Verspätete Nation

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Unter dem Begriff der verspäteten Nation versteht man ein Volk, das erst relativ spät in der Geschichte eine staatliche Einigung vollzogen hat. Helmuth Plessner nannte Deutschland in seinem gleichnamigen Werk „Die verspätete Nation“ und schuf damit einen festen Begriff zur Charakterisierung der Besonderheiten der deutschen Geschichte.

Die politische Entwicklung von Frankreich und England ging seit dem 13. Jahrhundert zielstrebig auf den nationalen Einheitsstaat zu; die der mittleren Länder Italien und Deutschland (Zusammenschluß erst im 19. Jahrhundert) dagegen ging in eine falsche Richtung, die zur Zersplitterung und Fremdherrschaft führte, und fand erst nach vielen Jahrhunderten der Verirrung die ihnen gewiesene Bahn.

Im Zuge der Fiktion einer angeblich existierenden „österreichischen Nation“ wird auch Österreich von der bundesdeutschen Geschichtspolitik oftmals als verspätete Nation betrachtet.

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Mit der Reichsgründung holten die Deutschen nach, was in Westeuropa sich schon viel früher und unter anderen Bedingungen vollzogen hatte: die Konstituierung eines Nationalstaates. [...] Und trotz aller Belastungen und Defizite, die der preußisch-deutsche Nationalstaat seit seiner Gründung in sich trug, war die Reichsgründung ein legitimer Vorgang im vielfältigen Prozess der Nationalstaatsbildung. Vor allem führte keine historische Einbahnstraße von Bismarcks Reichsgründung über den Wilhelminismus und die [...] Revolution von 1918/19 zur nationalsozialistischen Machtergreifung von 1933.

– Andersen, Uwe/Wichard Woyke (Hg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 5., aktual. Aufl.[1]


Siehe auch

Fußnoten