Vansittartismus

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Als Vansittartismus wurden pauschal antideutsche Haltungen im Britannien der 1940er Jahre bezeichnet. Der englische Unterstaatssekretär und Journalist Robert Gilbert Lord Vansittart, auf den der Begriff zurückgeht, vertrat in Rundfunkreden und Büchern die These, es dürfe kein Unterschied gemacht werden zwischen Deutschland und dem Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus, da der kriegerische Charakter dieser Nation seit Karl dem Großen gleichgeblieben sei. In England selbst nannte sich der Vansittartismus Fight-for-Freedom-Bewegung. Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit dem Morgenthauplan oder der Kollektivschuldthese erwähnt. Für Hans Rothfels bedeutete „Vansittartismus“ die These, „daß es keine ,guten Deutschen‘ gäbe, mit Ausnahme der Toten [...], und daß Bestialität die spezifische Eigenschaft eines so verderbten Volkes sei“. Laut Vansittart war der „aggressive deutsche Charakter“ nicht naturgegeben, sondern die Folge einer falschen Erziehung. Deshalb gehörte die Umerziehung der Deutschen zu seinen Hauptforderungen.

In den VSA wurde dieselbe Position von Emil Ludwig vertreten, so daß eine Auseinandersetzung mit dem Vansittartismus nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika stattfand. Der Vansittartismus spielte in öffentlichen Debatten wie auch unter deutschen Exilanten eine Rolle. Die gegenteilige Position zum Vansittartismus ist die Idee eines anderen Deutschland.

Gegner

Der spätere Bundeskanzler der BRD, Willy Brandt, war ein Gegner des Vansittartismus. In dieser pauschalierenden Betrachtung sah er ein Denken, das „der Hitlerschen Rassenlehre sehr nahe verwandt“ sei. Der einflußreiche englische Verleger Victor Gallancz verurteilte den Vansittartismus in seinem Werk Shall our children live or die (1942), ebenso tat dies auch der Autor Heinrich Fraenkel in seiner Schrift Vanisittarts Gift for Goebbels (1941). Weitere Kritiker Vansittarts waren Kingsley Martin (Propaganda's Harvest, 1941), die Politikwissenschaftler Harold Laski (The Germans — Are They Human? A Reply To Sir Robert Vansittart, 1941), Edward H. Carr (Conditions of Peace, 1942), Douglas A. Smith (Guilty Germans? 1942), Julius Braunthal (Need Germany Survive? 1943), Henry N. Brailsford (Germans and Nazis, 1944), sowie F. Nielson (Hate, the Enemy of Peace. A Reply to Lord Vansittart, 1944)

Aktualität

Der auch im linksradikalen Unrast-Verlag veröffentlichende Autor Jörg Später unternahm in seinem Buch über Vansittart eine Rechtfertigung von Vansittarts Deutschenhaß.

Literatur

  • Joachim Radkau, Die Exil-Ideologie vom 'anderen Deutschland' und die Vansittartisten. Eine Untersuchung über die Einstellung der deutschen Emigranten nach 1933 zu Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B2/1970, S. 31-48
  • Jörg Später: Vansittart. Britische Debatten über Deutsche und Nazis 1902-1945. Wallstein-Verlag, 2003