Erntedankfest

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Das Erntedankfest ist ein germanisches Fest des Dankes und des Opfers, welches vom Christentum übernommen und umgedeutet wurde. Heute wird es vorwiegend von Christen gefeiert, um sich bei ihrem „Gott“ für die Ernte zu bedanken.

Erläuterung

Bei der Feierlichkeit werden Feldfrüchte, geerntetes Getreide und anderes dekorativ aufgestellt. Eine aus Getreide oder Weinstöcken geflochtene „Erntekrone” wird oft in einer Prozession durch das Gemeindegebiet getragen. In ländlichen volkskirchlichen Gemeinden kommen zu den Gottesdiensten immernoch bis zur Hälfte der Gemeindeglieder zusammen. Mit dem Erntedankfest soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärten erinnert werden und daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen.

So drückt es auch das wahrscheinlich populärste Lied zu Erntedank von Matthias Claudius aus:

„Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!”

Geschichte

Adolf Hitler spricht beim Erntedankfest 1937 auf dem Bückeberg bei Hameln

Eines der wenigen germanischen Feste, dessen Bedeutung bis in unsere Zeit noch nicht verloren ist, ist das Erntedankfest. Bei den Germanen fand es im September (um den 30.09.) nach dem Einholen der Ernte statt. Das Fest wurde mit Opfergaben zur Verehrung von Donar, Sif und Frey drei Tage lang gefeiert. Den Göttern wurde dabei für die Ernte gedankt. In der germanischen Mythologie sinkt Baldr in die Unterwelt Hel hinab und die Tage werden kürzer. Als Opfer wurde der letzte Apfel am Baum hängen gelassen. Außerdem wurde ein Eber geopfert und Wodelsbier gebraut. Aus den letzten Korngarben auf dem Feld wurde ein Kranz geflochten.

In der katholischen Kirche ist ein Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt. Offizieller Bestandteil des Kirchenjahres ist es aber bis heute nicht.

Das heilsgeschichtlich orientierte Jahr der Kirche kennt kein Erntedankfest[1].

Dennoch ist der Brauch des Dankes für eine gute Ernte seit vielen Jahren auch in vielen katholischen Gemeinden üblich geworden, so dass neben Kräuterweihen (am 15. August), Quatember, Erstlingsfrüchtesegnung in der katholischen Kirche die Eucharistie am ersten Oktobersonntag vielfach als „Dank für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit” auf dem von Erntedank-Gaben umgebenen Altar gefeiert wird.

Deutschland

Seit dem Mittelalter kennt man verschiedene Daten für eine Erntedankefeier. Nach der Reformation bürgerte sich in evangelischen Gemeinden der Michaelistag oder ein dem Michaelistag benachbarter Sonntag ein.

Das Fest wird in den evangelischen Kirchen Deutschlands gemäß einem königlichen Erlass in Preußen im Jahr 1773 am Sonntag nach Michaelis (29. September) begangen. Die evangelischen Freikirchen feiern wie die römisch-katholische Kirche das Fest in der Regel am ersten Sonntag im Oktober. Im Jahr 1972 wurde dieser Termin von der deutschen Bischofskonferenz festgelegt. Mancherorts sind andere Termine üblich, so begehen etwa die Moselgemeinden das Fest nach der Weinlese am zweiten Novembersonntag.

Schweiz

Der eidgenössische Dank-, Buß- und Bettag (kurz Bettag) wurde erstmals gesamtschweizerisch am 8. September 1796 gefeiert. 1832 wurde der Zeitpunkt im Jahr festgelegt: jeweils der dritte Sonntag im September.

Die übrige Welt

Zu den VSA siehe: Thanksgiving.
Indien: Pongal
Der Islam kennt kein Erntedankfest.

Film

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Reichserntedankfest
auf dem Bückeberg bei Hameln (3. Oktober 1937)

Verweise

Fußnoten

  1. Rupert Berger: Artikel „Ernte, Erntedankfest. II. Liturgisch“, In: Lexikon für Theologie und Kirche (3.Auflage), Band 3, Sp. 821