleitbriefes zur Verteilung der Zeitschrift Q-Rage, die einen Artikel über evangelikale Organisationen enthielt.[1] In dem Begleitbrief schrieb er: „In der Zeitung finden sich interessante Informationen, wie islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte infrage stellen, Jugendliche umwerben.“[2] Kritik äußerten Evangelikale wie Hartmut Steeb, der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz,[3] der Vorsitzenden der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern (KSBB), Andreas Späth und Wolfgang Baake, der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes.[4] Infolge der Kritik distanzierte sich Krüger vom Q-Rage Artikel und konstatierte, daß dessen Gleichsetzung der evangelikalen Bewegung mit dem islamischen Fundamentalismus nicht zutreffend sei.[5] Für die Distanzierung kritisierten ihn wiederum unter anderem „taz“[6], Der Spiegel,[7] dessen „Online“-Redakteure die jungen Autoren unterstützt hatten, und der LSVD.[8][9] Die Vorsitzenden des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung – sowohl Ernst-Reinhard Beck (CDU) als auch Dieter Grasedieck (SPD) – reagierten auf die Protestbriefe der Evangelikalen, die ihr Büro erreichten, mit der Aussage: „Wir halten die Gleichsetzung von Evangelikalen und Islamisten durch den Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, für absolut inakzeptabel.“[10]
Für einen Skandal sorgte die Rücknahme des Aufsatzes „Deutsche Identität in Verfassung und Geschichte“ von Konrad Löw. Das Verhalten der Bundeszentrale gegenüber Löw wurde vom Bundesverfassungsgericht mit Beschluß vom 17. August 2010 gerügt, da ihr die von einer staatlichen Einrichtung zu erwartende Ausgewogenheit und rechtsstaatliche Distanz gefehlt habe und Löw in seinen allgemeinen Persönlichkeitsrechten verletzt worden sei.[11]
Auf scharfe Kritik und Rücktrittsforderungen durch christliche Gruppen und Unionspolitiker stießen Krügers Ausführungen zum Gender-Mainstreaming. Ende Oktober 2010 forderte Krüger in einer Rede in offizieller Funktion dazu auf, „das Prinzip des Gender Mainstreaming als zentrale Dimension aller gesellschaftlichen und politischen Bereiche“ zu etablieren. Er lobte die gesellschaftliche Stellung der Frau in der DDR und die dortige liberale Abtreibungspraxis und würdigte den Kampf der „Feministinnen wie Clara Zetkin und Rosa Luxemburg für Gleichberechtigung und das Frauenwahlrecht“[12]. Mechthild Löhr von der CDU-Organisation „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) forderte daraufhin den Rücktritt Krügers, dann könne er „seine völlig einseitigen linksideologischen Überzeugungen zu seinem privaten Vergnügen, nicht aber länger auf Kosten und zu Lasten des Steuerzahlers“ ausleben. Martin Lohmann warnte vor einer Ausbreitung des Gender-Mainstreaming-Konzeptes: „Wir brauchen keine Ideologie zur Zerstörung der Gleichwertigkeit in der Tarnung der Gleichheit.“ Auch Hubert Gindert, Vorsitzender des Forums Deutscher Katholiken forderte die Ablösung Krügers. Der frühere bayerische Minister Thomas Goppel erinnerte Krüger „an das geltende Mäßigungsgebot“ für Personen in hohen staatlichen Positionen. Er habe seine Forderungen so eindeutig artikuliert, daß sie keinerlei Interpretationsspielraum mehr zuließen. (Eines der drei Grundprinzipien politischer Bildung ist das Kontroversitätsgebot, nach welchem Kontroverses auch diskutierbar bleiben muß.) Goppel richtete seine Vorwürfe dabei nicht nur gegen Krüger, sondern auch gegen das aus 22 Bundestagsabgeordneten bestehende Kuratorium der Bundeszentrale.[13]
Auszeichnungen
Bundesverdienstkreuz (Ausprägung unbekannt); Silbernes Verdienstkreuz der Republik Polen
Mitgliedschaften / Ämter
u. a.: SPD (seit 1989), Deutsches Kinderhilfswerk e. V. (ehrenamtl. Präs. seit 1995), Filmförderungsanstalt (FFA; Präs.mitgl. 1995-1999), Intern. Stadtschlosskommission (2000-2002), Kommission für Jugendmedienschutz (seit 2003), Kuratorium für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten (seit 2003), Jury des Hauptstadtkulturfonds und des Kuratoriums Deutsche Welle Akademie (2005-2008), Beirat Deutscher Kinderpreis (seit 2007), Aufsichtsrat Initiative Musik (seit 2007), Kurat.vors. des Kulturforums der SPD Berlin, Fördervereinsmitgl. des Deutschen Theaters Berlin und der Berliner Staatsbibliothek.
Familie
Thomas Krüger ist seit 1997 mit Brigitte Zeitlmann (M.A.) verheiratet und hat zwei Söhne. Seine Frau, eine Tochter des bayerischen CSU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Zeitlmann, studierte Medienwissenschaften, osteuropäische Geschichte und Volkskunde (bis 2006) und arbeitet als Medienpädagogin.
Verweise
- Felix Krautkrämer: Man kennt sich, man hilft sich (JF 50/10)