Frantz, Constantin
Constantin Frantz ( 12. September 1817 in Börnecke ; 2. Mai 1891 in Blasewitz) war ein deutscher Philosoph, Publizist, Mathematiker und Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Laut der Bismarck-Biographie von Ludwig Reiners scheiterte Frantz, als er seine in der Theorie entwickelten Gedanken zum ersten und einzigen Mal in die Wirklichkeit umsetzen wollte, nämlich mit der Gründung einer eigenen Partei. Da es auf dem Gründungsparteitag nicht nach seinem Willen verlief gab er das ganze Projekt auf. Reiners schildert ihn weiterhin als Feind des Rübenzuckers und Sonderling, der zeitlebens auch Judengegner gewesen sei. Er hat zwar zahlreiche Bücher geschrieben, aber laut Reiners im Grunde genommen immer nur Eines. Das Zauberwort zur Überwindung aller politischen Schwierigkeiten sei demnach für Frantz das Wort Föderalismus gewesen.[1] Auch in den Lebenserinnerungen von Otto von Bismarck „Gedanken und Erinnerungen“ wird Frantz erwähnt.[2]
Bismarck verwirft darin das politische Programm, das Frantz in einer seiner Schriften aufstellt, aber Bismarck hat es zumindest gekannt. Reiners warf die Frage auf, ob Bismarck überhaupt Kenntnis von den Ideen des Constantin Frantz gehabt habe. Da er ihn namentlich in seinen Memoiren erwähnt ist dies zu bejahen. Reiners stellt beide einander gegenüber und kommt zu dem Schluß, daß Bismarck der Praktiker von beiden gewesen ist, während Frantz nur ein Träumer war, der für praktische Politik nicht geeignet gewesen ist. Seine Anhänger, die ihn verehrten, nannten ihn aber dennoch „Constantin den Großen“.
Schriftstellerisches Wirken
Wenn Constantin Frantz die Politik Bismarcks und die Friedrich des Großen als Unrecht verwirft, so unterschätzt er die Machtfrage mit Österreich, die Bismarck zu klären hatte. Wenn es streng nach dem Recht gegangen wäre, dann hätte Österreich bereits den Vertrag von Gastein 1865 nicht mit Preußen abschließen dürfen. In diesem Vertrag hatte Österreich das Herzogtum Lauenburg an Preußen verkauft, das beide vorher gemeinsam zusammen mit den Herzogtümern Schleswig und Holstein von Dänemark erobert hatten. Dabei ließen sie beide den Deutschen Bund links liegen, was sie eigentlich nicht hätten tun dürfen. Wenn sie aber gewartet hätten bis der Bund entschieden hätte, in dieser Frage, hätte sich Dänemark bis dahin längst Schleswig, Holstein und Lauenburg einverleibt. Der Deutsche Bund war dem gegenüber völlig machtlos.
Die Behauptung von Frantz, daß das Deutsche Reich später auch ohne das Zutun Bismarcks entstanden wäre, kann als naiv betrachtet werden. Einen solchen Machtverlust hätten weder Österreich noch Frankreich einfach ohne Gegenwehr hingenommen. Bei einer Lösung der Frage im Sinne einer Großösterreichischen Lösung wäre wohl kaum ein Staat dabei herausgekommen, den man noch als Deutsches Reich hätte bezeichnen können, es sei denn das deutsche Volk hätte darin über die anderen Völker geherrscht. Doch dies glaubte Frantz durch föderale Strukturen unnötig machen zu können, was aber wohl nur in seinen Theorien funktioniert hätte, nicht aber auch in der Realität.
Wenn Österreich 1866 die Frage der Herzogtümer Schleswig und Holstein vor den Bundestag des Deutschen Bundes in Frankfurt am Main brachte, verstieß es damit gegen den mit Preußen abgeschlossenen Vertrag von Gastein. Diesen wiederum hätte es streng genommen, aber gar nicht erst abschließen dürfen, weil diese Frage, den Verbleib der Herzogtümer, zu klären dem Deutschen Bund hätte überlassen werden müssen. Dabei wäre aber wohl nur ein neuer deutscher Kleinstaat herausgekommen. Daß bei Machtfragen einer Großmacht jedes Mittel Recht ist, um eine andere, die ihr Gegner ist, ins Unrecht zu setzen sieht Frantz nicht.
Für ihn ist Preußen auch im Unrecht, als es 1866 das Königreich Hannover, Hessen-Nassau und Kurhessen annektierte. Die deutsche Staatenwelt wurde durch diese Maßnahme jedoch erheblich übersichtlicher gestaltet und sie wurde bereits durch Napoleon übersichtlicher gestaltet. Nach der Argumentation von Frantz hätten auch Bayern und die anderen deutschen Staaten die zusätzliches Land und deren Fürsten höhere Titel von ihm erhalten haben, dieses wieder zurückgeben müssen und sich auch wieder mit den niedrigereren Titeln begnügen müssen, die sie vor ihm inne hatten. Seine Betrachtungen in dieser Frage halten demnach der Wirklichkeit nicht stand.
So mußte Friedrich der Große 1756 auch einen Präventivkrieg führen und seinen Gegnern zuvorkommen. Er war auch keineswegs der einzige Fürst der sich nicht an die Pragmatische Sanktion gehalten hat, in der der Vater Maria Theresias weite Gebiete die zum Ersten Deutschen Reich gehörten, wie sich später herausstellen sollte, für immer preisgab, um seiner Tochter den Thron zu sichern, da er keinen männlichen Erben hatte. In seinen Schriften schlägt Frantz weiter vor in Europa, ein System von Konföderationen zu bilden, die wiederum miteinander verflochten sind. Er will zwar keinen Krieg zu diesem Zweck führen, doch ist seine Vorstellung, daß dies auf friedlichem Wege gelingen kann unglaubwürdig, da dies für die anderen Großmächte einen Machtverlust bedeuten würde, den sie wohl kaum hingenommen hätten.
Frantz kritisierte auch die Mehrwerttheorie von Karl Marx. Polemisch fragte Frantz, ob denn Rothschild deshalb zu seinem großen Reichtum kam, weil er seinen Angestellten den Mehrwert ihrer Arbeit vorenthielt oder nicht eher durch geschickte Börsenspekulation.
Werke (Auswahl)
- Unsere Politik (1850) Berlin: F. Schneider (PDF-Datei)
- Von der deutschen Föderation (1851) Berlin, F. Schneider (PDF-Datei)
- Schelling's positive Philosophie, nach ihrem Inhalt, wie nach ihrer Bedeutung Für den allgemeinen Umschwung der bis jetzt noch herrschenden Denkweise für gebildete Leser dargestellt (1879) Göthen P. Schettler (PDF-Datei)
- Die Naturlehre des Staates als Grundlage aller Staatswissenschaft (1870) (PDF-Datei)
- Untersuchungen über das Europäische Gleichgewicht (1968, Nachdruck von 1859) (PDF-Datei)
- Die deutsche Politik der Zukunft von Constantin Frantz und Ottomar Schuchardt (1899) (PDF-Datei)
- Der Nationalliberalismus und die Judenherrschaft (1874) (Netzbuch und PDF-Datei zum herunterladen)
- Polen, Preußen und Deutschland. Ein Beitrag zur Reorganisation Europas (1848) (PDF-Datei)
- Philosophismus und Christenthum (1875) (PDF-Datei)
- Kritik aller Parteien (1862) (PDF-Datei)
- Die Sociale Steuerreform (1881) (PDF-Datei)
- Das neue Deutschland (1871) (PDF-Datei)
- Drei und dreissig Sätze vom Deutschen Bunde (1861) (PDF-Datei)
- Die Religion des Nationalliberalismus (1872) (PDF-Datei)
- Bismarckianismus und Friedricianismus (1873) (PDF-Datei)
- Der Föderalismus als das leitende Princip (1879) (PDF-Datei)
- Die Staatskrankheit (1852) (PDF-Datei)
- Hegel's Philosophie in wörtlichen Auszügen: Für gebildete aus dessen Werken (1843) (PDF-Datei)