Krause, Günther
Günther Krause ( 13. September 1953 in Halle (Saale)) ist ein Ingenieur und ehemaliger deutscher Politiker (CDU). Er war 1990 Parlamentarischer Staatssekretär beim Ministerpräsidenten der DDR und mit Wolfgang Schäuble Verhandlungsführer beim deutsch-deutschen Einigungsvertrag, von 1990 bis 1991 Bundesminister für besondere Aufgaben und von 1991 bis zu seinem Rücktritt 1993 Bundesminister für Verkehr.
Werdegang
Nach dem Abschluß der Erweiterten Oberschule leistete er von 1972 bis 1974 den Wehrdienst. Anschließend studierte er, dessen ursprünglicher Berufswunsch Kirchenmusiker war, Bauingenieurwesen und Informatik in Weimar. Ein geplantes Forschungsstipendium wurde dem engagierten Christen nicht gewährt, vielmehr schickte man ihn ins Wohnungsbaukombinat nach Rostock. Er promovierte 1984 zum Dr.-Ing. und habilitierte sich 1987 an der TH Wismar als Dr. sc. techn.
In Rostock widmete sich der angehende Bauingenieur Krause der rechnergestützten Projektierung im Wohnungsbau und suchte nach Alternativen zur Plattenbauweise. Ab 1982 baute er an der Hochschule in Wismar den Wissenschaftsbereich Informatik auf, der in der DDR weit hinter westlichem Standard zurücklag. Im Hafen von Rostock kümmerte er sich um einen rechnergestützten Containerumschlag. 1990 erhielt Krause an der TH Wismar eine Honorarprofessur.
Politisch engagierte sich Krause ab 1975 in der CDU der DDR. Er war Kreisvorsitzender in Bad Doberan und wirkte nach der Wende des Spätherbstes 1989 an der Gründung eines CDU-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern mit. Er wurde Bezirksvorsitzender in Mecklenburg und Landesvorsitzender der CDU Mecklenburg-Vorpommern. Bei der letzten DDR-Volkskammerwahl am 18. März 1990 schnitt die CDU überraschend gut ab. Krause gewann als Spitzenkandidat im Wahlkreis Rostock ein Mandat und übernahm in der Volkskammer den Vorsitz der CDU-Fraktion. Ministerpräsident Lothar de Maizière (CDU) ernannte Krause zum Parlamentarischen Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten und zum Leiter der Verhandlungen über den umstrittenen Staatsvertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der Bundesrepublik. Krauses Hauptgesprächspartner war zunächst der Minister im Bundeskanzleramt, Rudolf Seiters.
Im Anschluß an die Einführung der D-Mark in der DDR am 2. Juli 1990 fiel Krause die Aufgabe zu, zusammen mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble den deutsch-deutschen Einigungsvertrag auszuhandeln. Krause war im Sommer 1990 an allen wichtigen Entscheidungen mitbeteiligt. In kurzer Zeit mußte eine Vielfalt von Problemen wenigstens annähernd geregelt werden, darunter die Frage der Länderfinanzierung und die Frage der Rückgabe enteigneter Betriebe sowie Grundstücke bzw. die Entschädigung der Betroffenen. Die Sowjetunion forderte, daß Enteignungen unter Besatzungsrecht (d. h. bis 1949) nicht mehr rückgängig gemacht werden dürften, was auch in den Einigungsvertrag übernommen wurde. Man schrieb zudem fest, daß grundsätzlich Enteignungen und entsprechende Maßnahmen ab 1949 in sozialverträglicher Form rückgängig gemacht werden sollten. Die Antragsflut blockierte die Verfügung über Grund und Boden und erwies sich als Investitionshemmnis ersten Ranges.
Als wegen des Einigungsvertrages in Ostberlin die Koalition mit der SPD im August 1990 auseinanderbrach, übernahm Krause von Finanzminister Romberg (SPD), den er besonders hart attackiert hatte, zusätzlich die Aufsicht über das Finanz-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsressort.
Mit der Teilvereinigung am 3. Oktober 1990 endete Krauses Tätigkeit im Ministerrat der DDR. Er gehörte dann zum Kreis der ehemaligen DDR-Politiker, die als Minister für besondere Aufgaben, aber ohne klar umrissene Befugnisse, nach Bonn berufen wurden. Vor die Wahl gestellt, als Spitzenkandidat der CDU in die Landtagswahl am 14. Oktober 1990 in Mecklenburg-Vorpommern zu gehen oder eine weitere Karriere in Bonn anzustreben, entschied sich Krause für Bonn und ebnete in Mecklenburg-Vorpommern dem bis dahin wenig bekannten Alfred Gomolka den Weg zum CDU-Spitzenkandidaten.
Bei der ersten deutsch-deutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 setzte sich Krause in seinem Heimatwahlkreis 262 (Wismar) mit 45,2 % der Erststimmen klar durch. Bei der Bildung der Bundesregierung im Januar 1991 löste er Friedrich Zimmermann an der Spitze des Bundesverkehrsministeriums ab. Krauses Wahl durch Bundeskanzler Helmut Kohl hatte offensichtlich mit seiner Einsatzbereitschaft und der Fähigkeit, sich rasch in komplexe Themen einzuarbeiten, zu tun.
Als Fachminister erntete der überaus agile Politiker Krause überraschend schnell und überwiegend einhellig allgemeine Anerkennung, vor allem in der Verkehrswirtschaft. Er bewegte in seinem Amt mehr, als alle seine Vorgänger zusammen, war aus Bonn zu hören. Kritiker warfen Krause u. a. einen mangelnden Sparwillen, die Überbetonung des Straßenverkehrs und überhöhte Investitionen in den „wenig gefragten“ Verkehrsträger Schiene vor. Krause verstand sich auch als Interessensvertreter der neuen Bundesländer, für deren Entwicklung er den raschen Ausbau des Straßen- und Schienennetzes als vordringlich einstufte. Im Osten stand Krause im Ruf, es „denen im Westen“ zu zeigen.
Krause brachte als Minister die 17 Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ mit einem Finanzvolumen von 56 Mrd. DM in den „Bundesverkehrswegeplan“ ein und setzte trotz erheblicher Widerstände ein Planungsbeschleunigungsgesetz für die neuen Bundesländer durch. Er ebnete auch den Weg für die Bahnreform und setzte eine Tarifanhebung sowie die Gurtanlegepflicht für Kinder durch. Weniger erfolgreich war Krause in der Frage der Zukunft der Werften in Mecklenburg-Vorpommern und in der Frage der Liberalisierung des europäischen Straßengüterverkehrs, wogegen sich in der EG erhebliche Widerstände regten. Der Streit um Straßenbenutzungs- und Autobahngebühren (Vignette) beherrschte monatelang die verkehrspolitische Diskussion.
Nach diesem vorläufigen Abschied von der Politik wurde Krause in der Investitionsberatung tätig. Er gründete 1993 die Aufbau-Invest AG (60%ige Beteiligung Krause) mit Sitz in Zürich und die Aufbau-Invest GmbH (Gesellschafter Krause und seine Frau) mit Sitz in Krauses mecklenburgischem Wohnort Börgerende sowie einem Büro in Berlin. Am 30. August 1994 wurde Krause in den Aufsichtsrat des Unternehmens I.G. Farbenindustrie AG i. A. gewählt, und im Sommer 1994 erwarb er eine 50%ige Beteiligung an der Privatbank „Bank Compagnie Nord AG“, Kiel, die er im September 1994 nur vier Wochen nach dem Kauf wieder veräußerte.
Mit seiner im Februar 1995 bekanntgewordenen Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters in Rostock versuchte Krause erneut in die Politik einzusteigen. Am 3. Mai 1995 setzte sich in Rostock der SPD-Bewerber Arno Pöker im dritten Wahlgang gegen den PDS-Kandidaten Wolfgang Methling durch. Krause schied bereits nach dem zweiten Wahlgang aus. Drei Wochen nach dieser Niederlage wählte der CDU-Kreisverband Rostock Krause Ende Mai 1995 zu seinem neuen Vorsitzenden, und damit kehrte Krause in den erweiterten Landesvorstand der CDU Mecklenburg-Vorpommern zurück.
Ende 1996 meldete die Presse, daß Krauses Firma in finanziellen Schwierigkeiten ist, und die Gläubiger Haftantrag gestellt hätten, um Krause zu einem Offenbarungseid über seine persönlichen Vermögensverhältnisse zu zwingen. Mitte Juni 1997 wurden wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung die Wohnungen und Büros der Eheleute Krause durchsucht.
Das Amtsgericht Potsdam verhängte im März 2018 gegen Krause wegen Insolvenzverschleppung und vorsätzlichen Bankrotts einen Strafbefehl in Höhe von 5.400 Euro.
Familie
Krause war bis 1998 mit Heidrun, geb. Boldt, einer Englischlehrerin, verheiratet, von der die drei gemeinsamen Söhne Jann-Henning, Haie-Jann und Christian stammen. 2004 ehelichte er die Finanzbeamtin Heike Augustin, die drei Töchter in die Ehe mitbrachte.