Jagow, Ernst von

Ernst von Jagow

Ernst Ludwig von Jagow (auch: Ernst-Ludwig; 6. November 1853 auf Schloß Calberwisch in Düsedau, Altmark; 19. April 1930 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Verwaltungsjurist, königlich preußischer Wirklicher Geheimer Rat und Oberpräsident in der Provinz Westpreußen.

Werdegang

Oberpräsident von Jagow zum Baum- und Waldschutz

Ernst von Jagow mit seiner Gemahlin Helene

Traueranzeige der Familie

• 1881 Eintritt in den Verwaltungsdienst des preußischen Staates
• Regierungsassessor in Hannover und Liegnitz
• 1886 Landrat des Kreises Osterburg
  • wie schon sein Großvater Wilhelm von Jagow und sein Onkel Friedrich von Jagow
• 1889 bis 1901 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für den Wahlkreis Magdeburg 2 (Osterburg – Stendal)
• 1893 Oberpräsidialrat der Provinz Posen
• 1895 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Posen
• 1901 bis 1905 Regierungspräsident in Marienwerder
• 1905 bis 1919 Oberpräsident von Danzig und der Provinz Westpreußen (legte sein Mandat im preußischen Abgeordnetenhaus nieder, als er zum Oberpräsidenten befördert wurde)
  • Mitglied der „Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen in Posen“
  • Mitglied der „Westpreußischen Provinzialkomitee für Naturdenkmalpflege“
• ab 1919 Kurator des Domstifts Brandenburg

Tod

„Am 19. April 1930 ist der Vater meiner Großmutter Helene Ernst-Ludwig von Jagow, ehemals Oberpräsident von Danzig und Westpreußen und in Brandenburg an der Havel amtierender Domherr, im Alter von 76 Jahren verstorben. Die Anteilnahme am Tod seiner Exzellenz, wie er allgemein genannt wurde, war groß. Unzählige Beileidsbekundungen und Kränze. Angeführt hat den Trauerzug Reichskanzler Paul von Hindenburg, der auch sehr gefühlvolle Worte des Gedenkens und Abschiedes gefunden haben soll. Zwei Förster hielten Ehrenwache an Jagows Sarg, der vor dem Altar im Brandenburger Dom aufgebahrt war.“

Familie

Abstammung

Ernst von Jagow war das fünfte und letzte Kind des Gutsbesitzers Eduard Ernst Alexander Leopold von Jagow (1804–1874), Gutsherr auf Calberwisch und Uchtenhagen (beide Landkreis Osterburg), und der Bernhardine Henriette Bertha Louise, geborene von Kalben (1822–1900).

Ehen

Hertha Elisabeth Klara von Polenz

Landrat des Kreises Osterburg von Jagow heiratete am 28. April 1889 in Dresden seine aus Ober-Cunewalde (früher Ober-Kunnewalde) stammende Verlobte Hertha Elisabeth Klara von Polenz (1856–1898).

Kinder

Ihre am 3. März 1890 in Berlin geborene Tochter verstarb noch im Säuglingsalter. Am 2. März 1891 wurde Sohn Matthias Ernst Michael geboren.

Helene Hedwig, geb. von Enckevort, geschiedene Freifrau von Puttkamer

Am 4. Juni 1901 heiratete der Witwer in Berlin die geschiedene Offizierstochter Helene Hedwig, geb. von Enckevort (1870–1941), die Tochter des Majors Adrian Bernd Friedrich von Enckevort auf Vogelsang und seiner Ehefrau Hildegard Martha Johanna, geb. von Borcke. 1899 hatte sie sich von Max Georg Theodor Freiherr von Puttkamer scheiden lassen. Ihre sechsjährige Tochter Dolly Maxa Freiin von Puttkamer brachte sie mit in die Ehe; eine zweite Tochter aus erster Ehe war im Jahr 1894 im ersten Lebensjahr verstorben. Ernst und Helene von Jagow zeugten zwei weitere Kinder.

Kinder

• Helene Emma Bernhardine ( 19. Juni 1902 in Marienwerder; 3. Januar 1969 in Vastorf) ∞ 1. November 1921 in Rostock Bernhard Oskar Wilhelm von Prittwitz und Gaffron^✠; drei Söhne (der älteste 1943 gefallen); o¦o 24. Juni 1932
  • nach der Scheidung ließ die automobilbegeisterte Mutter von drei minderjährigen Söhne sich zum Autoschlosser ausbilden. Nachdem sie die Lehre nach zwei Jahren mit einem Diplom abschlossen hatte, wurde sie von ihrem Ausbildungsbetrieb als Gesellin übernommen. Sie erwies sich als sehr fähig und war bei den Kunden sehr beliebt gewesen sein. Es begab sich eines Tages, daß ein schnittiger Wagen mit defektem Auspuff vorfuhr. Der Halter: Friedrich-Franz Hubertus Heinrich Georg Conrad Gebhardt Graf von Kanitz (1908–1972), Sprößling eines alten deutschen Adelsgeschlechts. Er soll sich sehr verwundert haben, in der Werkstatt eine attraktive Frau im Blaumann vorzufinden, die sich gekonnt der notwendigen Schweißarbeiten am Auspuff seines Wagens annahm. Er machte Helene Avancen und führte sie einige Male in Berlin aus. Geheiratet haben die Beiden am 28. April 1933 in der St. Matthäus-Kirche in Berlin. Wohnsitz des Paares wurde Schloß Melkof. An der Seite eines begüterten Grafen war sie Herrin auf einem Schloß und über viele Bedienstete. Graf von Kanitz (im Westfeldzug 1940 schwer verwundet) ist drei Jahre jünger gewesen als sie und von eher schüchterner Natur. Aus dieser 1943 geschiedener Ehe sind zwei weitere Kinder entsprossen. Graf von Kanitz heiratete später Irma Runge, mit der er drei weitere Kinder bekam.
• Sibylle Ilse von Jagow ( 30. Juli 1903 in Marienwerder: 7. Februar 1971 in Delmenhorst), Oberstabsführerin (Oberstleutnant) der Luftwaffe und Erprobungsfliegerin

Auszeichnungen (Auszug)

Ernst Ludwig von Jagow war Inhaber zahlreicher Orden und Ehrungen, diese Auflistung beinhaltet nur diejenigen bis 1908, die im öffentlich zugänglichen „Deutschen Ordens-Almanach“ aus diesem Jahr aufgeführt werden:

• Roter Adlerorden, IV., III. und II. Klasse
  • III. Klasse mit der Schleife
  • II. Klasse mit Eichenlaub
• Rechtsritter des Johanniter-Ordens
• Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse mit Stern
• Preußischer Kronenorden, II. Klasse

Schriften (Auswahl)

• Grüne Brüche aus meinem Weidmannsleben, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber, Leipzig 1922