Bernstein, Leonard
Leonard Bernstein, geboren als Louis Bernstein ( 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts; 14. Oktober 1990 in Neuyork), war ein jüdischer Komponist, Dirigent und Pianist in den Vereinigten Staaten.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Leonard Bernstein kam 1918 in Lawrence / US-Bundesstaat Massachusetts als Sohn eines aus der Ukraine zugewanderten Perückenhändlers zur Welt und hieß eigentlich Louis mit Vornamen. Im Alter von 16 Jahren änderte er seinen Vornamen in Leonard, der bis dahin sein Rufname gewesen war.
1945 wurde er Dirigent bei den New Yorker Symphonikern, deren Führung er 1958 übernahm. Sein bekanntestes Werk als Komponist ist das 1957 in Neu York uraufgeführte Musical „West Side Story“ zu dem Libretto des ebenfalls jüdischen Schriftstellers Stephen Sondheim. 1976 schrieb Bernstein eine Hymne auf das 200jährige Bestehen der USA („1600 Pennsylvania Avenue“). Seine Homosexualität lebte er offen aus. Eine deutsche Illustrierte schrieb nicht ohne Bewunderung: „Wo immer Lenny etwas Zeit hat, flirtet er mit jungen Männern.“ 1987 begründete er das „Schleswig-Holstein-Musik-Festival“ mit. Nachdem die Berliner Mauer gefallen war, führte er in der deutschen Hauptstadt mit internationaler Besetzung Beethovens Neunte Sinfonie auf, wobei er im Schlußchor das Wort „Freude“ durch „Freiheit“ ersetzte. Leonard Bernstein starb 1990 in Neu York.
Über den Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein schrieb Rabbi Professor Leo Trepp in seinem Buch „Die amerikanischen Juden“, sein Schaffen sei „Ausdruck des jüdischen Elements“, er habe „dem jüdischen Ideal entsprochen“, an ihm würden sich „viele typisch jüdische Züge studieren lassen“. Vor allem habe er sich öffentlich zum Judentum bekannt. Er habe „das Empfinden, zum ‚Licht der Völker‘ (Jesaja 42,6) werden zu müssen“, zum Ausdruck gebracht, welches „zutiefst in den Juden verwurzelt“ sei. In der Tat war Bernstein ein selbstbewußter Jude. Er schrieb zahlreiche jüdische Musikstücke, darunter eine „Jeremiah“ – und eine „Kaddish“-Sinfonie; zum Lebensende war er mit einer „Holocaust-Oper“ beschäftigt. Einen Journalisten, der seinen Namen amerikanisiert aussprach, wies er mit der stolzen Bemerkung zurecht: „Ich möchte meine jüdische Herkunft nicht verleugnen.“[1]
Kommunistische Umtriebe
Bernstein wurde wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe jahrzehntelang vom FBI beschattet. Nach Angaben der Zeitschrift „The New Yorker“ warnten die US-Geheimagenten noch 1971 vor einer Veranstaltung, bei der Bernsteins Musiktheater „Mass“ uraufgeführt werden sollte. Der Komponist plane zusammen mit linksgerichteten Elementen einen Plot, „um den Präsidenten und andere Regierungsoffizielle durch eine Anti-Kriegs-Komposition zu blamieren“, hieß es der Zeitschrift zufolge in einem Memorandum vom 16. August 1971.
Um das Theaterstück hatte die einstige Präsidentengattin Jacqueline Kennedy Onassis für die Eröffnung des Kennedy Centers for the Performing Arts in Washington gebeten. Das Stück gilt als die stilistisch und politisch radikalste Arbeit Bernsteins. Nach den FBI-Warnungen nahm der damalige Präsident Richard Nixon an der Eröffnungsveranstaltung am 8. September nicht teil – die Nacht solle Jackie Kennedy gehören, ließ er mitteilen.
Begonnen hatte die Bespitzelung Bernsteins Mitte der 1940er Jahre. Während der McCarthy-Ära von etwa 1947 bis 1956 wurde sie besonders intensiv – der charismatische Nachwuchsmusiker Bernstein war zu dieser Zeit bereits als Dirigent bei den Neu Yorker Philharmonikern angestellt.
1953 etwa weigerte sich das Außenministerium, seinen Paß zu verlängern. Bernstein mußte zunächst eine eidesstattliche Versicherung abgeben, daß er den USA loyal ergeben sei und den Sowjetkommunismus ablehne. Dennoch gingen die Beschuldigungen weiter, oft mit wenig verläßlichen Quellen. So wurde 1958 ein Informant mit den Worten zitiert: „Ich weiß, daß Bernstein ein eingetragenes Mitglied der Kommunistischen Partei ist. Ich habe keinen Beleg dafür, aber ich weiß es von der Art, wie er spricht.“[2]
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1965: Léonie-Sonning-Musikpreis
- 1970: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 1976: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
- 1982: Ehrenring der Stadt Wien
- 1985: Grammy Award für sein Lebenswerk
- 1987: Ernst von Siemens Musikpreis
- 1988: Brahmspreis
- Während seiner Karriere gewann Leonard Bernstein elf Emmy Awards.
Literatur
- Humphrey Burton: Leonard Bernstein, Knaus, München 1994, ISBN 3-8135-0217-1
- Peter Gradenwitz: Leonard Bernstein: 1918–1990; unendliche Vielfalt eines Musikers, Atlantis, Zürich 1995, ISBN 3-254-00174-5
- Joan Peyser: Leonard Bernstein: die Biographie eines Musikgenies, Heyne, München 1991, ISBN 3-453-04626-9
Verweise
- Brenton Sanderson: Leonard Bernstein and the Jewish Cultural Ascendency — Part 1, TOO, 22. Dezember 2018
- Biographie und Diskographie bei „KlassikAkzente“ (Auswahl, mit Klangbeispielen)
- The Official Leonard Bernstein Site (englischsprachig)
- The Leonard Bernstein Collection, Library of Congress (englischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1918
- Gestorben 1990
- Jüdischer Komponist
- Jüdischer Pianist
- Jüdischer Dirigent
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz)
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Träger des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Grammy-Preisträger
- Echo-Klassik-Preisträger
- Jüdischer Filmkomponist
- VS-Amerikaner (Jude)
- Ehrenbürger von Wien
- Ehrendoktor der Hebräischen Universität Jerusalem
- Träger des Ehrenrings der Stadt Wien
- Brahms-Preisträger
- Homosexuelle Person