Bismarckturm (Konstanz)

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Bismarckturm in Konstanz
Bismarckturm in Konstanz.jpg
Daten
Zustand: Existiert
Turmart: Aussichtsturm
Land: Deutsches Reich
Gau: Baden-Württemberg
Stadt: Konstanz
Standort: Raiteberg
Höhe: 22,7 m
Kosten: 36.000 RM
Grundsteinlegung:
Einweihung: 18. Oktober 1912
Architekt: Georg Wickop

Der Bismarckturm der Stadt Konstanz in Baden-Württemberg ist ein zu Ehren des 1890 entlassenen ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck errichtetes Bismarck-Denkmal. Dieser Bismarckturm ist einer der höchsten Aussichtstürme Baden-Württembergs.

Bauplanung

Bereits in den 1890er Jahren regte Kommerzienrat Gustav Prym einen Turm zu Ehren von Otto von Bismarck in Konstanz an. Trotz Bildung eines Denkmalkomitees unter Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Franz Weber, einer Bauausschreibung und einer Spendensammlung kamen nicht ausreichend Geldmittel für den Bau eines solchen Denkmals zusammen. Im Jahr 1910 griff Gustav Prym den Plan zur Errichtung eines Bismarckturmes wieder auf und spendete eine größere Summe (mehr als ein Drittel der Gesamtkosten). Gustav Prym beauftragte den Architekten Georg Wickop und gründete ein Denkmalkomitee. Am 1. Juni 1911 wurde in einer Sitzung des Komitees trotz einer abweichenden Meinung von Oberbauinspektor Engelhorn ("Lorettoberg") der Raiteberg als Standort festgelegt. Kurz darauf erschien ein Aufruf zur Sammlung weiterer Spenden für den Turmbau. Graf Zeppelin spendete 1.000 Mark zum Grundstock von Gustav Prym, weitere Spenden gingen ebenfalls ein. Die Spitalstiftung stellte den Bauplatz kostenlos zur Verfügung. Im Jahr 1912 waren so viele Spendenmittel vorhanden, daß der Turm nach Entwürfen des Architekten Wickop errichtet werden konnte. Durch Unterstützung der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Dr. Weber, der am 13. März 1912 die Baugenehmigung erteilte, konnte der Turmbau beginnen.

Bauarbeiten

Die Bauleitung hatte Stadtbaumeister Jordan, als Bauführer war A. Haefeli tätig. Die Erdarbeiten wurden vom städtischen Tiefbauamt unter Leitung des Stadtbaumeisters Lutz ausgeführt. Die Betonarbeiten lagen in den Händen der Firma Maurer & Colli aus Pforzheim. Als Baumaterial wurde Stampfbeton verwendet. Die Außenflächen wurden mit Vorsatzbeton aus gelblichem Muschelkalk versehen. Das Fundament wurde aus einer Eisenbetonplatte gebildet. Die Decken, Treppen, die Plattform-Brüstung und die Wendeltreppe mit ihrer 8 cm starken Ummantelung wurden mit Eiseneinlagen versehen. Die Erdbewegungen und die Anlage des Zufahrtweges erfolgten durch das Städtische Tiefbauamt unter Leitung des Stadtbaumeisters Lutz. Die Beleuchtungsanlage wurde von der Fa. Gebr. Becker Nachfolger aus Darmstadt geliefert. Kunstschlosser H. Emmel aus Darmstadt führte alle Bronzearbeiten aus und fertigte die schmiedeeisernen Beschläge der Türen. Die Ausschmückung der Apsidennische erfolgte durch die Fa. Gebr. Linnemann aus Frankfurt/Main.

Turmbeschreibung

Der Vorplatz im Süden des Turmes besteht aus zwei mit Betonmauern eingefassten Terrassenanlagen, die jeweils vom Süden her über Freitreppen erreichbar sind. Auf die untere Terrasse gelangt man durch eine von zwei Postamenten mit Feuerbecken (90 cm Durchmesser) umgrenzte, 10 m breite Treppe. Die untere Terrassenanlage ist auch durch zwei seitliche Eingänge erreichbar. Von der unteren Terrasse gelangt man über eine 6 m breite Treppe zur oberen Terrassenanlage, aus deren Mitte sich die 7 Stufen hohe Grundplatte des Turmes erhebt. Das Eingangsportal ist durch vier zylindrische Säulen betont, welche eine dreieckige Giebelplatte (Breite: 6 m) mit der Inschrift „BISMARCK“ tragen. Die quadratische Grundfläche des Turmes (ohne Säulenvorbau) hat eine Seitenlänge von 7 m, mit Unterbau erreicht das Bauwerk eine Höhe von 22,7 m. Auf dem Sockel erhebt sich der Turmschaft mit abgerundeten Ecken, welcher nach oben hin in ein Rund mit vier Rundeckpfeilern übergeht. Den Abschluss bildet eine Bekrönung mit Kuppel, die der Aufnahme der Befeuerungsanlage dient. In etwa 15 m Höhe ist an jeder Seite ein Gesims mit je zwei stilisierten Köpfen an den Enden angebracht, welche als Wasserablauf dienen. Das Eingangsportal wird rechts und links von zwei Blendtüren flankiert. Durch das aus Durana-Metall geschmiedete Eingangsportal gelangt man in die kapellartige Eingangshalle des Aussichtsturmes mit Feuerschale.

Hier erblickt man in einer halbrunden Apsis eine Bronzebüste Bismarcks, die von Bildhauer Karl Killer aus München gefertigt worden ist. Im Hintergrund der Büste ist in einem Goldmosaik der Aischylos-Spruch

„WAS SOLLT ICH FÜRCHTEN/
DEM ZU STERBEN NICHT BESTIMMT“

zu lesen. Auf der gegenüberliegenden Wand befindet sich ein Bismarck-Wappen. Hinter dem Gewölbe führen linksseitig Treppen in den Keller. Im Keller wurden zwei große Kessel installiert; im ersten Kessel wurde Erdöl, im zweiten Kessel Petroleum gelagert. Rechtsseitig des Gewölbes führen Treppen auf den Turm, der in fünf Stockwerke aufgeteilt ist. Über 106 Stufen (Stampfbeton) gelangt man zur obersten Aussichtsplattform (Brüstungshöhe 1,1 m) in der fünften Etage des Turmes. Vom 4. Obergeschoss führt eine Wendeltreppe zum Umgang und zur obersten Aussichtsplattform. Die Spindel der Wendeltreppe umschließt ein Eisenrohr (11,4 cm Durchmesser), in welchem eine Fahnenstange verankert werden kann. Den Abschluss des Turmes bildet eine durchbrochene Krone (Höhe: 5,90 m), die auf 16 Pfeilern ruht. Auf diese Krone wurde die Feuerschale von 1,80 m Durchmesser aufgesetzt. Diese besteht aus einer ringförmigen schmiedeeisernen Rinne, in der sechs miteinander verbundene gusseiserne Feuerpfannen platziert wurden. Eine aufwändige Drucköl-Tankanlage im Untergeschoss des Turmes sorgte durch Verwendung von Kohlensäure-Gas für die permanente Ölversorgung der Flammen.

Turmgeschichte

Erster offizieller Besucher am 25. September 1912 war Ferdinand Graf von Zeppelin, der Erbauer des gleichnamigen Luftschiffes. Die feierliche Einweihung des Turmes erfolgte am 18. Oktober 1912. Professor Dr. Wickop hielt die Festrede, Oberbürgermeister Dr. Weber übernahm die Schlüssel des Turmes. Am 21. Juni 1913 feierten Konstanzer Bismarck-Anhänger eine Sonnenwendfeier am Bismarckturm. Im Frühjahr 1917 wurde eine Fliegerbeobachtungsstation auf dem Turmkopf eingerichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg (bis mindestens 1929) kümmerte sich ein Türmer um die Besucher. Ab März 1933 wurden Feste der NSDAP am Turm abgehalten. Die Feuerschale sowie die Flammenschalen auf den vorderen Podestsockeln (nicht mehr vorhanden) wurden bis 1944/45 in jedem Jahr zu Bismarcks Geburtstag am 1. April sowie zur Sommersonnenwende am 21. Juni entzündet. In den 1970er Jahren war das nicht verschlossene Bauwerk verkommen, Fenster, Türen und die Vorhalle wiesen Vandalismusschäden auf. Von 1981 bis 1997 war der Turm von der Funkgemeinschaft Konstanz angemietet und wurde an Sonntagen für Besucher geöffnet. Der Verein beseitigte die Vandalismusschäden in Eigenarbeit. Von 1992 bis 1993 wurde das Bauwerk für 200.000 DM saniert, kleine Arbeiten (Sockel und Umfriedung) wurden noch 1994 durchgeführt. Nach den Sanierungsarbeiten wurde der Turm zu bestimmten Zeiten für Besucher geöffnet. Von 1997 bis 2007 bestand ein Mietvertrag mit dem Ortsverband Bodensee des Deutschen Amateur-Radio-Clubs e.V. Im Jahr 2002 wurde der Besucherumgang saniert. Nach 2003 wurde die westliche Außenseite des Turmes mit wasserabweisendem Kunststoff versehen (sog. Hydrophobierung). Die Bismarck-Büste und die Apsidennische sind noch erhalten. Vom Turm aus bietet sich ein nahezu unverbauter Blick weit in die Bodenseeregion hinaus. Der aktuelle Mieter, Gerhard Bernot aus Konstanz, plante im Jahr 2011, den Turm sukzessiv in ein „Zeitreise“-Museum für die Entwicklung von Technik und Gesellschaft (1899 - 2099) umzugestalten. Dieses Vorhaben wurde bis Ende 2013 nicht realisiert. Am 3. Oktober 2012 wurde das 100-jährige Jubiläum des Bismarckturmes durch eine Jubiläumsfeier der Konstanzer Narrengesellschaft Seehasen feierlich begangen.

Öffnungszeiten

Turm ist von Frühjahr bis Herbst täglich geöffnet. Der Turm wird vom aktuellen Mieter nach Absprache auch für Schulklassen und Vereine geöffnet (E-Mail: bernot(at)bernot.net).

Verweise

Literatur

  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 235
  • Sieglinde Seele; Mannheim (Archiv Seele): Bismarck-Säule von Konstanz (Baden-Württemberg)
  • Valentin von Bismarck, : Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 182 „ismarck-Feuersäule zu Konstanz-Bodensee", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
  • Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 9. Jahrgang 1911 (ismarck-Feuersäule zu Konstanz-Bodensee), 11. Jahrgang 1913 (Nr. 1, S. 11/12 + Nr. 8, S. 119)
  • Zentralblatt der Bauverwaltung, 34 (1914), Nr. 9 (31.01.1914), S. 74ff.
  • Martin Stather: „Über Alles das Vaterland!“, in Konstanzer Almanach 1988, S. 65- 69
  • Herbert Hofmann: „De Monte Bisi, Bismarck und Konstanz - Kult und Mythos“ in: Das DelphinBuch 9, Labhard Medien GmbH, Konstanz 2008, S. 148 - 189
  • Südkurier vom 27. Juni 1991: „Funkgemeinschaft Konstanz kümmert sich seit zehn Jahren um den Bismarckturm“
  • Neue Rundschau vom 11. September 1998: „Ein Tag der offenen Türme“