Ukraine
Україна Ukrajina Ukraine | |||||
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Amtssprache | Ukrainisch, weiter Russisch;[1] regional auch Bulgarisch, Krimtatarisch, Moldawisch, Rumänisch und Ungarisch | ||||
Hauptstadt | Kiew | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Regierungssystem | semipräsidentielles System | ||||
Staatsoberhaupt | Rechtlich vakant[2] | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Denys Schmyhal | ||||
Fläche | 576.604 (Stand 2016; ohne 26.081 AR Krim und 864 Stadt Sewastopol, ehemals mit diesen am 18. März 2014 an Rußland zurückgegliederten Gebieten 603.549) km² | ||||
Einwohnerzahl | 42.353.130, (Stand 1. April 2017; davon 2.299.120 Volksrepublik Donezk und 1.475.841 Volksrepublik Lugansk, Stand 1. Juni 2017; ohne AR Krim und Stadt Sewastopol) | ||||
Bevölkerungsdichte | 71 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Griwnja (UAH) | ||||
Gründung | 7. November 1917: Ukrainische Volksrepublik 29. April 1918 Ukrainischer Staat 1. November 1918: Westukrainische Volksrepublik 10. März 1919: Ukrainische SSR | ||||
Unabhängigkeit | 24. August 1991: Unabhängigkeit von der Sowjetunion | ||||
Nationalhymne | Ще не вмерла України (Schtsche ne wmerla Ukrajiny) | ||||
Zeitzone | UTC+2 UTC+3 (März bis Oktober) | ||||
Kfz-Kennzeichen | UA | ||||
ISO 3166 | UA, UKR, 804 | ||||
Weltnetz-TLD | .ua | ||||
Telefonvorwahl | +380 |
Die Ukraine (ukr.: Україна; russ.: Украина) ist seit 1991 ein eigenständiger Staat in Osteuropa. Sie grenzt im Nordosten an Rußland, im Norden an Weißruthenien, im Westen an Polen, die Slowakei und Ungarn, im Südwesten an Rumänien und Moldau sowie im Süden an das Schwarze Meer und das Asowsche Meer.
Die Hauptstadt ist Kiew. Das Land hatte im Jahre 2008 46.372.664 Einwohner, die Zahl verringert sich jedoch alljährlich.[3]
Amtssprache ist Ukrainisch, de facto wird im Westen jedoch Ukrainisch gesprochen und im Osten des Landes Russisch. Im Süden, insbesondere auf der Krim-Halbinsel, wird von der tatarischen Minderheit auch krimtatarisch gesprochen, eine Turksprache. Das Ukrainische gehört zu den ostslawischen Sprachen und ist also am nächsten mit dem Weißruthenischen und Russischen verwandt. Als Schrift wird die ukrainische kyrillische Schrift verwendet, deren Alphabet sich in einigen Buchstaben von der russischen kyrillischen Schrift unterscheidet. Das Land war historisch teils unter polnischer und teils unter sowjetrussischer Herrschaft, was die vielen polnischen Einflüsse in der ukrainischen Sprache erklärt. Dennoch ist die Sprache ost- und nicht westslawisch.
Im Zuge der Ukraine-Krise degenerierte die Ukraine mit Einsetzung des gegen Rußland gerichteten Putschregimes von Petro Poroschenko im Jahre 2014 weitgehend zu einem Vasallenstaat der USA.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Russisches Kaiserreich und Sowjetunion
Die Ukraine war im 20. Jahrhundert Teil des Russischen Kaiserreiches sowie später der Sowjetunion. Im April 1920 versuchten polnische Einheiten und ukrainische Nationalisten vergeblich, die Ukraine zu besetzen und aus dem sowjetischen Staatenbund zu lösen. Im Rahmen von Stalins Landreform mit der Enteignung der Großgrundbesitzer kam es im Folgejahr zu einer Hungersnot, der etwa fünf Millionen Menschen zum Opfer fielen. 1938 wurde Nikita Chrustschow Parteisekretär, nach Kriegsende ließ er sich als Befreier feiern und wurde 1949 nach Moskau zurückbeordert.
Zweiter Weltkrieg
Von 1941 bis 1944 gehörten große Teile dem von deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg gesicherten Reichskommissariat Ukraine an. Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung waren vor dem Einmarsch der Wehrmacht evakuiert oder nach Sibirien deportiert worden. „N. Chruschtschow behauptete in seiner Geheimrede vor dem XX. Parteitag der KPdSU, die Ukrainer seien dem Schicksal der Verschleppung entgangen. In Wahrheit war er für die Massenmorde ebenso verantwortlich wie für die Verschleppung von 4,5 bis 7 Millionen Ukrainer, deren Verfolgung auch über die Chruschtschowzeit hinausging“. (Verbrechen der Sieger – Berichte und Dokumente –, 1957, Druffel-Verlag, S. 193.)
Tausende von Ukrainern kämpften auf deutscher Seite gegen die Sowjets, nachdem der Reichsführer-SS Heinrich Himmler dem Wiener Rechtsanwalt Otto Gustav Freiherr von Wächter, Sohn eines k. u. k. Generals, nach längerem Drängen die Genehmigung zur Aufstellung einer Freiwilligen-Division gegeben hatte. Unterdessen wurden in Rowno auf offener Straße deutsche Zivilangestellte von UPA-Partisanen ermordet.
Die UPA (Ukrainische Aufständische Armee), war eine Partisanenarmee und der militärische Flügel der „Organisation Ukrainischer Nationalisten“. Sie wurde am 14. Oktober 1942 gegründet und existierte bis etwa 1956. Sie war überwiegend im Westteil der Ukraine aktiv. Im Zweiten Weltkrieg bekämpfte sie deutsche Truppen, da die Reichsregierung eine unabhängige Ukraine nicht zuließ. In der Region Wolhynien kam es im Sommer und Herbst 1943 zu schweren Auseinandersetzungen; dabei wurden etwa 4.500 deutsche Soldaten und 1.250 UPA-Partisanen getötet.
Nach Kriegsende kämpfte sie fünf Jahre gegen die beherrschende Sowjetunion. Im Jahre 1947 führte die polnische Volksarmee die „Aktion Weichsel“ durch, bei der etwa 150.000 Ukrainer aus ihrer bisherigen, nun zu Polen gehörenden Heimat vertrieben wurden. Die UPA versuchte diese Umsiedlung zu verhindern und bekämpfte die polnischen Streitkräfte. Im selbigen Jahr schloßen die Regierungen der Sowjetunion, Polens sowie der Tschechoslowakei ein Geheimabkommen mit dem Ziel, gemeinsam die UPA zu bekämpfen. Diese löste sich mit der Zeit auf.
Die Wende in der Ukraine
Im Jahre 1991 wurde die Ukraine selbständig. Sie gab die stationierten UdSSR-Atomwaffen an Rußland, weil entscheidende Bedienteile nicht vorhanden waren. 1998 war das Land zahlungsunfähig, und die Gläubiger ukrainischer Staatsanleihen mußten einen Wertverlust von 28 % ihrer Wertpapiere hinnehmen.[4]
Staatskrise seit 2014
Das Jahr 2014 wurde ebenfalls zu einem Schicksalsjahr für diesen Staat. Tagelange Proteste gegen die Regierung fanden im Februar 2014 in der Hauptstadt Kiew (auf dem Maidan-Platz mit 100 Toten, davon 30 Polizisten) statt. Drei EU-Außenminister, aus der BRD, Frankreich und Polen (welche die Ukraine gerne in die EU und die NATO aufnehmen wollten), reisten an und versprachen Volk und Opposition einen geregelten Übergang der Regierung, mit vorgezogenen Wahlen, später mit neuer Verfassungserstellung. Es folgte dennoch ein Umsturz mit gewaltsamer Machtergreifung, bei welcher die Demonstranten eine selbsternannte „Regierung“ in besetzten Regierungsgebäuden bildeten. Diese erhielt ihr Mandat nicht demokratisch, sondern von den Demonstranten. Der Sturz der Regierung Janukowitsch und die Machtübernahme durch die Opposition wurden exemplarisch für eine „Farbige Revolution“, vom Westen angetrieben und durch Politik der Straße durchgeführt. Am 27. Februar 2014 wurde der Jude Arsenij Jazenjuk[5] Ministerpräsident der Kiewer Putschregierung in der Ukraine.
Rußland verstärkte sein Truppenkontingent (auf 16.000 Mann) in Sewastopol, auf der Halbinsel Krim, auf der sich, mit Stationierungsabkommen, bereits ein russischer Marine-Truppenstützpunkt befand. Es kursierte in den westlichen Medien die Behauptung, daß ein russisches Ultimatum an die Ukraine existiere, was seitens des Präsidenten Wladimir Putin als Gerücht entlarvt wurde. Er behielt sich jedoch das Recht vor, alle russischen Bürger zu schützen, falls diese bedroht scheinen. Der ukrainische Staat schien bald auf eine Spaltung zuzutreiben. Bereits am 4. März 2014 sagte Obama eine Milliarde US-Dollar Spende aus den USA für die neue „Regierung“ zu und drängte auf wirtschaftliche Sanktionen, auch seiner Partner, gegen Rußland.
Der Chef des Putschregimes, Petro Poroschenko, erteilte am 3. Dezember 2014 per Präsidialdekret drei Ausländern die ukrainische Staatsbürgerschaft, um ihnen übergangslos Ministerposten in der Ukraine zuzuteilen. Die Ukraine wurde damit aus Sicht der Nationalen Bewegung offiziell zu einem US–Vasallenstaat.
Nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Olexii Gontscharuk (35), der nur rund ein halbes Jahr im Amt war, wurde im März 2020 der bisherige Vizeregierungschef Denys Schmyhal vom Parlament zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Sein wichtigstes Ziel wäre ein Ende des Bürgerkrieges gegen russischstämmige Widerstandskämpfer in den nichtanerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk im Osten des Landes.
Russisch-ukrainischer Krieg
Statistik
Aus der Ukrainischen Nationalstatistik des Jahres 2008 ergab sich nachfolgendes:
Nationalität und Prozentzahl der Gesamtbevölkerung
Sprache
- 78,4 % Russischsprachige
- 78 % Ukrainischsprachige
Religion
Als Staatsreligion gilt das Orthodoxe Christentum. Andere Religionen sind:
- Katholizismus: 4.700.000
- Islam: 2.000.000
- Judentum
Bevölkerungsrückgang
Die Ukraine leidet, wie fast alle Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, seit dem Zusammenbruch des Ostblocks unter starkem Bevölkerungsrückgang. Im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts setzte sich der Trend fort, und es fand ab 2014, verstärkt durch die Ukraine-Krise, zudem eine erhebliche Entrussifizierungspolitik statt.
Viele West-Ukrainer sind rußlandkritisch eingestellt. Das ist aber zumindest bei den Ostukrainern nicht der Fall, denn genau wie die Weißrussen sind Ukrainer aus dem Osten des Landes (oder auch früher Kleinrussen genannt; → Neurußland) Teil des russischen Kulturbereiches. Anzumerken ist auch, daß es zwischen den Westukrainern und den rußlandtreuen Ostukrainern starke Rivalitäten gibt und die Westukraine kulturell stark polnisch beinflußt wurde.
Wirtschaft und Staatsfinanzen
Die Ukraine stand 2015 erneut kurz vor der Zahlungsunfähigkeit („Staatsbankrott“), die für 2016 erwartet wurde. Diese konnte nur durch finanzielle Unterstützung von außen abgewendet werden. Die USA, die EU – darunter die BRD – sowie der IWF kündigten Zahlungshilfen an. Das Land führte deswegen mit Gläubigern Gespräche über eine Umschuldung. Zuletzt mußte die Ukraine 1998 einen Schuldenschnitt durchführen, bei dem die Gläubiger einen Wertverlust von 28 % hinnehmen mußten.[7] Im Land herrscht eine hohe Inflation – 2015 waren es 44 % nach 25 % im Jahr zuvor[8] – bei gleichzeitigen starken Preis- und Steuererhöhungen. Die Strompreise wurden infolge der durch die Staatskrise verstärkten Wirtschaftskrise um mehr als 500 % erhöht, trotzdem kommt es zu Versorgungsengpässen, die beispielsweise in (Teilen) der Hauptstadt Kiew zu täglich mehrstündigen Stromabschaltungen führen. Ebenso wurde die Preis für öffentliche Verkehrsmittel erhöht. In Kiew verdoppelte sich der Preis für U-Bahn-Fahrscheine. Vergünstigungen für Rentner und andere privilegierte Gruppen wurden gestrichen. Renten müssen zudem versteuert werden, und wer als Rentner über ein Arbeitseinkommen verfügt, ist nicht mehr rentenanspruchsberechtigt. Die Mindestrente liegt (2015) bei umgerechnet 33 Euro monatlich.[9]
Kriegssteuer
Einkommenssteuerzahler müssen eine Extrasteuer zur Finanzierung des Krieges von zwei Prozent auf ihr Einkommen entrichten. Außerdem wurde eine weitere Umsatzsteuer eingeführt, die ebenfalls zur Finanzierung der Armee gedacht ist, ferner eine Steuer auf Zinsen, Vermögen sowie eine Finanztransaktionssteuer. Bereits im September 2014 wurde von der Ukrainischen Nationalbank die Auszahlung von Fremdwährungen verboten, ebenso wie privater Geldwechsel. Viele Ukrainer hatten bis dahin ein Fremdwährungskonto geführt, um den starken Wertverlust der Landeswährung zu umgehen. Alleine zwischen dem Beginn der internationalen Finanzkrise 2008, die besonders der ukrainischen Wirtschaft schwer zusetzte, und Anfang 2015 verlor die Landeswährung Griwnja zwei Drittel ihres Wertes. Durch den Verlust des Außenwertes der Landeswährungen verteuern sich alle Importe. Der Benzinpreis hat sich dadurch beispielsweise in zehn Jahren verdoppelt.[9] Und die Grundstücks- und Immobilienpreise haben sich für Ausländer entsprechend verringert.
Siehe auch
- Holodomor • Lasar Kaganowitsch
- Krim • Reichskommissariat Ukraine
- Die Marionetten des Maidan • Proteste auf dem Platz der Unabhängigkeit (Kiew 2014)
- Volksrepublik Donezk • Volksabstimmung zum EU-ukrainischen Assozierungsabkommen in den Niederlanden 2016
Literatur
- H. Janow: Rom, Polen und die Ukraine (1939) (Netzbuch)
- Thomas Fasbender: Freiheit statt Demokratie – Russlands Weg und die Illusionen des Westens, Verlag Manuscriptum, 2014, ISBN 978-3-944-87206-3
- Bernhard Rode: Pulverfaß Ukraine – Weltschlüsselkonflikt und Zentrum der Macht-Geometrie zwischen Ost und West, Hohenrain-Verlag, 2015, ISBN 978-3-89180-151-2
- Englischsprachig
- Kris Dietrich: Taboo Genocide: Holodomor 1933 & the Extermination of Ukraine, Xlibris, 2015, ISBN 978-1499056068 [1000 S.]
Verweise
- Englischsprachig
- Stavroula Pabst: Ukraine’s Future Lies in the Great Reset, Netzpräsenz Unlimited Hangout, 9. Mai 2023
- Andrew Hamilton: Russia, Ukraine, and White Nationalism, National Vanguard, 17. August 2016