Brinon, Fernand de

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Fernand de Brinon (geb. 16. August 1885 in Libourne, Gironde; ermordet 15. April 1947 im Fort Montrouge, Frankreich) war ein französischer Schriftsteller, Vertreter der Vichy-Regierung beim deutschen Botschafter in Paris 1940-1944, Minister ohne Geschäftsbereich 1942-1944.

Leben

Jugend

Nach dem Studium der Politikwissenschaft und der Rechtswissenschaften entschied sich der Sohn des Marquis Robert de Brinon für die schriftstellerische Laufbahn.

Wirken

Er erntete seine ersten Meriten 1909 im „Journal des Debats“. Unmittelbar vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs aus der Türkei zurückgekehrt, diente er im französischen Heer, dort zuletzt in der Presseabteilung des Kriegsministeriums. 1920-1932 war er Chefredakteur des „Journal des Debats“. Bei seinen Reisen nach Deutschland erkannte er die Sinnlosigkeit der französischen Reparationspolitik, bekämpfte die Besetzung des Ruhrgebiets und plädierte für die deutsch-französische Freundschaft. Er begleitete den Linksrepublikaner Andre Tardieu auf mehreren Konferenzen und lernte Stresemann und Brüning schätzen. Als Leiter des politischen Auslandsdienstes der Zeitschrift „L'Information“ von 1932-1939 vertiefte Brinon seine Bindungen zum Deutschen Reich. Er war es, der am 19. November 1933 das erste Interview eines französischen Journalisten mit dem Reichskanzler Adolf Hitler in „Le Matin“ veröffentlichen konnte. Zusammen mit Otto Abetz, einem Vertreter der deutsch-französischen Jugendbewegung, gründete er, unterstützt von Georges Scapini, JeanGay und Henri Piehot und den Frontkämpferverbänden beider Länder, 1935 die „Deutsch-Französische Gesellschaft“ (Comite France-Allemagne), die die Verbreitung seines im Vorjahr erschienenen Buches „France-Allemagne 1918-1934“ förderte. Brinon beschrieb in diesem Buch düstere Zukunftsaussichten für Europa, wenn die beiden Völker nicht zusammenwüchsen. Das Münchner Abkommen vom 30. September 1938 interpretierte er als ersten Erfolg der friedensstiftenden Arbeit der „Deutsch-Französischen Gesellschaft“. Aus den Händen von Ministerpräsident Daladier nahm er die Rosette der Ehrenlegion entgegen. Am 15. März1939 verließ Brinon die Zeitschift „L'Information“ wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Herausgeber.

Zweiter Weltkrieg

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, befand sich Brinon in den Pyrenäen, wo er an einem nie vollendeten Werk mit dem Titel „Le Pacte Quatre“ arbeitete. Nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 gehörte Brinon zu den Männern, die im Auftrag von Pierre Laval Kontakt zu Otto Abetz aufnahmen, der am 3. August 1940 deutscher Botschafter in Paris wurde. Nach der Entlassung Lavals als erster Kabinettschef der französischen Regierung in Vichy am 13. Dezember 1940 beauftragte ihn Petain unter Verleihung des Titels „Delegue general du gouvernement francais dans les territoires occupes“ im Range eines Botschafters, die Verbindung zu den Gebieten nördlich der Demarkationslinie aufrechtzuerhalten, eine Aufgabe, die er bis zur Beendigung der Okkupation wahrnahm. Am 27. November 1942 erhielt er den Rang eines Staatssekretärs, was ihm die Teilnahme an den Ministerratssitzungen in Vichy erlaubte. Das Amt gewährte ihm eine Schlüsselrolle in allen deutsch-französischen Angelegenheiten, weil er in dauerndem Kontakt zu den Besatzungsbehörden stand und die Verbindung zu den Kollaborateuren der besetzten Zone wahrnahm. Er machte sich häufig zu ihrem Sprecher in Vichy und interpretierte die attentistische Politik Pétains zu ihren Gunsten. Die meisten Führer der französischen Kollaborationsbewegungen zog er in sein Fahrwasser. Er nahm an allen kulturellen französisch-deutschen Veranstaltungen teil und organisierte Besichtigungsreisen für französische Intellektuelle nach Deutschland. Er erläuterte der Regierung in Vichy die militärischen Anordnungen der Besatzungsmacht, z. B. die Aufforderung zu Geiselstellungen und die Grenzsicherungsmaßnahmen zwischen der zone occupee und der zone non-cupee. Aus Vichy brachte er die Nachrichten nach Paris, die ihm aufgetragen wurden, z. B. den Glückwunsch zum Sieg über die britischen Landungstruppen bei Dieppe am 19. August 1942. Brinon war ein Gründungsmitglied der „Legion des Volontaires Francais contre le bolchevisme“ (LVF) und übernahm den Vorsitz im Präsidium. Aber es gelang ihm nicht, die französische Regierung zur aktiven Unterstützung der Truppe zu bewegen.

Erst am 11. Februar 1943 setzte er durch, daß Laval wenigstens den „öffentlichen Nutzen“ der LVF anerkannte. Das mangelnde Engagement der französischen Regierung für die LVF war einer der Gründe, warum Brinon die Bestrebungen der Rechtsparteien unterstützte, Laval durch einen aktiveren Politiker aus ihren Reihen abzulösen. In einem Memorandum vom 17. Mai 1943, das ohne Wissen Lavals von Brinon über den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, dem Führer des Deutschen Reiches vorgelegt wurde, bedauerte er die Inaktivität der Vichy-Regierung. Frankreich habe durch seine zögernde Haltung die „nationale Revolution“ verspielt, die der Staatschef angekündigt hatte. Die persönlichen Antipathien zwischen Petain und Laval lähmten die deutsch-französische Zusammenarbeit.

Ohne die Sammlung derer, die zur ehrlichen Kooperation mit Deutschland bereit seien, werde das Land seine Chancen beim Aufbau Europas versäumen. Zusammen mit Abel Bonnard, Marcel Deat und Jean Bichelonne gehörte Brinon zu den Verfassern der „Declaration commune sur la situation politique“ vom 5. Juli 1944, in der er in Übereinstimmung mit anderen Unterzeichnern wie Jean Luchaire, Jacques Doriot, Lucien Rebatet und Alphonse de Chateaubriant die Untätigkeit der Regierung Laval beklagte und das gemeinsame Vorgehen aller deutschfreundlichen Richtungen mit den Deutschen gegen die Westalliierten und die Resistance forderte. Auf Drängen Lavals in der Ministerratssitzung vom 12. Juli 1944 widerrief Brinon zwar seine Unterschrift, aber die Deutschen hatten zur Kenntnis genommen, daß es auf der rechten Seite eine starke Opposition gegen Laval gab. Am 16. August 1944 verließ Brinon mit seiner jüdischen Frau, die zur „ehrenamtlichen Arierin“ erklärt worden war, Vichy in Richtung Deutschland. Am 31. August 1944 und 1. September 1944 beteiligte er sich zusammen mit Marcel Deat, Jacques Doriot, Joseph Darnand und Paul Marion an den Gesprächen mit Ribbentrop und Hitler in Steinort und im Führerhauptquartier, um die Lage zu klären, die nach der Amtsuntätigkeit Pétains und Lavals entstanden war. Er unterstützte Ribbentrops Bemühungen, eine Kommission zusammenzustellen, die unter seiner Leitung die französischen Interessen wahrnehmen sollte, solange es keine amtierende Regierung gab und solange der als Regierungschef vorgesehene Jacques Doriot nicht die Anerkennung Pétains gefunden hatte. Nach Sigmaringen zurückgekehrt, versuchte er vergebens, Pétain von der Notwendigkeit einer Exilregierung zu überzeugen. Der Chef de I' etat blieb bei seiner Weigerung auf deutschem Boden in irgendeiner Weise amtlich tätig zu werden oder irgendeine Nachfolgeregelung zu treffen. Also übernahm ohne seine Zustimmung am 1. Oktober 1944 die „Commission gouvernementale francaise pour la defense des interets nationaux“, der Marcel Deat, Jacques Darnand, Jean Luchaire und General Bridoux angehörten, unter Brinons Leitung die Regierungsgeschäfte. Ihre vordringlichste Aufgaber war, die französischen Nationalinteressen bei den deutschen Dienststellen zu vertreten und die zwei Millionen Franzosen, die sich zu dieser Zeit im Reichsgebiet als „Francais d' Allernagne“ aufhielten, zu betreuen. Sprachorgane der Regierungskommission waren die Zeitung „La France“ und der Radiosender „Ici la France“. Als die Feindmächte den Oberrhein überschritten, flüchtete Brinon aus Sigmaringen. Von den Schweizern an der Grenze aufgehalten und vom Tiroler Gauleiter Hofer aus dem Operationsgebiet verwiesen, stellte er sich am 8. Mai 1945 in Bayern den Amerikanern. In Lindau wurde er den Franzosen übergeben. Ein offener Lastwagen schaffte ihn nach Fresnes. Er verbrachte, auch wegen zwei schwerer Operationen, fast zwei Jahre im Gefängnis, bevor ihm von den neuen Machthabern ein „Prozeß“ gemacht wurde, der nichts mir Recht zu tun hatte. In dieser Zeit schrieb er seine Memoiren. Wegen der ungenügenden Ermittlungen entband Brinon seine Verteidiger von ihren Pflichten und entschloß sich zu schweigen. Der einzige Zeuge, der zu seinen Gunsten aussagte, war Otto Abetz.

Verurteilung und Tod

Ungeachtet der offensichtlichen Verfahrensfehler wurde Brinon am 6. März 1947 zum Tode verurteilt. Staatspräsident Auriol lehnte eine Begnadigung ab. Bevor Brinon erschossen wurde, gab er zu verstehen: „L'avenir me donnera raison“. Abel Bonnard nannte Brinon „un animal des tenebres, tres secret, tres muet et tres dangereux“, und Pascal Ory bezeichnete ihn nach dem Krieg als den wesentlichen „Tout-Paris collaborateur“.