Frege, Gottlob

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Friedrich Ludwig Gottlob Frege (Lebensrune.png 8. November 1848 in Wismar; Todesrune.png 26. Juli 1925 in Bad Kleinen) war ein deutscher Mathematiker und Philosoph. Er lehrte an der Universität Jena und stand mit Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein in Korrespondenz. Sein bekanntester Schüler war Rudolf Carnap.

Freges meistzitiertes Werk trägt den Titel „Begriffsschrift. Eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens“ (Halle 1879). Es gilt als die bedeutendste Leistung auf dem Gebiet der Logik seit Aristoteles. Anders gesagt: Die seit Aristoteles unverändert gültigen logischen Anschauungen wurden erst 2.300 Jahre später auf eine neue Grundlage gestellt. Während Aristoteles Schlußformen benannte und systematisierte, entwickelte Frege eine – als „Kalkül“ bezeichnete – formale Logiksprache. Sie ermöglicht es, Beweisführungen so exakt niederzuschreiben, daß nicht mehr bloß Prämissen und Schlüsse, sondern alle einzelnen Elemente des Kalküls der formalen Erfassung unterzogen werden können.

Mit seinen bis heute wiederaufgelegten Arbeiten legte Frege den Grundstein für die später so einflußreiche Analytische Philosophie anglo-amerikanischen Typs, die den englischen Sprachraum von Kanada bis Neuseeland auch gegenwärtig noch akademisch weitgehend beherrscht. Ihr gegenüber stehen sogenannte „kontinentale“ Traditionen, wie Kantianismus, Hegelianismus, Lebensphilosophie, Phänomenologie und Heideggersche Existenzialontologie, denen tatsächlich (bei aller Unterschiedlichkeit) Vorbehalte gegen einen Empirismus englischen Typs gemeinsam sind.

In seiner 1918 herausgegebenen Schrift „Der Gedanke“ setzt sich Frege mit dem Begriff Drittes Reich wie folgt auseinander:

„Die Gedanken sind weder Dinge der Außenwelt noch Vorstellungen.
Ein drittes Reich muß anerkannt werden. Was zu diesem gehört, stimmt mit den Vorstellungen darin überein, daß es nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, mit den Dingen aber darin, daß es keines Trägers bedarf, zu dessen Bewußtseinsinhalte es gehört. So ist z. B. der Gedanke, den wir im pythagoreischen Lehrsatz aussprachen, zeitlos wahr, unabhängig davon, ob irgendjemand ihn für wahr hält. Er bedarf keines Trägers. Er ist wahr nicht erst, seitdem er entdeckt worden ist, wie ein Planet, schon bevor jemand ihn gesehen hat, mit andern Planeten in Wechselwirkung gewesen ist.“[1]

Kurz vor seinem Tod, der 1925 eintrat, führte Frege über mehrere Monate Tagebuch (1924). Es wurde erst siebzig Jahre später veröffentlicht und löste breite fachinterne Kontroversen aus. Frege, der sich immer zur Monarchie bekannt hatte (und zu Fragen der qualifizierten Wahl von Amtsträgern auch etliche Aufsätze veröffentlichte), äußert im Tagebuch strikt anti-katholische, judengegnerische und deutsch-nationale Anschauungen. Die Sozialdemokratie ist ihm tief verhaßt. Sein Versuch, demokratische Abstimmungen generell mit dem Prinzip der persönlichen Verantwortung eng zu verknüpfen, galt den nachgeborenen Kommentatoren als „anti-demokratisch“, obwohl Frege selber nichts anderes im Sinn hatte, als Verzerrungen und Verfälschungen, denen „gleiche“ Abstimmungen durch ungebildete, unfähige und unzuverlässige Menschen notgedrungen ausgesetzt sind, zu beheben.

Ein moralisch tief empörter Feuilletonist schrieb 1995 (im Zusammenhang mit der unerwarteten Publikation des 1924er Tagebuchs Freges):

„Unermüdlich brandmarkt er die ›sozialistische Verseuchung des deutschen Volkes‹, die selbst die besitzenden und gebildeten Stände erfaßt habe. Diese ›Geisteskrankheit‹ erzeuge eine ›Stinkluft, in der die Sozialdemokratie üppig wuchern kann‹. Unter Bismarck wäre das nicht passiert. Doch seine Nachfolger ließen die Zügel schleifen. Auch Hindenburg und Ludendorff, die beiden ›großen Heerführer im Weltkriege‹, könnten keine ›wirkliche Genesung‹ bringen. Ein entschlossenes ›Ausbrennen‹ des Geschwürs sei nur noch von den ›Jungen‹ zu erwarten, sofern sie eine ›Aufgabe von furchtbarer Größe‹ auf sich nähmen – ›Deutschland durch einen Sieg über die Franzosen wieder zu einigem Ansehen unter den Völkern‹ zu verhelfen. Im ›Dienste eines überragenden Mannes‹ seien diese frischen Kräfte fähig, ›Heldentaten‹ zu vollbringen. In der Hoffnung, das ›uns vom Westen zugeführte parlamentarische Wesen‹ bald wieder auszutreiben und den Deutschen ›ein klares politisches Ziel‹ zu setzen, weiß sich der Philosoph zuletzt sogar mit Adolf Hitler eins.“[2]

Tatsächlich hatte Frege sich keineswegs dem 1920 begründeten Nationalsozialismus angeschlossen, sondern lediglich Mißstände der Parteienwillkür und allzu etlicher Parteien benannt, wie dies Ernst Jünger und Thomas Mann (dieser in seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“, 1918) etwa zur gleichen Zeit taten.

Literatur

  • Wolfgang Kienzler: Frege und Deutschland, in: Angst vor der Moderne. Philosophische Antworten auf Krisenerfahrungen. Der Mikrokosmos Jena 1900–1940, hrsg. v. Klaus-M. Kodalle (= Kritisches Jahrbuch der Philosophie / Thüringische Gesellschaft f. Philosophie e. V.; Bd. 5), Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-1919-9; S. 135 ff.

Fußnoten

  1. Gottlob Frege: „Der Gedanke – Eine logische Untersuchung“ aus: Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus 2 (1918/19), S. 58–77; S. 69
  2. Wolfgang Engler: Pathologische Vernunft, Die Zeit, 05/1995 (27. Januar 1995)