Eurasismus
Eurasismus war eine kurzlebige, christlich inspirierte geopolitische Denkströmung unter exilrussischen Akademikern der 1920er Jahre.
In heutiger Zeit versucht der antiwestliche und antiweiße russische Ideologe Alexander Dugin, international Förderer für einen von ihm modernisierten Neo-Eurasismus zu finden. Diesen prägt ein asiatisches Denken, gepaart mit einem christlichen Rechtgläubigkeitsanspruch, den die russisch-orthodoxe Kirche repräsentieren soll.[1] Einzelne Personen im Westen, die gleichfalls die US-Vorherrschaft, den Liberalismus und die westliche Dekadenz ablehnen – vor allem aus der „alternativen“ Medienszene –, unterstützen Dugin und seine Ansichten.
Inhaltsverzeichnis
Historischer Eurasismus
Nikolaj Trubezkoy
Ein Vordenker des Eurasismus war der Russe Nikolaj Sergejewitsch Trubetzkoy (1890–1938). Er emigrierte 1919 von Rußland nach Wien und betätigte sich dort als Sprachforscher. Als kulturphilosophischer Schriftsteller („Europa und die Menschheit“, 1922) war er bemüht, das germanisch-deutsche und das romanische Kulturschöpfertum sowie die Weltbedeutung Europas abzuwerten. Er erklärte alle Kulturen für gleichwertig – ein Gleichklang mit dem Juden Franz Boas, einem anderen Linguisten jener Zeit, der ähnliches vertrat.
Zugleich setzte Trubezkoy Rußlands Volkssubstanz in Distanz und in einen Gegensatz zum weißen Europa.
Begriff
Auszug aus dem Eintrag Eurasier aus „Der Große Brockhaus“ (1930):[2]
- „E. [Eurasier], die Anhänger der seit 1921 in russischen Emigrantenkreisen bestehenden »eurasischen« Bewegung (Jewrasijstwo), die Rußland als eine eigene, im Russentum zwar gipfelnde, aber nicht mit ihm identische, »eurasische« (d. h. weder ganz zu Europa noch ganz zu Asien gehörige) Völkergemeinschaft auffaßt. Der eurasisch-russ. Staat soll weder mit dem zaristischen oder bolschewistischen identisch noch eine Nachahmung der westl. Demokratie sein; seine Form, die von marxistischen Utopien gereinigten, schöpferischen und nützlichen Gehalte der russ. Revolution mit uralter Überlieferung des »eurasischen« Kontinents vereint, soll eine neue Weltanschauung und Kultur mit einer weltgeschichtl. Mission sein. Von den führenden Köpfen der E. [Eurasier], Fürst Trubezkoj (Universitätsprof. in Wien), Sawizkij, Suwtschinskij und Karsawin, traten die beiden ersten Anfang 1929 aus der Bewegung aus, in der sich bolschewistenfreundliche Tendenzen stärker durchsetzten. Die Zeitschriften der E. [Eurasier] sind »Jewrasijskij Wremennik« (seit 1922), »Jewrasijskaja Chronika« (seit 1924) und »Jewrasija« (seit 1928).“
Siehe auch
Literatur
- Das grosse Erwachen vom „Grossen Erwachen“, ExpressZeitung Nr. 45/46, März 2022, Vorwort von Hg. André Barmettler: Nein, Putin ist nicht unsere Rettung!, Bezugsnachweis – über den Eurasisten Alexander Dugin und sein Buch „Das große Erwachen“
Verweise
- Émile Durand: Illusionen weißer Nationalisten über Rußland, erschienen im englischen Original am 7. März 2014 auf Counter-Currents; übersetzt von Deep Roots, in deutscher Sprache ursprünglich veröffentlicht am 14. März 2014 auf As der Schwerter, archiviert
- Johannes Schüller: Der Weg nach Eurasien, Neue Ordnung, NO III/2014