Ethnogenese

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Als Ethnogenese oder Volksentstehung bezeichnet man den Prozeß der Umbildung und Neuentstehung von Völkern.

Völker als genetische Gemeinschaften

Völker sind menschliche „Dauergemeinschaftsformen“ (Willy Hellpach), die sich durch eine gemeinsame Geschichte, Kultur und meist auch Sprache sowie ein aus dem Bewußtsein der gemeinsamen Herkunft und Verwandtschaft resultierendes Zusammengehörigkeitsgefühl auszeichnen.
Da Völker Lebensgemeinschaften sind, unterliegen sie den biologischen Gesetzen von Geburt, Gedeihen und Tod.

Oswald Spengler schrieb dazu bereits in seinem Buch Der Untergang des Abendlandes:

„Alles Gewordene ist vergänglich. Vergänglich sind nicht nur Völker, Sprachen, Rassen, Kulturen. Es wird in wenigen Jahrhunderten keine westeuropäische Kultur, keinen Deutschen, Engländer, Franzosen mehr geben, wie es zur Zeit Justinians keinen Römer mehr gab. Nicht die Folge menschlicher Generationen war erloschen; die innere Form eines Volkes, die eine Anzahl von ihnen zu einheitlicher Gebärde zusammengefaßt hatte, war nicht mehr da.”

Völker können prinzipiell dadurch entstehen, daß Menschen unterschiedlicher Herkunft durch die Schicksalhaftigkeit der Geschichte zusammengeführt werden und die genannten subjektiven Gemeinsamkeiten entwickeln. Historiker betonen vor allem die subjektive Seite der ethnischen Identität, den Glauben an eine gemeinsame Abstammung und das „Wir-Gefühl“.
In der Regel jedoch entstehen Völker als Abstammungs- und Fortpflanzungsgemeinschaften, sie heiraten vor allem innerhalb ihres eigenen Volkes und nur selten über die Volks- und Sprachgrenzen hinaus. Diesen Tatbestand nennt man Endogamie.

Endogamie und ethnische Einheit

Einige Historiker sehen die gemeinsame Abstammung eines Volkes als ein nachträgliches kulturelles Konstrukt zur Stabilisierung der ethnischen Identität und betonen die heterogenen Ursprünge von Völkern. Die Auffassung von Völkern als genealogischen Abstammungsgemeinschaften steht jedoch nicht im Widerspruch zu der Tatsache, daß viele Völker unterschiedliche anthropologische Elemente in sich aufgenommen haben.

Die genealogische Einheit wird durch die Endogamie innerhalb des Volkes kontinuierlich hergestellt. Wer z.B. heute in Deutschland einen hugenottischen Namen trägt, hat unter seinen Vorfahren nur eine kleine Minderheit von französischen Ahnen, ist also auch biologisch ein Deutscher und kein Franzose.

Außerdem findet die Verschmelzung unterschiedlicher ethnischer Gruppen nicht wahllos statt, sondern geht als Assimilation durch ein ethnisch-kulturelles „organisierendes Zentrum“ (Wilhelm Emil Mühlmann) oder einen „Traditionskern“ (Reinhard Wenskus) vor sich. Die assimilierten Bevölkerungsteile nehmen die ethnische Identität des Traditionskernes an und verschmelzen gleichzeitig mit ihm durch Einheirat.

So bedeutet Ethnogenese aus biologischer Sicht die Entstehung einer neuen Fortpflanzungsgemeinschaft durch die Aufhebung alter und die Errichtung neuer Fortplanzungsschranken sowie die daraus resultierende Umgliederung der anthropologischen Struktur einer Bevölkerung. Mit der Einschmelzung Fremder ändern die Völker ihre Gestalt und ihr Wesen – ein Vorgang, den man Ethnomorphose nennt.

Die Folge der Endogamie ist ein Phänomen, das Ahnenverlust genannt wird. Jeder von uns hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, sechzehn Ururgroßeltern – und so fort. In der 10. Ahnengeneration, also in der Zeit um 1700, sind es bereits 1.024 Ahnen, und in der 20. Generation, im Spätmittelalter um 1400, beträgt die Zahl der theoretischen Ahnen sogar schon mehr als 1 Million. Da in dem Siedlungsraum der Vorfahren nicht soviele Menschen gelebt haben, muß man davon ausgehen, daß viele unserer Ahnen über verschiedene genealogische Linien mehrfach in der Ahnenreihe vorkommen. Daraus ergibt sich, daß z.B. alle Deutschen fast sämtliche vor dem Jahr 1200 lebenden Ahnen gemeinsam haben.

Ursachen der Ethnogenese

Die Ereignisse und Prozesse, die zur Entstehung neuer ethnischer Gruppen führen, sind geschichtlich-politischer Art und beruhen damit auf Macht.
Hierzu gehören als Grenzfälle einerseits der „freiwillige“ Zusammenschluß mehrerer Stämme, die auf engem Raum leben und sich in ständigem, meist friedlichem Kontakt befinden, und andererseits die durch Eroberung und Unterwerfung erzwungene Aufnahme einer neuen Bevölkerung in das Gebiet der Unterworfenen, denen auch aufgrund der Schwächung ihrer kulturell-moralischen Widerstandskraft die Aufrechterhaltung ihrer ethnischen Homogenität nicht mehr möglich ist.

Ethnische Auflösung kann das Ziel der durch Eroberung herrschenden Macht sein, die entweder die Eingliederung („Integration“) eines kleinen Volkes in ein größeres betreibt (Umvolkung, Germanisierung, Polonisierung, Russifizierung) oder durch die Aufhebung nationaler Unterschiede eine supranationale Herrschaft errichten will, die den Menschen als Indidviuum vereinzelt und aus seinen traditionellen Verankerungen löst (Amerikanismus, Europismus, Kommunismus). Auch letzteres wird als „Integration“ bezeichnet, wobei letztlich eine Art „neues Volk ohne volkliche Bindungen“ (Westmensch, homo americanus) entsteht, in das sich der einzelne einfügen muß.

Die Methoden der ethnischen Zersetzung können auf ökonomischer oder sozialer Benachteiligung oder auf kulturellen Prozessen wie der Diffamierung (Zerstörung der Ehre) und moralischen Herabwürdigung der Geschichte, der Leistungen und der Personen des unterdrückten Volkes beruhen.
In manchen Ländern wird aus ideologischen Gründen ein Umbau des Staatvolkes betrieben, so daß sich Politiker dazu bekennen: „Wir wollen ein neues Staatsvolk bauen.“

Völkergeburt und Völkertod

In der Ethnogenese liegen Völkergeburt und Völkertod nahe beieinander.
Dort wo durch Verschmelzung ein Volk sein Eigendasein aufgibt, entsteht durch den Beitrag der Zugewanderten ein neues Volk. Die Völker lösen sich also ab, werden fast immer durch neue ersetzt. Die Völker von heute sind das Ergebnis einer vieltausendjährigen Auslese. Die Geschichte ist geradezu ein Friedhof der Völker.
Dabei vollziehen sich Volkstod und die Geburt eines neuen Volkes meist in Form der Umvolkung, also das Absterben der Identität der alten Bevölkerung und das Hineinwachsen der neuen Bevölkerung in die alten Gesellschaftsstrukturen („demographischer Wandel“) gehen Hand in Hand.

Anthropologische Aspekte sind bei Umvolkungsprozessen von Bedeutung. Kulturell und anthropologisch nahestehende Völker schließen sich leichter zu neuen ethnischen Einheiten zusammen als einander fernstehende. Einwanderer mit starker traditioneller Bindung an ihr Ursprungsland neigen dazu, sich in ihrer Gattenwahl auf Personen gleicher Herkunft zu beschränken. Zur Verschmelzung eher fremder Gruppen kommt es im allgemeinen nur im Anschluß an Eroberungen, entweder im Rahmen einer Herrschaftsstrategie der Eroberer, die die Unterworfenen als Volk (nicht jedoch individuell) auslöschen wollen, oder ungewollt durch die Aufhebung vorher bestehender Grenzen und rechtlicher Schranken der ethnischen Einebnung den Weg bereiten.
Sofern Eroberer ein Land besetzen, schotten sie sich in der Regel durch Heiratsverbote von den Unterworfenen ab (Fraterniesierungsverbot) und erst über längere Zeiträume hinweg kommt es zu einer Vermischung. Der Grund dafür liegt in der Natur des Menschen: „Selbst die striktesten Heiratsgrenzen zwischen Eroberern und Unterworfenen werden schließlich durch die männliche Sexualität unterlaufen.“

Siehe auch

Quellen

  • Andreas Vonderach: Anthropologie Europas. Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart, Graz 2008, S. 29ff.