Westgoten
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Als Westgoten, richtiger Wisigoten (vielleicht von gotisch Wiau „gut“ oder möglicherweise „die edlen/weisen Goten“; lat. Wisigothae) wird der Teil des großen germanischen Stammes der Goten bezeichnet, der 382 n. d. Z. nach wechselvollen Kämpfen mit den Römern als Verbündete in deren Dienste trat und im Gegenzug in Mösien und Thrakien Siedlungsraum zugewiesen erhielt. Von den Römern wurden die Westgoten in jener Zeit als Skythen bezeichnet, wie alle Völker, die im Osten Europas wohnten und keine Hunnen waren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem Tod des letzten gesamtrömischen Kaisers Theodosius (395) lösten sie dieses Verhältnis, erhoben Alarich zum König, der eine gut gelegene Provinz für das gesamte Volk verlangte, in den darüber ausbrechenden Kämpfen Rom eroberte (410), aber zu früh starb, um seine Aufgabe zu vollenden. Sein Nachfolger Athaulf führte die Westgoten nach Gallien und Spanien.
Gallien
Hier traten sie unter ihrem König Wallia 415 wieder in römischen Militärdienst und gründeten 418 in einem Teil von Aquitanien bzw. Südgallien das nach der Hauptstadt Tolosa (frz. Toulouse) benannte Tolosanische Reich. Dieses Reich war zunächst noch ein Glied des Weströmischen Reichs, aber schon bald wurde dieses Verhältnis gelöst und es bildete tatsächlich die Grundlage, auf der sich der erste germanische Kulturstaat erhob. Wallias Nachfolger Theodorich I. hatte den hauptsächlichen Anteil an dem Sieg auf den Katalaunischen Feldern, der Gallien vor Attila rettete. Theodorichs Söhne dehnten das Westgotische Reich über den ganzen Süden Galliens und über Spanien aus, aber sein Enkel Alarich II. verlor Gallien an die Franken unter Chlodwig.
Spanien
Der Ostgote Theodorich der Große entriß diesem jedoch wieder den südlichsten Strich und Spanien. Der erste befestigte Stützpunkt wurde auf dem Puig Rom in Rosas an der Costa Brava errichtet, wo die massiven Grundmauern heute noch stehen.
In Spanien bestand dann das Reich der Westgoten weitere 200 Jahre, bis es bei Jerez de la Frontera 711 dem Angriff der Mauren erlag. Zu jener Zeit, insbesondere seit die bisher dem arianischen Glauben anhängenden Westgoten 587 zum Katholizismus übergetreten waren, hatten sich die Westgoten bereits vielfach mit der römisch-iberischen Bevölkerung vermischt und einen bedeutenden Teil ihrer nordischen Rasse eingebüßt.
Die Araber unterwarfen daraufhin das gesamte Westgotische Reich, nur in den nördlichen Gebirgen behaupteten sich Reste der Nachfahren der Westgoten, ihre Kämpfe mit den Mauren bilden den Anfang der spanischen Geschichte.
Westgotische Könige
Name (Lebensdaten) |
Herrschaftszeit | Verwandtschaft | Erläuterungen |
---|---|---|---|
Alarich I.![]() ![]() |
395–410 | 410 Eroberung Roms | |
Athaulf![]() |
410–415 | Schwager des Vorgängers | Zug der Westgoten von Germanien durch Gallien nach Spanien |
Sigerich![]() |
415 | ||
Wallia![]() |
415–418 | Übersiedlung der Westgoten nach Gallien | |
Theoderich I.![]() |
418–451 | Schwiegersohn Alarichs I. | Gründung des Westgotenreichs im Gebiet des heutigen Frankreich. Hauptstadt: Toulouse („Tolosanisches Reich“). 451 Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hunnen. Dort gefallen. |
Thorismund![]() |
451–453 | Sohn des Vorgängers | |
Theoderich II.![]() |
453–466 | Sohn von Theoderich I. | |
Eurich![]() ![]() |
466–484 | Sohn von Theoderich I. | Brach das Foedus mit Westrom und eroberte alle noch verbliebenen römischen Gebiete zwischen der Loire und den Pyrenäen. |
Alarich II.![]() |
484–507 | Sohn des Vorgängers | Auseinandersetzungen mit den Franken, von Chlodwig I. besiegt |
Gesalech![]() ![]() |
507–511 | Sohn des Vorgängers | |
Theoderich der Große![]() ![]() |
511–526 | in Personalunion auch König der Ostgoten | |
Amalrich![]() ![]() |
526–531 | Sohn von Alarich II. | |
Theudis![]() |
531–548 | ||
Theudigisel![]() |
548–549 | ||
Agila I.![]() |
549–555 | ||
Athanagild![]() |
555–567 | ||
Liuva I.![]() |
567–572 | ||
Leovigild![]() |
568–586 | Bruder des Vorgängers | die ersten Jahre gemeinsam mit diesem |
Rekkared I.![]() |
586–601 | Sohn des Vorgängers | |
Liuva II.![]() ![]() |
601–603 | Sohn des Vorgängers | |
Witterich![]() |
603–610 | ||
Gundemar![]() |
610–612 | ||
Sisebut![]() |
612–621 | ||
Rekkared II.![]() |
621 | Sohn des Vorgängers | |
Suinthila |
621–631 | ||
Sisenand![]() |
631–636 | ||
Chintila![]() |
636–639 | ||
Tulga |
639–642 | Sohn des Vorgängers | |
Chindaswinth![]() ![]() |
642–653 | ||
Rekkeswinth![]() |
653–672 | Sohn des Vorgängers | Koregent seit 649 |
Wamba![]() |
672–680 | ||
Erwig![]() |
680–687 | ||
Egica![]() |
687–702 | Schwiegersohn des Vorgängers | |
Witiza![]() |
702–710 | Sohn des Vorgängers | Koregent seit 698 (?) |
Roderich![]() |
710–711 | ||
Agila II.![]() |
711–714 | ||
Ardo |
714–720 |
Mit der Eroberung Spaniens durch die Mauren endeten das Westgotenreich und die westgotische Linie des Herrschergeschlechts.
Siehe auch
Literatur
- Nils Fritiof Aberg: Die Franken und Westgoten in der Völkerwanderungszeit (1922) (PDF-Datei)
Verweise
- Westgoten, Das Schwarze Netz