Erasmus von Rotterdam

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Dr. Erasmus von Rotterdam, nach Hans Holbein d. J.

Erasmus Desiderius von Rotterdam (Lebensrune.png 28. Oktober 1466 in Rotterdam; Todesrune.png 12. Juli 1536 in Basel) war ein niederdeutscher Universalgelehrter, Theologe, Philosoph und Philologe.

Leben

Erasmus wurde zu Rotterdam in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober 1466 geboren. Der außereheliche Sohn eines zum Priester Bestimmten, des Gerhard aus dem benachbarten Gouda, und der Margaretha Rogers, Tochter eines Arztes aus Zevenbergen. Dem in der Taufe erhaltenen Namen „Erasmus“ fügte der Erwachsene später den weiteren Vornamen „Desiderius“ bei. Kaum vier Jahre alt kam der Knabe in die Schule nach Gouda. 1475, nachdem er sich als Chorsänger an der Domschule zu Utrecht versucht hatte, bezog er in Begleitung der Mutter die berühmte, von 2000 Zöglinge besuchte Schule in Deventer, wo seine leichte Auffassungsgabe und sein erstaunliches Gedächtnis schnell für Verwunderung sorgte. Er liebte die Schule, aber die Pest brach aus, seine Mutter verstarb als er nur 13 war, und kurz darauf folgte sein Vater.

Sein Vater hatte ihm ein kleines Erbe für ein humanistisches Studium hinterlassen, aber da nicht volljährig, mußte er sich dem Diktat dreier Vormünder unterwerfen, die ihn in ein Erziehungsheim einer geistlichen Bruderschaft in Herzogenbusch steckten, wo er Mönch werden sollte. Und wieder drohte die Pest, Erasmus mußte die Bruderschaft nach drei Jahren verlassen. Nach Gouda zurückgekehrt versuchten die Vormünder mit allen Mitteln, ihn für das Klosterleben zu gewinnen, aber er lehnte ab und schließlich sagten sie sich von ihm los, jedoch zuvor veruntreute ein Vormund sein gesamtes Erbe.

Er trat mit 20 Jahren, von allen verlassen, mittellos und vom Fieber geschwächt, 1487 widerwillig in das Chorherrenstift der Augustiner in Steyn bei Gouda ein, wo er endlich die langersehnte Unabhängigkeit, aber auch Freundschaften und gestillter Wissensdurst in Überfluß erfuhr, und wurde 1492 zum Priester geweiht. 1495-99 studierte er in Paris Theologie. Bei einem anschließenden Aufenthalt in England lehrte er an den Universitäten in Oxford und Cambridge. Dort lernte er Thomas Morus kennen, dem er später das Buch „Mōrias eukōmion seu laus stultitiae“ (Lob der Torheit, 1511) widmete.

Dieses Werk ist einer der wichtigsten Klassiker der europäischen Satire-Literatur. Erasmus lobt die Lateinschulen und ihre Lehrer so, daß man die sofortige Abschaffung dieser Einrichtungen begrüßen möchte. Er lobt die Christen seiner Zeit, die so viele sich gegenseitig tief verachtende und bekämpfende Orden gründen mit Worten, die eigentlich zu einer Anklage als Ketzer führen müßten. Das eigentliche Lob der Torheit besteht darin, die gesellschaftlichen Ehren als das zu sehen, was der Mönch in ihnen sehen soll: Als nichtige Eitelkeit und eine erwiesenermaßen klägliche Anmaßung des sich stets überschätzenden Verstandes.

Wir können heute nur schwer ermessen, ob der Verfasser einer solchen Satire dadurch geschützt war, daß die Veröffentlichung in Latein erfolgte, oder ob der Schutz der ironischen Schreibform bereits genügte, um einer Verfolgung zu entgehen. Vielleicht hat Erasmus auch sein hoher Rang – als ein von Fürsten geschätzter Gelehrter – vor unbilligen Angriffen bewahrt.

Erasmus promovierte in Turin zum Doktor der Theologie. Danach lebte er in Basel und verfaßte die „Institutio Principis Christiani“ (Die Erziehung des christlichen Fürsten), zu Ehren von Kaiser Karl V. 1515-16 gab er die erste kritischen Ausgabe des griechischen Neuen Testaments mit lateinischer Übersetzung heraus, die Martin Luther bei der Übersetzung des Neuen Testaments als Grundlage diente. 1527-28 gab Erasmus von Rotterdam das Werk „De Libero Arbitrio“ (Vom freien Willen) heraus und brach damit theologisch mit dem Reformator Martin Luther. Erasmus beharrt auf dem freien Willen des Menschen, Luther auf der Vorherbestimmung. Während seines Aufenthalts in Freiburg im Breisgau reagierte er auf die kirchliche und politische Krise im Reich, indem er die Schrift „De sarcienda ecclesiae concordia“ (1533) verfaßte.

Werke (Auswahl)

  • Novum instrumentum omne : diligenter ab Erasmo Roterodamo recognitum & emendatum, non solum ad Graecam veritatem, verum etiam ad multorum utriusque linguae codicum, eorumque veterum simul & emendatorum fidem, postremo ad probatissimorum autorum citationem emendationem & interpretationem ... ; una cum annotationibus, quae lectorum doceant, quid qua ratione mutatum sit (Netzbuch)
  • De recta Latini Graecique sermonis pronuntiatione Des. Erasmi dialogus (Netzbuch)
  • Absolvtissimus de octo oratio[n]is partiu[m] Constructione libellus, nec minus eruditione pueris utilis futurus, [at]q[ue] compendio & perspicuitate co[m]modus, ac iucundus : nuperrime uigila[n]tissima cura recognitus, & in nostra officina summa diligentia excusus (Netzbuch)
  • weitere Werke als Netzbücher

Literatur

  • Emil Major: „Erasmus von Rotterdam“ (1900) (PDF-Datei)
  • Adolf Müller: „Leben des Erasmus von Rotterdam“ (1828) (PDF-Datei)
  • Gottfried Glöckner: „Das Ideal der Bildung und Erziehung bei Erasmus von Rotterdam“ (1889) (PDF-Datei)
  • „Briefe an Desiderius Erasmus von Rotterdam, hrsg. von Joseph Förstemann und Otto Günther“ (1904) (PDF-Datei)
  • Franz Otto Stechart: „Erasmus von Rotterdam. Seine Stellung zu der Kirche und zu den kirchlichen Bewegungen seiner Zeit“ (1870) (PDF-Datei)