Birobidschan
Basisdaten | |
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Flagge | |
Inoffizielle Flagge | |
Staatswappen | |
Wappen der Hauptstadt | |
Verfassung: | |
Hauptstadt: | Birobidschan |
Fläche: | 36.266 km² |
Einwohner: | Ew. |
Politik | |
Staatsoberhaupt: |
Birobidschan (jüdisches autonomes Gebiet oder Sowjet-Palästina; russ. Биробиджан, hebr. ביראָבידזשאן) ist ein jüdisches autonomes Gebiet mit gleichnamiger Hauptstadt, das die sowjetische Regierung als jüdisch-sowjetisches Zion vorsah. Die Transsibirische Eisenbahn führt durch das Gebiet und verbindet es mit anderen russischen Großstädten. Wichtigste Wirtschaftszweige sind der Bergbau (Gold, Eisenerz), die Holzindustrie und die Landwirtschaft. Im Zuge der Auflösung der Sowjetunion 1991 wurde das Gebiet eine eigenständige Verwaltungseinheit innerhalb Rußlands.
Inhaltsverzeichnis
Entstehen
Der Name Birobidschan entstand durch die Verbindung der Namen der Flüsse Bira und Bidschan. Zumeist wird der Name jedoch auf das gesamte Gebiet der Jüdischen Autonomen Oblast angewandt.
Die Fläche mit 36.266 km² ist gut ein einhalbmal so groß wie das derzeitige Israel (ca 20.000 km²).
Yehuda Bauer schrieb bereits vor dem Zweiten Weltkrieg zum jüdischen Staat:
- „Mitte der 1930er Jahre kam ein neuer Faktor ins Spiel, der wie eine Verheißung schien und dem Trend der Arbeit des Agro-Joint im sowjetischen Rußland eine Wendung geben konnte. Es ging dabei um die Frage von Birobidschan und die Aussichten auf eine Einwanderung nach Rußland. […] Im Jahr 1926 hatte die sowjetische Regierung einen Vorschlag durchgebracht, ein Gebiet in Birobidschan am Fluß Amur im Fernen Osten für die Ansiedlung von Juden zu reservieren. Wenn dort genug Juden siedeln würden, so könnte auch eine jüdische Republik eingerichtet werden; die jüdische Nation würde eine territoriale Basis erhalten, wie alle anderen Nationen der Sowjetunion.“[1]
Zur jüdischen Förderung des Gebietes nach 1945 heißt es:
- „Birobidschan wurde 1928 von den Sowjets als jüdische Enklave gegründet. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Neuyork der ‚Einstein-Fonds von Ambijan‘ (Deckname für ‚Amerikanisches Birobidschan Komitee‘) geschaffen, dessen Zweck es war, die ‚Flüchtlingskolonisation in Birobidschan‘ zu unterstützen. Auch noch andere Neuyorker Hilfsaktionen nach dem Zweiten Weltkrieg für die nach Birobidschan umgesiedelten Juden sind bekannt. Selbst jüdische Organisationen wie das Joint Distribution Committee unterstützten die Juden in anderen Teilen der Sowjetunion gleichermaßen.“[2]
Das Gebiet erklärte sich im Frühjahr 1991 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zur jüdischen Republik. Seitdem ist es eine jüdische autonome Oblast.
Einwohner
Im Jahr 2010 waren mehr als 90 % der Einwohner Russen. In der Hauptstadt Birobidschan nimmt in jüngster Zeit die chinesische Bevölkerung stark zu.
Volksgruppe | VZ 1939 | VZ 1959 | VZ 1970 | VZ 1979 | VZ 1989 | VZ 2002 | VZ 2010 1 | |||||||||
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Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | |||
Juden | 17.695 | 16,2 % | 14.269 | 8,8 % | 11.452 | 6,6 % | 10.163 | 5,4 % | 8.887 | 4,2 % | 2.327 | 1,2 % | 1.628 | 0,9 % | ||
Russen | 75.093 | 68,9 % | 127.281 | 78,2 % | 144.286 | 83,7 % | 158.765 | 84,1 % | 178.087 | 83,2 % | 171.697 | 89,9 % | 160.185 | 90,7 % | ||
Ukrainer | 9.933 | 9,1 % | 14.425 | 8,9 % | 10.558 | 6,1 % | 11.870 | 6,3 % | 15.921 | 7,4 % | 8.483 | 4,4 % | 4.871 | 2,8 % | ||
Tataren | 994 | 0,9 % | 1.293 | 0,8 % | 1.158 | 0,7 % | 1.456 | 0,8 % | 1.499 | 0,7 % | 1.196 | 0,6 % | 879 | 0,5 % | ||
Weißrussen | 1.400 | 1,3 % | 1.578 | 1,0 % | 1.429 | 0,8 % | 1.789 | 0,9 % | 2.121 | 1,0 % | 1.182 | 0,6 % | 717 | 0,4 % | ||
Deutsche | 212 | 0,19 % | 414 | 0,25 % | 257 | 0,15 % | 398 | 0,21 % | 403 | 0,2 % | 453 | 0,24 % | 247 | 0,14 % | ||
Mordwinen | 1.835 | 1,7 % | 1.446 | 0,9 % | 992 | 0,6 % | 844 | 0,4 % | 795 | 0,4 % | 401 | 0,2 % | 179 | 0,1 % | ||
Andere | 1.776 | 1,6 % | 2.150 | 1,3 % | 2.317 | 1,3 % | 3.425 | 1,8 % | 6.372 | 3,0 % | 5.176 | 2,7 % | 7.852 | 4,4 % | ||
Einwohner | 108.938 | 100 % | 162.856 | 100 % | 172.449 | 100 % | 188.710 | 100 % | 214.085 | 100 % | 190.915 | 100 % | 176.558 | 100 % | ||
1 3.832 Personen konnten keiner Volksgruppe zugeordnet werden. Diese Leute verteilen sich vermutlich anteilmäßig gleich wie die ethnisch zugeordneten Einwohner.[3] |
Zitate
- „Wegen des wachsenden Antisemitismus in Europa sind die Juden und ihre Familien gezwungen, ihre Heimatländer zu verlassen. Angesichts der besorgniserregenden Situation hat Präsident Wladimir Putin den europäischen Juden angeboten, nach Rußland umzuziehen.“ — Sputnik Deutschland, 12. Februar 2016[4]
Siehe auch
- Jüdische Autonome Oblast
- Birobidschan – Der bolschewistische Versuch zur Lösung der Judenfrage durch autonome jüdische Kolonien
- „Medinat Weimar“
- Jüdische Siedlerprodukte
Literatur
- M. Alberton: Birobidschan, die Judenrepublik“, 1932, aus dem Jiddischen von Hermann Peczenik unter Mitwirkung von Dr. Josuah Wiesen
- Forpost tsṿeykhadoshimdiḳer liṭerarish-ḳinsṭlerisher un poliṭish-gezelshafṭlekher zshurnal fun der Yidisher Aṿṭonomer Gegnṭ 2–3 (1940); Yiddish (PDF-Datei)
Verweise
- Russian Government Will Pay for (European) Settlers in the Far East, Project Nova Europa, 29. August 2013
- Die jüdische Geschichte über Birobidschan 1928–1970, Encyclopaedia Judaica 1971, Bd. 4
- Markus Ackeret: Die grosse Politik in der kleinen Welt von Birobidschan, Neue Zürcher Zeitung, 24. November 2007
- Birobidschan: Die alte neue Heimatstätte aller Juden – Eine Friedenslösung: Teil 1, Teil 2, Altermedia, 26./27. September 2010