Frau Holle

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Statue der Frau Holle am Frau-Holle-Teich
auf dem Hohen Meißner[1]

Frau Holle ist eine deutsche mythologische Gestalt, germanische Sagengestalt (Holda „die Holde“, got. hulths) und Figur im gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm.

Mythologie

Holle steht in engem Zusammenhang mit der Perchta des Alpenraumes und der skandinavischen Hel. Allen ist gemeinsam die Beziehung zum Tod, die schon in den Namen Ausdruck findet, der sich bei Holla von „verhüllen“ ableitet. Perchta, den Eugen Mogk[2] von „pergan“ (verbergen) ableitet, so wie Hel von „verhehlen“. Das Verhüllende, Verbergende zeichnet die weiblichen Gestalten als Totengöttinnen aus, und im wesentlichen entsprechen sich Holle und Perchta; sie weisen nur wenige, lokal bedingte Unterschiede auf. So führt auch Holle die Schar der Huldren (Naturgeister), das Huldrevolk, identisch mit Landwichten (landvaettir), an. Im Zusammenhang mit den Landwichten, wie auch mit dem Tod im allgemeinen steht die Fruchtbarkeit als wesentliches Element, das bei der skandinavischen Hel offenbar verlorengegangen ist und auf Freyja übertragen wurde.

Holle (und Perchta) sind auch die weiblichen Führerinnen in der Wilden Jagd und entsprechen damit Diana. Im neugermanischen Heidentum (Asatru) wird Holle als Göttin verehrt. In Oberdeutschland wird Frau Holle als wilde Jägerin, d. h. als Sturmgöttin und somit identisch mit Frigg gesetzt.

Mythologisch scheint das Märchen darüber hinaus möglicherweise sogar noch älteren Stoff zu verarbeiten. So ist insbesondere das Springen in den Brunnen mit der sich anschließenden Reise in die Anderswelt unmittelbar auffällig.

Das Motiv der Gaben der Zauberfrau aus dem Brunnen findet sich bei den Brüdern Grimm in „Das blaue Licht“. Auch „Die Regentrude“ von Theodor Storm wohnt in der durch eine hohle Weide zugänglichen Unterwelt. Zahlreiche archaische Motive in den Sagen deuten nach Ansicht von Heide Göttner-Abendroth auf das hohe Alter dieser Gestalt hin, die ihrer Meinung nach auf die Jungsteinzeit zurückgeht. Schriftliche Spuren der Frau Holle lassen sich mindestens 1.000 Jahre zurückverfolgen. Die früheste schriftliche Erwähnung findet sich in den Dekreten des Erzbischofs Burchard von Worms, die zwischen 1008 und 1012 verfaßt wurden. Jedoch ist sie seiner Ansicht nach sehr viel älter: Die Indizien sprächen jedenfalls stark für die Annahme, daß Frau Holle keine Spukgestalt und kein Vegetationsdämon sei, sondern die Verkörperung einer uralten Erdgottheit.

Die Germanistin Erika Timm geht davon aus, daß der Name Holle (in etwa: die Huldvolle), wie bereits oben erwähnt, ursprünglich ein Beiname der germanischen Göttin Frigg war. Dieser hat sich nach der Christianisierung verselbständigt, weil es jetzt nicht mehr ratsam war, den Namen einer heidnischen Göttin zu nennen oder sie gar anzurufen. Nach dem gleichen Muster hätte sich die im süddeutschen und alpenländischen Raum bekannte Perchta (etwa: die Glänzende) aus einem anderen Beinamen von Frigg entwickelt.

Frau Holle wurde auf zahlreichen Bergen verehrt, viele Sagen sind in der Region des Hohen Meißners in Osthessen überliefert. Der Frau-Holle-Teich soll unendlich tief und der Eingang zu ihrer Anderswelt sein, die auch im Märchen der Brüder Grimm beschrieben wurde.

Nach anderen Sagen segnet Frau Holle die grünenden Fluren im Frühjahr, indem sie über Felder und Wiesen schreitet, wodurch der Saft in die Pflanzen schießt und die Natur erwacht. Frau Holle soll auch die Menschen zahlreiche Kulturtechniken wie Spinnen und Weben gelehrt haben und gilt als Schirmherrin der Spinnerinnen und Weber.

Es wird auch berichtet, daß Frau Holle den Frauen und Mädchen hilft, ihnen „so manches gutes Jahr“ wünscht und sie gesund und fruchtbar macht. So sollen früher insbesondere junge Frauen im Frau-Holle-Teich auf dem Hohen Meißner gebadet haben, wenn sie fruchtbar werden wollten. Dem Wasser dieses Teiches wurden auch Heilkräfte zugeschrieben. Gegen 1850 fand ein Schäfer in der Nähe des Holleteiches zwei Goldmünzen aus der römischen Kaiserzeit (1. Jahrhundert n. d. Z.). Ausgrabungen in der Nähe des Teiches im Jahr 1937 förderten Keramikscherben aus dem Mittelalter und aus früheren Zeiten zutage. Das kann darauf hindeuten, daß an diesem Teich der Frau Holle Opfer dargebracht wurden. Zur Zeit der Rauhnächte, zwischen 23. Dezember und 5. Januar (in dieser Zeit mußte die Hausarbeit ruhen), soll sie zur Erdoberfläche aufgestiegen sein, um nachzusehen, wer das Jahr über fleißig oder wer faul war.

Darüber hinaus gilt Frau Holle als Herrscherin über die Schätze des Erdinnern. Der Holunder (auch: Holler) gilt als Pflanze, die insbesondere der Frau Holle geweiht ist. Möglicherweise stammt sogar sein Name von ihr.

Sonstiges

Jungen und Mädchen tanzten noch im 19. Jahrhundert nachts in der Nähe des Hollelochs bei Schlitz und sangen folgendes Lied, von dem nur noch die erste Strophe bekannt ist:

Miameide steht auf der Heide
Hat ein grüns Röcklein an.
Sitzen drei schöne Jungfern daran.
Die eine schaut nach vorne,
die andre in den Wind.
Das Weibsbild an dem Borne
hat viele, viele Kind.

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Hoher Meißner im Werra-Meißner-Kreis in Nordhessen
  2. Eugen Mogk, in HdA 6, S. 1479 f.