Heym, Georg

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Georg Theodor Franz Artur Heym (Lebensrune.png 30. Oktober 1887 in Hirschberg; Todesrune.png 16. Januar 1912 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

In Posen besuchte er das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Nach dem Umzug nach Berlin wurde er wegen mangelhafter Leistungen aus dem Joachimsthalschen Gymnasium entlassen und wechselte auf das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Neuruppin. Nach dem Abitur nahm er ein Jurastudium auf. Nach einigen Semestern in Würzburg und Jena setzte er das Studium in Berlin fort, bestand dort 1911 die erste juristische Staatsprüfung und begann seinen Vorbereitungsdienst am Amtsgericht Berlin-Lichterfelde. Im Herbst promovierte er mit einer Arbeit über den Freiherrn vom Stein und schrieb sich dann am Orientalischen Seminar der Berliner Universität ein, zugleich bewarb er sich bei mehreren Regimentern um eine Stelle als Offiziersanwärter. In dieser Zeit erschien sein Gedichtband „Der ewige Tag“. Zu seinen Vorbildern gehörten Friedrich Hölderlin, Friedrich Nietzsche und Christian Dietrich Grabbe.

Seit Ende 1904 führte er ein Tagebuch. Noch das letzte dieser Hefte, vier Wochen vor Heyms Tod begonnen, trägt den Titel „Tagebuch des Georg Heym. Der nicht den Weg weiß.“

Er ertrank im Alter von 24 Jahren zusammen mit seinem Freund Ernst Balcke beim Schlittschuhlaufen in der Havel.

Den folgenden Traum hatte er am 2. Juli 1910, wie eine Vorahnung der Umstände seines Todes zwei Jahre später, in sein Traumtagebuch eingetragen:

„2. Juli 1910
Ich stand an einem großen See, der ganz mit einer Art Steinplatten bedeckt war. Es schien mir eine Art gefrorenen Wassers zu sein. Manchmal sah es aus wie die Haut, die sich auf Milch zieht. Es gingen einige Menschen darüber hin, Leute mit Tragelasten oder Körben, die wohl zu einem Markt gehen mochten. Ich wagte einige Schritte, und die Platten hielten. Ich fühlte, daß sie sehr dünn waren; wenn ich eine betrat, so schwankte sie hin und her. Ich war eine ganze Weile gegangen, da begegnete mir eine Frau, die meinte ich sollte umkehren, die Platten würden nun bald brüchig. Doch ich ging weiter. Plötzlich fühlte ich, wie die Platten unter mir schwanden, aber ich fiel nicht. Ich ging noch eine Weile auf dem Wasser weiter. Da kam mir der Gedanke ich möchte fallen können. In diesem Augenblick versank ich auch schon in ein grünes schlammiges, schlingpflanzenreiches Wasser. Doch ich gab mich nicht verloren, ich begann zu schwimmen. Wie durch ein Wunder rückte das ferne Land mir näher und näher. Mit wenigen Stößen landete ich in einer sandigen, sonnigen Bucht.“[1]


Brennt eine Flamme ...
Brennt eine Flamme wohl in dem Gefäße,
Daraus die Luft man zog, und mögen Früchte reifen,
Wo Winters Stürme Nacht und Tage streifen?
Wer ist, der dies zu glauben sich vermäße?
Doch Liebe soll in Einsamkeiten blühen?
Und sich an Totenhäuser trauernd lehnen?
Die leben muß, sie kann sich Tod nicht sehnen.
Die Fackel darf nicht wünschen, zu verglühen.
Die Ferne wär ihr Tod. Ob ich schon zwänge
In Haft sie ein, und mit Erinnerungen
Sie fristen wollte, wär sie nicht entsprungen,
Eh noch ein Band um ihren Fuß sich schlänge?

Werke (Auswahl)

  • Der Athener Ausfahrt (Drama, 1907)
  • Der Feldzug nach Sizilien (Drama, 1907/10)
  • Spartacus (Dramafragment, 1908)
  • Die Revolution (Dramafragment, 1908) (HTML-Version)
  • Catilina (Dramafragment, 1908)
  • Versuch einer neuen Religion (Essay, 1909)
  • Die Hochzeit des Bartolomeo Ruggieri (Drama, 1909)
  • Grifone (Dramafragment, 1909)
  • Atalanta oder die Angst (Drama, 1910) (HTML-Version)
  • Der ewige Tag (Gedichte, 1911) (HTML-Version, Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) letzteres Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!; (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
  • Eine Fratze (Prosa, 1911) (HTML-Version)
  • Der Dieb (Novellen, 1911/13) (HTML-Version)
  • Über Genie und Staat (Essay, 1912)
  • Zu den Wahlen (Essay, 1912)
  • Umbra vitae (Gedichte, posthum 1912)
  • Dichtungen; hg. v. E. Löwenson und K. Pinthus, München 1922 (mit 50 unveröffentlichten Gedichten aus dem Nachlaß (PDF-Datei)
  • Aus den Tagebüchern (HTML-Version)
  • Auswahl von Gedichten (HTML-Version)

Literatur

  • Helmut Greulich: Georg Heym (1887–1912) Leben und Werk. Ein Beitrag zur Frühgeschichte des deutschen Expressionismus, 1931

Fußnoten

  1. Zitiert in: Erwin Loewenson: Georg Heym oder Vom Geist des Schicksals, 1962, S. 78