Der Weizenstrauß

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Buch

Titel: Der Weizenstrauß
Autor: Heinrich Zillich
Verleger: Verlag Langen / Müller
Verlagsort: München
Erscheinungsjahr: 1938
Umfang: 242 Seiten

Der Weizenstrauß ist ein Buch von Heinrich Zillich aus dem Jahre 1938.

Rezeption

Dieses Buch erzählt uns die seltsam ergreifende Lebensgeschichte einer jungen Kriegswitwe, die sich nach zwanzig Jahren der Trauer und inneren Selbstbescheidung mit ihren Töchtern aufmacht, das Grab ihres Gatten in Siebenbürgen zu besuchen. Denn noch immer steht ihr der Tote lebendig im Herzen, wenn auch die Tage des ehelichen Glücks allzu kurz und bald verrauscht waren; aber dafür besitzt sie unersetzliche Unterpfande seine Liebe; ihre beiden Kinder und jenen Weizenstrauß, der Jahr für Jahr aus dem Grab des Gefallenen emporwächst und – als Zeugnis ewigen Lebens – vielfältige Frucht trägt, nachdem sich im Todeskampf die Hände des Gatten um die goldenen Ähren verkrampften. Doch dieser Weg, der die Erinnerung an Vergangenes heraufbeschwören, stummer Zwiesprache mit dem Verblichenen dienen sollte, führt sie neuen Aufgaben zu. Das Leben, das sie schon für sich abgeschlossen wähnte, das für sie in dem erfüllten Glück der Vergangenheit lag, fordert von ihr sein Recht; die Gräber der Toten beginnen vor dem Anspruch des Lebens zu verstummen. So fühlt sie sich von der gleichen Kraft überwindender, doch nie vergessener Liebe, aus der ein neues Werden blüht, emporgetragen wie ihre Töchter. Ähnlich wie die Frauen stehen auch die Männer dieses Buches noch unter dem gewaltigen Erleben des großen Krieges, da die Wunden und Narben, Erinnerungen und Eindrücke im Laufe der Jahre nur oberflächlich überwachsen sind, sie selbst aber mit ihren Gedanken und Gefühlen noch in einer anderen Welt leben, bis auch sie zum Dienst am Leben zurückfinden. Geht der Dichte in diesem Buch ursprünglich von der Gestaltung eines persönlichen Schicksals aus, so wächst dieses doch über den anfänglichen begrenzten Rahmen hinaus ins Allgemeingültige, da das Schicksal dieser Frauen und Männern gleichsam sinnbildlich wird für das Schicksal vieler deutscher Menschen, die gleich Schweres ertragen, vor denselben entscheidungsvollen Fragen ihres Lebens standen, erst spät aus dem Ringen der Völker heimkehrten und ihre Seele befreiten. Aber auch noch in anderer Beziehung wird hier das Leben des einzelnen mit dem Leben des Volkes verknüpft, da ein jeder immer wieder vor die großen Lebensfragen der siebenbürgischen Volkstums, jene Auseinandersetzungen und Entscheidung gestellt wird, die über das Sein oder Nichtsein dieser deutschen Volksgruppe entscheiden und vor denen die Person des einzelnen vollkommen verblaßt und bedeutungslos wird. So lernt er Sorgen begreifen, die ihm bisher völlig unbekannt waren. Sorgen, die erlitten werden, nur weil man deutsch ist und deutsch bleiben will; so lernt er das Opfer seiner Männer schätzen, die sich hier einen kleinen Aufgaben verzehren, weil ihre Pflicht es verlangt, obgleich sie die Kraft in sich spüren, an anderer Stelle Größeres leisten zu können; allein die Treue zur siebenbürgischen Heimat fordert die den Verzicht. So wird das Buch zu einem vielfältigen Preis des Daseins, da Not und Leid durch die läutende Kraft der Liebe überwunden werden, zu einen Zeugnis für die Unvergänglichkeit allen Lebens, das von einem jeden die Erfüllung seiner selbst verlangt, auch dann, wenn man schon die Grenzen seines Lebens erreicht zu haben glaubt. Neben den hell leuchtenden Farben, mit denen aus unmittelbaren Erleben heraus das Bild der siebenbürgischen Landschaft gestaltet wird, stehen zarte gleichsam hingehauchte Pastelltöne, die in männlicher Scheu und Verhaltenheit die tiefsten und innigsten menschlichen Beziehungen, die Wandlungen und Regungen der Seele aufdecken. So wird das Buch auch künstlerisch seinem großen herzenbezwingenden und herzenbewegenden Inhalt gerecht. Wir empfehlen es. [1]

Fußnoten

  1. Bücherkunde, Heft 3., März 1939, 6. Jahrgang, Seite 147