Schlacht um Sewastopol 1941–1942
Die Schlacht um Sewastopol 1941–1942 war die entscheidende Besetzung der gesamten Halbinsel Krim im Zweiten Weltkrieg durch die deutsche Wehrmacht. Die deutschen und rumänische Truppen wurden von Kriegsschiffen der italienischen Marine (Regia Marina) unterstützt. Die Rote Armee erfuhr starke Unterstützung durch die Schwarzmeer-Flotte. Das Unternehmen „Störfang“ (ab dem 7. Juni 1942) endete am 4. Juli 1942 mit der Eroberung der Festung und der Gefangennahme von rund 100.000 Rotarmisten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ab Oktober 1941 waren große Teile der Krim von der 11. Armee unter Generaloberst Erich von Manstein und rumänischen Verbänden besetzt worden. In dem Befestigungslabyrinth von Sewastopol hielten sich jedoch noch über 100.000 sowjetische Soldaten verschanzt. Diese nutzten die monatelange Belagerung, um neue Stellungen, Bunker und Minenfelder anzulegen. Nach massiven Luft- und Artillerieeinsätzen begann am 7. Juni 1942 der Angriff auf den ersten von drei Verteidigungsringen um die Festung, der zweieinhalb Wochen später fiel. Entschieden war die Schlacht um Sewastopol, nachdem die Wehrmacht am 29. Juni mit Sturmbooten das befestigte Südufer der Sewernaja-Bucht eingenommen hatte. Am 1. Juli 1942 war die letzte Bastion der Roten Armee auf der Krim gesäubert.
Lazarett-Massaker (Feodosia)
Nach Aussagen russischer Pfleger, Ärzte sowie überlebender Deutscher drangen bis etwa zum 17. Januar 1942 betrunkene russische Marinesoldaten in die Lazarette ein, erschossen viele der Pfleger und Ärzte (auch der russischen) und begannen danach, die Verwundeten auf grausamste Art zu massakrieren.
- „In dem früheren deutschen Lazarett, welches in einem moscheeähnlichen Gebäude untergebracht ist, liegen in zwei großen Räumen die Leichen von etwa 50 deutschen Soldaten. Es sind meiner Ansicht nach Schwerverwundete, die bei der Räumung von Feodosia am 29. Dezember 1941 nicht mitgenommen werden konnten. Die Leichen sind alle, zum Teil grauenhaft, verstümmelt. Bei einigen ist der Kopf zu einer unförmigen Masse zerschlagen. Einigen sind die Ohren abgeschnitten, anderen die Nase, einigen, denen der Mund aufsteht, ist die Zunge herausgerissen. Einigen sind die Hände abgehackt, die Augen ausgestochen oder der Leib durch Messerstiche oder Messerschnitte verletzt. Einigen ist das Geschlechtsteil abgeschnitten. Bei vielen zeigen sich mehrere der bezeichneten Verstümmelungen.“ — Eidliche Aussage des deutschen Leutnants Hans-Friedrich Döring vor einem deutschen Kriegsgerichtsrat, 31. Januar 1942
Aus dem Hauptlazarett gleich am Ufer wurden Verwundete durchs Fenster ins Freie geworfen und Felsen hinab gestürzt, oder ins Freie getragen, verstümmelt und solange mit Wasser überschüttet, bis sie von Eis wie durch eine Glashülle umgeben wurden.
- „Nach der Entfernung einer etwa handbreiten Sandschicht stellte ich fest, daß darunter aufeinandergehäufte Leichen lagen. Ich konnte einwandfrei feststellen, daß es sich bei den Leichen um Schwerverwundete meines Lazaretts handelte. Die Leichen trugen zum großen Teil noch Gipsverbände und Schienen. […] Bei vielen Leichen waren Erfrierungen ersten, zweiten und dritten Grades an den unbedeckten Gliedmaßen festzustellen, also müssen die Schwerverwundeten bei Lebzeiten am Strand gelegen haben und der Kälte ausgesetzt gewesen sein. Die Gipsverbände waren zum Teil zerbrochen. Aus den Bruchspalten war Blut und Eiter herausgetreten. Etwa 50 m von dem Hügel entfernt lag die Leiche eines Verwundeten, die von Sand überspült war. 10 Meter weiter lag eine weitere deutsche Leiche, die durch fortgesetztes Überspülen mit Meerwasser in eine Glasschicht gehüllt war. Auf einem russischen Friedhof wurden noch über 100 Leichen deutscher Soldaten gefunden, die in ein Haus zusammengetragen und von mir besichtigt wurden. Dabei waren ca. 60 bereits ärztlich behandelte Verwundete, was man an den Verbänden und Schienen erkannte. Diese ca. 100 Leichen wiesen deutlich Merkmale auf, die den Schluß rechtfertigten, daß sie mit stumpfen Gegenständen erschlagen worden sind.“ — Stabsarzt Rudolf Burkhardt
Weitere Verwundete wurden, Berichten zufolge, tagelang auf der Straße liegen lassen, bevor man ihnen ins Gesicht schoß. Einige waren aus Rotkreuzwagen geschmissen worden. Von den unverwundeten deutschen Gefangenen wurden die meisten erschossen, meist von sowjetischen Politkommissaren, ganz wenige überlebten mit Glück.
Verluste (Juni/Juli 1942)
Deutsches Reich (27.412)
- 4.264 Gefallene
- 21.626 Verwundete
- 1.522 Vermißte
- 78 Artillerie-Geschütze
- 31 Flugzeuge der Luftwaffe
Königreich Rumänien (8.454)
- 1.597 Gefallene
- 6.571 Verwundete
- 277 Vermißte
Rote Armee (118.000)
- 18.000 bis 22.000 Gefallene
- 5.000 Verwundete
- 95.000 Kriegsgefangene (ein Drittel verwundet)
Russische Gesamtverluste auf der Krim (30. Oktober 1941 bis 4. Juli 1942)
- 156.880 gefallen oder in deutsche Gefangenschaft geraten
- 43.601 verwundet oder krank
Literatur
- Hans Haferkorn: Im Sturm auf die Krim! Ostwärts bis Sewastopol – Mit einer Infanterie-Division in Sowjet-Rußland, Nachdruck der Originalausgabe von 1943, ISBN: 978-3-942562-36-2 (Bestellmöglichkeit)
- Franz Kurowski: Sewastopol – Der Angriff auf die stärkste Festung der Welt 1942 (Inhaltsverzeichnis und Bestellmöglichkeit)
Filmbeiträge
- Kampf um Sewastopol, Die Deutsche Wochenschau Nr. 617 vom 1. Juli 1942