Vorurteil

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Als Vorurteil wird in zumeist abfälligem Sinn eine Auffassung oder Meinung bezeichnet, welche nicht oder nicht nur auf einer lediglich logisch geführten, hierbei auch oftmals vielfacher Rabulistik unterliegenden, Betrachtung fußt, sondern mehr gefühls- und instinktmäßiger Natur ist. Dementsprechend kann ein Vorurteil falsch sein, insofern es eigene Erfahrungen und Instinkte in falschem Bezug bzw. unzutreffender Verbindung zum zu beurteilenden Gegenstand setzt; hingegen um so zutreffender, desto angemessener dieser Bezug ist.

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Vorurteile richten sich gegen das Fremde, weil es fremd ist. Was ich nicht kenne und – noch wichtiger –, was ich nicht verstehe, könnte mir gefährlich werden. Daher die Vor-Sicht, die zwangsläufig auf einem Vor-Urteil beruht. Die Mutter, die dem Kleinen verbietet, zum freundlichen Onkel ins Auto zu steigen – Vorurteil –, die Antifa, die mit Nazis nicht reden will – Vorurteil –, der Ministerpräsident, der glaubt, daß die Integration durch Migrantenquoten im öffentlichen Dienst besser funktionieren werde, – Vorurteil.

Karlheinz Weißmann, [1]


Das Vor-Urteil in der Hermeneutik Hans-Georg Gadamers

Für Hans-Georg Gadamer ist das „Vor-Urteil“ nicht wie in der Tradition der Aufklärung und auch noch bei Schleiermacher als Quelle des Mißverstehens negativ besetzt. Das „Vor-Urteil“ ist bei Gadamer die durch Lebensgeschichte und Bildungsgeschichte vorstrukturierte Verstehensfähigkeit des jeweiligen Subjekts. In diesem Sinn ist das Vorurteil für ihn nicht eine Störung, sondern geradezu produktive Bedingung des geschichtlichen Verstehens.

Jürgen Habermas, Theoretiker der Frankfurter Schule, ist nicht mit dieser Legitimierung und Rehabilitierung des „Vor-Urteils“ einverstanden, denn für ihn ist das Denken in Vorurteilen ein „autoritäres Denken“.

Verweise

Fußnoten