Lüer, Carl

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Dr. Carl Lüer

Carl Heinrich August Lüer (Lebensrune.png 14. August 1897 in Bockenem; Todesrune.png 20. September 1969 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Politiker; Wehrwirtschaftsführer, stellvertretender Leiter der Reichswirtschaftskammer und Reichstagsabgeordneter.

Leben

Jugend

Carl Lüer wurde als Sohn des Maurermeisters Albert Lüer und seiner Ehefrau Wilhelmine Jasper am 14. August 1897 in Bockenem in der Provinz Hannover geboren. Er besuchte eine fünfklassige Volksschule, anschließend eine dreiklassige Mittelschule. Durch Selbststudium erwarb er sich die Obersekunda-Reife und die Kenntnisse für das Abiturienten-Examen. Ab 1911 begann er eine kaufmännische Lehre und betätigte sich anschließend als Buchhalter. Als Korrespondent arbeitete er in Bockenem in der Konservenfabrik Ambergau GmbH. Neben seiner kaufmännischen Tätigkeit in der Industrie und im Exportgeschäft studierte Lüer später an der Universität Frankfurt am Main Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Erster Weltkrieg

Am Ersten Weltkrieg nahm Lüer an der Front teil, wurde mehrmals verwundet und ebenso mehrfach ausgezeichnet, ohne von seinen Kriegstaten, seinen Auszeichnungen und seinen Verwundungen viel zu reden und viel herzumachen. Bezeichnend für ihn war, daß er sie sogar in seinen knappen Personalangaben im Reichstagshandbuch verschwieg, weil er sie als Selbstverständlichkeit empfand.

Weimarer Republik

1921 siedelte er nach Frankfurt am Main über und hatte von 1921 bis 1924 eine Beschäftigung in der dortigen Filiale der Commerz- und Privatbank AG. Berufsbegleitend begann er ein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Frankfurt. 1924 promovierte er zum Dr. phil. und schloß sich 1926 der NSDAP an, für die er sich nunmehr als Wirtschafts- und Finanzpolitiker mit aller Macht einsetzte. Er tat das ebenso als Wirtschaftsmitarbeiter des „Frankfurter Volksblatts“ in viel beachteten Artikeln, wie als Redner und Organisator. Lüer wurde nun Leiter des politischen Nachrichtendienstes der Landesinspektion Südwest der Partei und Führer der Fachgruppe Industrie der NS-Abteilung für Ständische Wirtschaftsgestaltung im Gau Hessen, in der er schon vor Jahren die Grundlagen legte für einen künftigen ständischen Aufbau. Gauleiter Sprenger ernannte ihn zum Gauinspektor des Gaues Hessen, ferner wurde er 1929 Stadtverordneter von Frankfurt am Main, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher und Wirtschaftsfachmann der Fraktion.

Drittes Reich

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Mit der Machternennung der NSDAP im Januar 1933 wurde Lüer einer der zukünftigen Funktionäre der Nationalsozialisten, die im nationalsozialistischen Deutschen Reich fortan Kommandoposten übernehmen sollten. Im März 1933 wurde er so stellvertretender Vorsitzender der Frankfurter Stadtverordneten und übernahm den Vorsitz mehrerer Arbeitsausschüsse. Gauleiter Jakob Sprenger ernannte ihn desweiteren zuerst zum kommissarischen Präsident, ab 29. Mai 1933 dann zum hauptamtlichen Präsidenten der Handelskammer von Frankfurt am Main. Von Juni 1933 bis Ende Juni 1934 ernannte man ihn für den Bereich von Hessen zum Treuhänder der Arbeit, womit er Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung einleiten sollte. Im Juli 1933 wurde er Mitglied im Generalrat der Wirtschaft. Im September 1933 bis Ende 1942 wählte man ihn zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer für das Gebiet Rhein-Main mit Sitz in Frankfurt am Main. Parallel dazu ernannte man ihn Ende September 1933 bis Ende November 1934 zum Präsidenten des Rhein-Mainischen Industrie- und Handelstages. Im Jahre 1933 wurde er auch zum Gauinspekteur z.b.V. bei der Leitung des Gaus Hessen-Süd der NSDAP ernannt. Im März 1934 wurde er Leiter der Hauptgruppe IX Handel, die später in der Reichsgruppe Handel aufging.

Von November 1933 bis zum 7. Mai 1943 wurde Lüer von der NSDAP für den Wahlkreis 19 in den Reichstag entsandt. In die oberen Funktionsspitzen der Regierung entsandte man ihn im April 1934, als er zum Führer der Hauptgruppe Handel des Gesamtverbandes der Deutschen Wirtschaft ernannt wurde. Schon einen Monat später bekleidete er die Funktion des Bezirksführers der Reichsgruppe Industrie in Hessen. Zum Honorarprofessor an der Universität Frankfurt wurde er im Juli 1934 berufen. Im gleichen Jahr erfolgte die Mitgliedschaft im Beirat und der Antritt als stellvertretender Leiter der Reichswirtschaftskammer. Bei der Adam Opel AG wurde er 1935 Mitglied im Aufsichtsrat, um dann 1941 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats und Betriebsführer für Personalfragen bei Opel aufzusteigen. Am 25. November übernahm er auch die Verwaltung des Opel-Werkes, allerdings hatten die Konzernherren in Detroit immer noch wesentliche Entscheidungsbefugnis. Diese Machtkonstellation führte zu Interventionen der Gestapo in der deutschen Werksspitze, wobei allerdings Lüer als „alter Kämpfer“ der NSDAP und Träger des Goldenen Parteiabzeichens geschont wurde.

Nachdem er im Januar 1938 zum Wehrwirtschaftsführer aufstieg, wurde er Mitglied im Vorstand der Dresdner Bank von April 1938 bis Juni 1941. Nachdem er bei Opel ausschied, kehrte er 1943 wieder in den Vorstand der Dresdner Bank zurück, um dann nach Kriegsende aus der Bank auszuscheiden.

In der Zeit des Nationalsozialismus wohnte er in Frankfurt in der Brentanostraße 2.

Nachkriegszeit

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs folgte eine Internierung durch die britische Besatzungsmacht. Im Jahre 1947 betätigte er sich noch als Geschäftsführer einer Firma in Hannover für Wasserbauanlagen. Seine Vergangenheit holte ihn im Oktober bis Dezember 1947 ein, als er wiederum von der US-Besatzungsmacht in Nürnburg interniert wurde. Der Zeuge und ehemalige Vizepräsident der Reichsbank, Kurt Lange, wurde im Wilhelmstraßen-Prozeß vorgeladen, um über die Stellung von Lüer bei der Dresdner Bank auszusagen. Dabei berichtete Lange über ein Gespräch mit Lüer, daß dieser ihm mitgeteilt habe, daß die Dresdner Bank zu den Zielen der NSDAP nicht im Gegensatz stehen würde. Schließlich fand Lüer in den folgenden Jahren wieder eine Tätigkeit im Bankwesen, als er Repräsentant einer türkischen Bank in Frankfurt wurde.

Werke

  • Organische Wirtschaftsauffassung - Vortrag im Auftrag der Nationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft für berufsständische Wirtschaftsgestaltung am 21. April 1933, Frankfurt/Main 1933
  • Der Unternehmer als Verwalter des Volksvermögens; Berlin 1935
  • Rhein-Mainisches Verwaltungs- und Wirtschafts- Handbuch, Darmstadt 1935
  • Die Erfolgsrechnung der Handels- und Verkehrsbetriebe - Festgabe für Professor Dr. Dr. h. c. Josef Hellauer zu seinem 65. Geburtstag, als Hrsg. mit Reinhold Henzler, Frankfurt/Main 1936
  • Der Lebensraum des deutschen Handels, Reichsgruppe Handel, Berlin 1936
  • Vier Jahre nationalsozialistische Wirtschaftsführung im Rhein-Main-Gebiet, Frankfurt/Main 1937
  • Der Handel als werteschaffender Faktor der Volkswirtschaft - Vortrag am Tage der Eröffnung der Leipziger Messe am 28. Februar 1937 vor den Vertretern der Presse im Auftrage der Reichsgruppe Industrie, Berlin 1937
  • Koloniale Ergänzungswirtschaft, Berlin 1938
  • Binnen- und Außenhandel, Berlin 1938
  • Sechs Jahre Aufbauarbeit im Wirtschaftsgebiet Hessen, Frankfurt/Main 1940
  • Der neue Westen und die Kriegsaufgaben der hessischen Wirtschaft, Frankfurt/Main 1941

Auszeichnungen

Literatur