Augstein, Franziska
Hannah Franziska Augstein ( 18. September 1964 in Hamburg) ist eine deutsche Journalistin.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Franziska Augstein ist Tochter der Updike-Übersetzerin Maria Carlsson und des SPIEGEL-Gründers und Herausgebers Rudolf Augstein (1923–2002). Sie hat drei Halbgeschwister; ihr Bruder Jakob Augstein hat die gleiche Mutter und wuchs als Sohn Augsteins auf, obwohl er, wie erst 2009 öffentlich bekannt wurde, ein leiblicher Sohn des Schriftstellers Martin Walser ist. Außerdem sind die Rechtsanwältin Maria Sabine Augstein (geb. 1949) und der Kunstmaler Julian Robert Augstein (geb. 1973), Kinder aus erster und vierter Ehe ihres Vaters, ihre Halbgeschwister.
Nach dem Abitur, das sie im Alter von 17 Jahren ablegte, absolvierte Franziska Augstein ein Studium der Geschichte und Philosophie in Berlin, Bielefeld und an der University of Sussex. 1996 promovierte sie am University College in London über die Entstehung der Rassentheorie anhand der Schriften des englischen Anthropologen und Arztes James Cowles Prichard.
Wirken
Von 1987 bis 1989 unterbrach Augstein ihr Studium und arbeitete als Redakteurin beim Magazin der Wochenzeitung „Die Zeit“ in Hamburg. 1997, ein halbes Jahr nach ihrer Promotion, trat sie in das Feuilleton-Ressort der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) ein.[1] Zu Beginn des Jahres 2000 wechselte Augstein als Korrespondentin der Zeitung nach Berlin.[2] 2001 wechselte Franziska Augstein zur „Süddeutschen Zeitung“,[3] wo sie seit 2010 die Rubrik „Das politische Buch“ betreut und seit 2016 ihre Kolumne „Augsteins Welt“ erscheint.
Kampf um das „Spiegel“-Erbe
Nach dem Tod ihres Vaters Rudolf im November 2002 rückte Augstein, als ehrgeizig und zielstrebig charakterisiert, immer mehr ins Rampenlicht als mögliche Nachfolgerin an der Spitze des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Auf der Trauerfeier für den verstorbenen Herausgeber sorgte sie für Aufregung, als sie gegen vorherige, ohne ihre Zustimmung gemachte Absprachen das Wort ergriff und eine Rede hielt, die in den Medien als Kampfansage an „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust gedeutet wurde.[4] Während Aust sich im „Erbstreit im Hause Augstein“[5] gegen einen Nachfolger für den verstorbenen Herausgeber aussprach, wünschte sich die Mitarbeiter-AG erneut eine Kontrollinstanz oberhalb der Chefredaktion und favorisierten Augstein. Eine Gesellschafterversammlung wurde damit betraut, über die Nachfolge Rudolf Augsteins zu entscheiden.
Nach dem Willen des Vaters sollten 25 % der Gesellschafter-Anteile an die Familien-Erbengemeinschaft entfallen. Darüber hinaus hatte er verfügt, daß davon jeweils 0,5 % an die anderen beiden Gesellschafter, namentlich die Mitarbeiter-KG (bislang 50 %) und den „Gruner + Jahr“-Konzern (bislang 25 %), verkauft werden sollten. Diese Regelung bedeutete einen erheblichen Einflussverlust der Erbengemeinschaft, da die beiden anderen Gesellschafter nun über die für alle Entscheidungen ausreichende Mehrheit von 76 % des stimmberechtigten Kapitals verfügten. Der Versuch der Erben, diese Entscheidung durch das Bundeskartellamt kartellrechtlich überprüfen und revidieren zu lassen, blieb ohne Erfolg.
Im November 2005 hielt Augstein in Berlin einen Vortrag über die deutsche Presse, in der sie vor misslichen Tendenzen im Journalismus warnte: Selbst der „Spiegel“ drohe, „ein geschwätziges Blatt unter vielen“ zu werden, und habe seine Stellung als Leitmedium des deutschen Journalismus verloren. Dieser Vortrag von Augstein wurde weithin als neuerliche Kritik an „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust aufgefasst. Auf Initiative der Mitarbeiter-KG beschlossen die Gesellschafter schließlich 2007 einvernehmlich die Abberufung und Freistellung Austs, dessen Vertrag noch im Oktober 2004 bis Ende 2008 verlängert worden war. Eine Doppelspitze mit Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo, beide bereits „Spiegel“-Leute, löste im Februar 2008 Aust als Chefredakteur ab.
Auszeichnungen
- Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis (1998)
- Theodor-Wolff-Preis (2000)[6]
Privates
Franziska Augstein ist ledig. Sie lebt zusammen mit Heribert Prantl, seit 1995 Innenpolitik-Chef der „Süddeutschen Zeitung“, in München.