Westgoten

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Chlodwig I. besiegt 507 bei Voulon König Alarich II., Gemälde von Friedrich Tüshaus; Die Franken eroberten die westgotische Hauptstadt Tolosa, wo sie einen Teil des Königsschatzes erbeuteten.

Als Westgoten, richtiger Wisigoten (vielleicht von gotisch Wiau „gut“ oder möglicherweise „die edlen/weisen Goten“; lat. Wisigothae) wird der Teil des großen germanischen Stammes der Goten bezeichnet, der 382 n. d. Z. nach wechselvollen Kämpfen mit den Römern als Verbündete in deren Dienste trat und im Gegenzug in Mösien und Thrakien Siedlungsraum zugewiesen erhielt. Von den Römern wurden die Westgoten in jener Zeit als Skythen bezeichnet, wie alle Völker, die im Osten Europas wohnten und keine Hunnen waren.

Geschichte

Nach dem Tod des letzten gesamtrömischen Kaisers Theodosius (395) lösten sie dieses Verhältnis, erhoben Alarich zum König, der eine gut gelegene Provinz für das gesamte Volk verlangte, in den darüber ausbrechenden Kämpfen Rom eroberte (410), aber zu früh starb, um seine Aufgabe zu vollenden. Sein Nachfolger Athaulf führte die Westgoten nach Gallien und Spanien.

Gallien

Hier traten sie unter ihrem König Wallia 415 wieder in römischen Militärdienst und gründeten 418 in einem Teil von Aquitanien bzw. Südgallien das nach der Hauptstadt Tolosa (frz. Toulouse) benannte Tolosanische Reich. Dieses Reich war zunächst noch ein Glied des Weströmischen Reichs, aber schon bald wurde dieses Verhältnis gelöst und es bildete tatsächlich die Grundlage, auf der sich der erste germanische Kulturstaat erhob. Wallias Nachfolger Theodorich I. hatte den hauptsächlichen Anteil an dem Sieg auf den Katalaunischen Feldern, der Gallien vor Attila rettete. Theodorichs Söhne dehnten das Westgotische Reich über den ganzen Süden Galliens und über Spanien aus, aber sein Enkel Alarich II. verlor Gallien an die Franken unter Chlodwig.

Spanien

Der Ostgote Theodorich der Große entriß diesem jedoch wieder den südlichsten Strich und Spanien. Der erste befestigte Stützpunkt wurde auf dem Puig Rom in Rosas an der Costa Brava errichtet, wo die massiven Grundmauern heute noch stehen.

In Spanien bestand dann das Reich der Westgoten weitere 200 Jahre, bis es bei Jerez de la Frontera 711 dem Angriff der Mauren erlag. Zu jener Zeit, insbesondere seit die bisher dem arianischen Glauben anhängenden Westgoten 587 zum Katholizismus übergetreten waren, hatten sich die Westgoten bereits vielfach mit der römisch-iberischen Bevölkerung vermischt und einen bedeutenden Teil ihrer nordischen Rasse eingebüßt.

Die Araber unterwarfen daraufhin das gesamte Westgotische Reich, nur in den nördlichen Gebirgen behaupteten sich Reste der Nachfahren der Westgoten, ihre Kämpfe mit den Mauren bilden den Anfang der spanischen Geschichte.

Westgotische Könige

Name
(Lebensdaten)
Herrschaftszeit Verwandtschaft Erläuterungen
Alarich I.
Lebensrune.png um 370; Todesrune.png 410
395–410 410 Eroberung Roms
Athaulf
Todesrune.png August 415
410–415 Schwager des Vorgängers Zug der Westgoten von Germanien durch Gallien nach Spanien
Sigerich
Todesrune.png 415
415
Wallia
Todesrune.png 418
415–418 Übersiedlung der Westgoten nach Gallien
Theoderich I.
Todesrune.png 451
418–451 Schwiegersohn Alarichs I. Gründung des Westgotenreichs im Gebiet des heutigen Frankreich. Hauptstadt: Toulouse („Tolosanisches Reich“). 451 Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hunnen. Dort gefallen.
Thorismund
Todesrune.png 453
451–453 Sohn des Vorgängers
Theoderich II.
Todesrune.png 466
453–466 Sohn von Theoderich I.
Eurich
Lebensrune.png um 440; Todesrune.png 484
466–484 Sohn von Theoderich I. Brach das Foedus mit Westrom und eroberte alle noch verbliebenen römischen Gebiete zwischen der Loire und den Pyrenäen.
Alarich II.
Todesrune.png 507
484–507 Sohn des Vorgängers Auseinandersetzungen mit den Franken, von Chlodwig I. besiegt
Gesalech
Lebensrune.png vor 508; Todesrune.png 511
507–511 Sohn des Vorgängers
Theoderich der Große
Lebensrune.png 451/56; Todesrune.png 30. August 526
511–526 in Personalunion auch König der Ostgoten
Amalrich
Lebensrune.png 502; Todesrune.png 531
526–531 Sohn von Alarich II.
Theudis
Todesrune.png Juni 548
531–548
Theudigisel
Todesrune.png Dezember 549
548–549
Agila I.
Todesrune.png März 555
549–555
Athanagild
Todesrune.png 567
555–567
Liuva I.
Todesrune.png Ende 571 oder Anfang 572
567–572
Leovigild
Todesrune.png April/Mai 586
568–586 Bruder des Vorgängers die ersten Jahre gemeinsam mit diesem
Rekkared I.
Todesrune.png Dezember 601
586–601 Sohn des Vorgängers
Liuva II.
Lebensrune.png 583/584; Todesrune.png Juni/Juli 603
601–603 Sohn des Vorgängers
Witterich
Todesrune.png April 610
603–610
Gundemar
Todesrune.png Februar/März 612
610–612
Sisebut
Todesrune.png Februar 621
612–621
Rekkared II.
Todesrune.png März 621
621 Sohn des Vorgängers
Suinthila
621–631
Sisenand
Todesrune.png 12. März 636
631–636
Chintila
Todesrune.png 20. Dezember 639
636–639
Tulga
639–642 Sohn des Vorgängers
Chindaswinth
Lebensrune.png um 563; Todesrune.png 30. September 653
642–653
Rekkeswinth
Todesrune.png 1. September 672
653–672 Sohn des Vorgängers Koregent seit 649
Wamba
Todesrune.png 681/683
672–680
Erwig
Todesrune.png 687
680–687
Egica
Todesrune.png November/Dezember 702
687–702 Schwiegersohn des Vorgängers
Witiza
Todesrune.png 710
702–710 Sohn des Vorgängers Koregent seit 698 (?)
Roderich
Todesrune.png 19. / 26. Juli 711
710–711
Agila II.
Todesrune.png um 714
711–714
Ardo
714–720

Mit der Eroberung Spaniens durch die Mauren endeten das Westgotenreich und die westgotische Linie des Herrschergeschlechts.

Siehe auch

Literatur

  • Nils Fritiof Aberg: Die Franken und Westgoten in der Völkerwanderungszeit (1922) (PDF-Datei)

Verweise