Dörflitz
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Niederdonau |
Einwohner (1930): | 282 |
Höhe: | 217 m ü. NN |
Koordinaten: | 48° 48′ 36″ N, 16° 8′ 27″ O |
Dörflitz befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Dörflitz ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, 7 Kilometer südöstlich von Znaim gelegen. Der Ort ist als Zeilendorf angelegt. Nachbarorte sind Naschetitz im Nordwesten, Rausenbruck bzw. Mitzmanns im Südosten, Taßwitz bzw. Gurwitz im Norden bzw. im Nordosten und Urbau im Südwesten. Dörflitz war bis 1945 (rechtsmäßig bis heute) ein Ortsteil der Gemeinde Traubenfeld.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mittelalter
Im Jahr 1210 wurde ein Gutshof auf dem Gebiet der heutigen „Brunnenwiesen“ nahe Dörflitz urkundlich erwähnt, der damals vom Kloster Bruck betrieben wurde. Dörflitz selbst fand zum ersten Mal Erwähnung im Jahr 1437 als Gutshof des Klarissenklosters in Znaim. Anlaß war der Tausch von Besitzungen im Zuge dessen Dörflitz in den Besitz des Klosters Bruck kam.
Die Bauern im Ort betrieben in früheren Zeiten intensiv Schafzucht. Daher besaßen die Einwohner auch den Spitznamen „Schafhax'n“.
Charakteristisch für diese Region waren die sogenannten Zeilendörfer. Die Häuser wurden in einer Zeile aneinandergereiht errichtet. Dadurch ergaben sich abgeschlossene Anwesen ohne freien Zugang außer von der Straße her. Durch das „Hintaustor“ war der Stallhof erreichbar, der sich an das Gebäude anschloß. Dieser war mit einem Holzzaun oder einer Steinmauer eingefriedet und wurde oft als Weidefläche für Nutzvieh verwendet. Ganz am Ende des Grundstückes, innerhalb des Stallhofes, stand der Stadel (Scheune). Bei der Anlage eines solchen bäuerlichen Anwesens ließ man nie die Sicherheitskomponente außer Acht. Damals waren die Häuser größtenteils noch mit Stroh gedeckt. Der große Abstand der Scheune zu den Stallungen bot Sicherheit bei Feuer. Bei einem Brand bestand also die Hoffnung, daß nicht gleich das gesamte Anwesen vernichtet wurde.
Neuzeit
Nach Verödung der Ortschaft im Dreißigjährigen Krieg erfolgte 1709 die Neugründung durch das Stift Bruck. Der jetzt noch existierende Trinkbrunnen war angeblich die Ortsmitte. Nur sieben Personen sollen die Kriegswirren überlebt haben.
In dem ersten vorhandenen Grundbuch aus dem Jahre 1709 berichtet der Prälat und kaiserliche Rat Karl Kratochwill, daß unter dem Abt vom Stift Bruck am 8. März 1708 ein neues Dorf mit dem Namen „Derfflitz“ gegründet wurde. Vermutlich wurde die ehemalige Herrschaft aufgelöst und der Grund an die Siedler als Lehen vergeben. Das heute noch existierende „Jägerhaus“ gehörte wahrscheinlich damals zur Herrschaft (Gutshof). Nach der Gründung des Dorfes siedelten sich laut Grundbuch von 1709 aus verschiedenen Regionen Bauern und Hauer (Weinbauern) an. Die meisten kamen aber aus Urbau, Kallendorf, Mühlfraun, Nieder- und Oberösterreich. Auch ein tschechischer Name, Przibil aus Mrakolin, taucht unter den Siedlern auf.
Nach Auflösung des Klosters Bruck 1784 wurde Dörflitz vom Religionsfonds verwaltet. Die Kirche wurde bis 1833 bei Taßwitz eingepfarrt.
Das „zweite Dörflitzer Grundbuch“ von 1810 zählt wieder die Besitzer nach Hausnummern auf. Es berichtet, welches Lehen jeder Bauer innehatte (3/4, 1/2 oder 1/4-Lehen, 1 Lehen = ca. 30 ha.). Erstmals werden sogenannte „Heusler“ (Häusler) aufgeführt.
1852 wurde ein Großteil von Dörflitz durch Brand zerstört. Nach Schaffung von Gemeinden und politischen Bezirken war Dörflitz eine Gemeinde im Bezirk Znaim.
Im „dritten Grundbuch“ (1826 - 1886) ist zu ersehen, daß Nr. 20 im Jahre 1819 als Hirtenhaus und Nr. 32 als „Schmidtenhaus“ auf Gemeindekosten erbaut wurde. Die Nummerierung der Häuser aus dem dritten Grundbuch entspricht mit wenigen Ausnahmen schon der, die bis ins Jahr 1945 noch existierte. 1889 waren erst 44 Hausnummern erfaßt.
Nach dem Anschluß an das nationalsozialistische Deutsche Reich im Herbst 1938 wurde Dörflitz mit Naschetitz zur Gemeinde Traubenfeld im neuen Landkreis Znaim zusammengelegt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Auflösung dieser Gemeinde. 18 zur Wehrmacht eingerückte Dörflitzer fielen.
Vertreibung der Deutschen 1945
Militante Tschechen und radikalnationale Milizen, die sogenannten Revolutionsgardisten, verübten Gewaltakte an den deutschen Einwohnern von Dörflitz und enteigneten und vertrieben diese. Im August 1945 wurden die übrigen, noch nicht nach Österreich geflohenen deutschen Einwohner über die Grenze vertrieben. Von den Vertriebenen blieben 21 Familien in Österreich während die restlichen Familien sich in anderen Teilen Deutschlands (Baden-Württemberg und Bayern) ein neues Leben aufbauen mußten. Zwei Personen wanderten in die VSA aus.
Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)
Ehemals spielte die Schafzucht eine große Rolle, dürfte aber später aufgegeben worden sein. Um 1900 wurden in der Statistik keine Schafe mehr ausgewiesen. Der Großteil der Gemeindefläche wurde für Ackerbau genutzt. Angebaut wurden neben Getreide vor allem Gurken. Eine relativ große Rolle spielte auch der Weinbau, der um 1900 auf ca. 24 ha der Gemeindefläche betrieben worden war. Daneben gab es auch Obstbau.
Gewerbe: zwei Gasthäuser und ein wenig Kleingewerbe.
Einrichtungen: Volksschule (1829 bzw. 1905/06), Elektrifizierung (1928), Milchgenossenschaft (1925) mit „Milchhäusl“ (1926), Freiwillige Feuerwehr (1933).
Kulturerbe
„Kapelle der Unbefleckten Empfängnis“: errichtet 1804, 1839 vergrößert, 1908-1930 renoviert, im Turm zwei Glocken, 1960 abgetragen. 1833 wurde die Pfarre Naschetitz gegründet, und Dörflitz dieser zugeteilt.
Einwohnerentwicklung
Volkszählung | Häuser | Einwohner insgesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
Jahr | Deutsch | andere | |||
1910 | 56 | 268 | 268 | 0 | |
1930 | 65 | 282 | 278 | 4 | |
2001 | 136 |
Literatur
- Franz Muck: Chronik der Heimat - Dörflitz in Südmähren, 1982