Freitod (Aussig an der Elbe 1945)
Den Freitod wählten in Aussig an der Elbe im Jahre 1945 zahlreiche Deutsche, deren genaue Anzahl bisher nicht bekannt geworden ist. Eine beträchtliche Zahl der zur Zeit in der sudetendeutschen Elbestadt einquartierten ostdeutschen Flüchtlinge aus Schlesien und Ostpreußen dürfte wohl auch für diese einzige Möglichkeit, dem seitens der Tschechen verübten Genozid bzw. Völkermord zu entrinnen, optiert haben.
Inhaltsverzeichnis
Vertreibung von Aussig
Totenliste
Die Liste von Dr. med. Franz Bardachzi
Selbsttötung wurde von nachfolgenden Personen, manchmal auch Familien, und unzähligen anderen verübt, so ein Augenzeuge der Aussiger Vertreibung, Dr. med. Franz Bardachzi, Direktor und Primararzt der inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses[1]. Es handelte sich dabei um seine Kollegen:
- Frau Dr. med. Pohl mit drei Kindern
- Frau des Arztes Dr. Kindermann
- Dr. med. Hüttel und seine Frau
- Dr. med. Haas
Weitere Opfer
Auf dem Kapellenberg nordöstlich von Kulm erschoß am 12. Mai 1945 der NSDAP-Kreisleiter Rudolf Schittenhelm seine Familie und sich selbst. Im Buch Emil Franzls[2] wird weiterhin im Bereich Selbsttötung ein Bericht von Dr. Karl Grimm aus Brüx vermittelt. Er meldete zu den dortigen Verhältnissen:
– Emil Franzl, Die Vertreibung, Seite 294Da die Stadt Brüx gegen 30.000 Einwohner hatte, wovon 20.000 Deutsche waren, ergibt eine einfache Rechnung, daß die 300 Selbstmörder von den 20.000 Deutschen genau 1,5 Prozent ausmachen. Nach diesen Zahlen für die ersten beiden Monate schätzte ich die Zahl der Selbstmörder für Brüx im ganzen auf 600 bis 700, das sind über 3 Prozent. Diese Schätzung deckt sich mit den Zahlen, welche mir später für den ganzen Sudetengau genannt wurden.
Bei einer Rate von drei Prozent, und einer geschätzten Einwohnerzahl von 50.000 Sudetendeutschen, die ostdeutschen Flüchtlinge dazu noch nicht gerechnet, habe es im Falle der Stadt Aussig an der Elbe um 1.500 Selbsttöter gegeben[3]. Selbsttöter sind in diesem Bereich auch die minderjährigen Kinder, die sich freiwillig von ihren Eltern erschießen, erhängen oder ersticken ließen, bevor sich ihre Eltern selbst und in gleicher Weise das Leben nahmen.
Literatur
- Emil Franzl, „Die Vertreibung, Sudetenland 1945–1946“, Aufstieg Verlag, Landshut 1967, ISBN 3-7612-0149-4